Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (346) F ettig, süß und wenig nährstoff- reich – solche Nahrungsmittel preisen einflussreiche Social- Media-Stars im Netz. Über YouTube, TikTok oder Instagram erreichen die Influencer mühelos ein Millionen- Publikum, sie sind extrem glaub- würdig und wirken auf ihre Fans wie Freunde. Genau deshalb sind sie inte- ressante Partner und Testimonials für Lebensmittelkonzerne, die sich das Ver- trauen der Follower zunutze machen. Influencer als Markenbotschafter sind inzwischen fester Bestandteil des Food-Marketings geworden. Das sei deutlich preiswerter und bei der jungen Zielgruppe sehr effektiv, berichtet foodwatch in seinem neuen Bericht. Die Organisation hat 20 der Reichweiten-stärksten Influencer Deutschlands analysiert und fünf besonders auffällige herausgepickt. Alle wurden von Unternehmen als Werbegesichter rekrutiert und ver- sehen – anders als beim herkömm- lichen Marketing – ihre Beiträge und Posts immer mit der Aufforderung, zu verlinken, zu liken und zu kom- mentieren. „Die Lebensmittelindustrie macht mit übergriffigen Marketingmethoden Geschäfte auf Kosten der Kinder- gesundheit. Mithilfe von Influencern senden die Unternehmen ihre Werbe- botschaften an den Eltern vorbei direkt ins Kinderzimmer und auf die Handys junger Menschen“, sagt Luise Molling von foodwatch. GESCHÄFTE AUF KOSTEN DER KINDERGESUNDHEIT „Etwa 390 Milliarden Euro Kosten ent- stehen als Folge der Fehlernährung, die die Gesellschaft tragen muss“, be- richtet Prof. Berthold Koletzko, Vor- sitzender der Stiftung Kindergesund- heit an der Kinderklinik der Universi- tät München. Er findet das nicht kon- trollierbare Influencer-Marketing für Junkfood und Süßes perfide und for- derte an der Seite von Kindermedizi- nern eine Beschränkung. „Wir Kinder- und Jugendärzte fordern seit langer Zeit, die an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung, darunter auch die subtile und oft schwer durch- schaubare Werbung über soziale Me- dien, zu beschränken. Denn die aller- meisten Produkte sind unausgewogen und fördern ernährungsbedingte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes.“ Tatsächlich führt ungesundes Essen in Deutschland zu 180.000 Todes- fällen pro Jahr und damit zu deutlich mehr als durch Tabakkonsum mit 140.000 und Alkoholkonsum mit 50.000 – Tendenz steigend. Wie aktu- elle Daten des Robert Koch-Instituts offenlegen, essen Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren nicht einmal die FOODWATCH-REPORT 2021 So verführen Junkfluencer Kinder zu Fehlernährung! Lebensmittelkonzerne setzen auf Influencer, um ungesunde Nahrungsmittel gezielt Kindern und Jugendlichen schmackhaft zu machen. Wie perfide sie dabei vorgehen, zeigt die Verbraucherorganisation foodwatch. Foto: AdobeStock_Bell_bear; instagram_juliabeautx Schlank und schön trotz MonCheri. Und erfolgreich dank Ferrero. 12 | GESELLSCHAFT

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