Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4
zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (311) Blutsenkungsgeschwindigkeit keine eindeutigen Befunde. Lediglich die Erhöhung von c-ANCA mit Anti-Pro- teinase-3-Zielantigen in Zusammen- schau mit den klinischen, radio- logischen (CT-Thorax) und histo- logischen (Biopsie von NNH, Lunge, Niere) Befunden erlauben die sichere Diagnosestellung. Eine c-ANCA-Erhö- hung findet man letztendlich nur in bis zu 50 Prozent der Fälle im Initial- stadium und erst im fortgeschritte- nen Stadium in 95 Prozent der Fälle. Darüber hinaus findet man falsch positive c-ANCA-Werte durchaus bei bestimmten Infektionen (zum Bei- spiel Hepatitis C) und neoplastischen Prozessen. Während die Lungen- und Nierenbiopsien im generalisierten Stadium meist ganz typische histo- logische Befunde mit Granulom- bildung und Vaskulitis liefern, sind die Proben aus den Nasenhaupt- und Nebenhöhlen im lokal begrenzten Initialstadium häufig nicht repräsen- tativ und durch eine floride, ein- schmelzende Entzündung mit Nekrosen gekennzeichnet. Differenzialdiagnos- tisch sollte M. Wegener von einer anderen, jedoch mit 1:1.000.000 deutlich selteneren Vaskulitis (Good- pasture-Syndrom) abgegrenzt wer- den. Dabei kommt es vordergründig zum direkten Nieren- und Lungen- befall [Suttorp et al., 2016]. Abhängig von der Gesamtsituation und der klinischen Manifestation er- folgt die Induktion der Remission mit Ciclophosphamid (Zytostatikum) oder Rituximab in Kombination mit Glukokortikoiden. Anschließend wird eine Erhaltungstherapie zum Beispiel mit Methotrexat (Zytostati- kum/Folsäureantagonist), Glukokorti- koiden oder auch Rituximab bis zu 24 Monate empfohlen. Trotz eines im Regelfall guten initialen Ansprechens kommt es bei der Hälfte der Betroffe- nen zu Rezidiven, die wiederum gut zu behandeln wären. Aufgrund der Tatsache, dass die Autoantikörper bei den Patienten häufig dauerhaft er- höht bleiben, ist für die Diagnose- stellung eines Rezidivs bei der er- neuten Beschwerdezunahme nicht nur eine Laboruntersuchung, son- dern meist ein erneutes komplettes Staging erforderlich. \ Foto: Evgeny Goloborodko Abb. 8: Sechs Monate postoperativ: kein Anhalt für ein Restloch Foto: Evgeny Goloborodko Abb. 7: Wundverschluss in Einzelknopf- und Matratzennähten FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust – im weitesten Sinn die B-Symp- tomatik – stellen einen häufigen Symptomkomplex dar. Die Ursachen können mannigfaltig sein – von Depressionen bis Malignomen, über Autoimmun- und endokrinologische Erkrankungen. Nur die erfassbaren Organbeschwerden können zu einer sicheren Diagnostikplanung und Diagnosestellung verhelfen. \ ANCA-assoziierte Vaskulitiden repräsentieren zwar eine relativ seltene Erkrankungsgruppe des rheumatoiden Kreises, die ersten Organmanifestationen entstehen meistens jedoch im Bereich des oberen und des unteren Respirationstrakts. \ Die Überweisung zu spezialisierten Fachärzten, beispielsweise auf dem Gebiet der Mund-Kiefer-Gesichts- chirurgie, beschleunigt die Einleitung von Diagnostik und Therapie. PROF. DR. DR. FRANK HÖLZLE Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. ZAHNMEDIZIN | 81
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