Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

START DER DMS 6 Die DMS-Studienreihe „Deutschland auf den Zahn gefühlt“ wird in diesem Jahr fortgesetzt. Von Januar bis März sind Zahnärzte bundesweit unterwegs, um Zahn- und Kieferfehlstellungen bei acht- und neunjährigen Kindern zu untersuchen. An 16 verschiedenen Orten (pro Bundesland einer) in ganz Deutschland werden insgesamt 670 Kinder untersucht. Besonders im Fokus der DMS 6 steht die Kieferorthopädie, denn seit 31 Jahren sind die Zahn- und Kieferfehlstellungen nicht mehr ermittelt worden. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für wichtige Entscheidungen im Gesundheitswesen. Die Kinder werden zufällig ausgewählt, ihre Teilnahme ist freiwillig. Für die Kontaktaufnahme stellen die jeweiligen Einwohnermelde- ämter die Adressdaten zur Verfügung, da es sich um eine Studie im „öffentlichen Interesse“ handelt. Von Januar bis März 2021 werden die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern zu einem Besuch in einem Untersuchungszentrum in der Nähe ihres Wohnorts eingeladen. Im Vorfeld erhalten die Eltern einen Papierfragebogen zu ver- gangenen Zahnarztbesuchen und zum Gesundheitszustand ihres Kindes, den sie ausgefüllt zu ihrem Termin mitbringen sollen. Im Untersuchungszentrum werden die Eltern zu Zahnschmerzen und zur Behandlung von Zahnfehlstellungen ihrer Kinder befragt. Im Anschluss findet eine zahnärztliche Untersuchung statt, die einer ausführlichen Kontrolluntersuchung ähnelt. Dabei werden die Zähne des Kindes gezählt und es wird eine Scan-Aufnahme (kein Röntgen) der Zahnreihe gemacht. Rückblick auf die DMS-Studien Seit 1989 erforscht das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) die Mundgesundheit der Bevölkerung. Es geht darum, neue Erkenntnis- se und Antworten auf Fragen zu finden: Wie ist es um die Mund- gesundheit der Deutschen bestellt? Wie sieht es bei der Entwicklung von Karies und Parodontalerkrankungen aus? Welche Erfolge konnten bisherige Therapiekonzepte erzielen? Inwiefern haben soziale Umstände Einfluss auf die Mundgesundheit? Bei der DMS V, von Oktober 2013 bis Juni 2014, wurde erstmals auch die Mundgesundheit von alten und pflegebedürftigen Patienten untersucht. Neben Karies, Parodontitis, Pflegebedürftigkeit, Alter und sozialen Einflussfaktoren erfasste die Studie damit sämtliche Altersgruppen und sozialen Schichten. Deutschlandweit wurden mehr als 4.600 Menschen an 90 Standorten in Deutschland aus allen sozialen Schichten und Altersgruppen in einer repräsentativen Erhebung befragt und zahnmedizinisch-klinisch untersucht. Im Ergebnis ließ sich vor sieben Jahren ein deutlich positiver Trend sowohl im Hinblick auf die Karies- als auch auf die Parodontitis- erfahrung erkennen. Ferner zeigte die Studie, dass pflegebedürftige ältere Menschen generell eine höhere Karieserfahrung und weniger eigene Zähne haben. INTERVIEW MIT PROF. DR. A. RAINER JORDAN ZUR DMS 6 „ Wir untersuchen ingesamt 670 Kinder“ Prof. Dr. A. Rainer Jordan ist Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Im Rahmen der DMS 6 will er herausfinden, wie verbreitet Zahn- und Kieferfehlstellungen in Deutsch- land sind und welche Risikofaktoren dazu führen. Warum liegt der Fokus auf den Zahn- und Kiefer- fehlstellungen bei acht- und neunjährigen Kindern? Prof. A. Rainer Jordan : In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Forderungen, die Evidenzlage in der Kiefer- orthopädie zu verbessern. So forderte der Bundesrechnungs- hof im Jahr 2017, die Versorgungsforschung in der Kiefer- orthopädie anzustoßen. Als gemeinsames Forschungs- institut der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits in der Vorbereitung der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6) und haben uns darauf verständigt, eine Datengrundlage zu schaffen, um darzustellen, wie verbreitet Zahn- und Kieferfehlstellungen in der Bevölkerung sind. Aktuelle bundesweite Daten fehlen. Wir haben nur verlässliche Zahlen aus der ersten Mundgesundheitsstudie von 1989 für die alten Bundesländer. In den neuen Bundesländern gab es 1992 noch eine Ergänzungsstudie, aber hierbei wurden die Zahn- und Kieferfehlstellungen nicht be- rücksichtigt. Seitdem hat sich auch die Bevölkerungs- zusammensetzung in Deutschland wegen Migrations- Foto: IDZ Prof. Dr. A. Rainer Jordan ist Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und verantwortet den Forschungs- schwerpunkt Gesundheitsversorgungsforschung und -epidemiologie. zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (302)

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