Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (354) adäquater Stelle eröffnet und das Periost anschließend mit dem Raspatorium vom Knochen gelöst, um eine Ent- lastung des Abszesses zu ermöglichen [Hausamen et al., 2012]. Wichtig ist es, hierbei darauf zu achten, dass die später eingelegte Drainage die Inzision nicht tamponiert. Eine alleinige antibiotische Therapie ist bei akuten odon- togenen Infektionen ohne Ausbreitungstendenz nicht sinnvoll und kann zur Chronifizierung des Geschehens führen [Al-Nawas und Karbach, 2016]. Die Therapie der Wahl bei odontogenen Infektionen mit Ausbreitungstendenz ist die chirurgische Therapie in Form einer kombinierten intra- und extraoralen Eröffnung in Allgemeinanästhesie mit simultaner Entfernung der odon- togenen Ursache. Anschließend sollten eine stationäre Überwachung des Patienten bis zur klinischen Besserung und eine intravenöse Antibiotikatherapie erfolgen [Al- Nawas und Karbach, 2016]. Das häufigste in Deutschland in Zahnarztpraxen verwen- dete Antibiotikum zur Therapie odontogener Infektionen ist Clindamycin, gefolgt von Penicillin und Amino- penicillinen. Bei Clindamycin werden Resistenzraten von 21 bis 50 Prozent, bei Penicillin von 7 bis 33 Prozent beschrieben. Auf Grundlage dieser Daten wird eine empirische antibiotische Therapie mit Penicillin und Amoxicillin aufgrund der gegenüber Clindamycin gerin- geren Nebenwirkungsrate und der besseren Effektivität empfohlen. Bei Vorliegen einer Ausbreitungstendenz sollte die Kombination mit einem Betalaktamasehemmer erwogen werden. Clindamycin sollte bei einer Penicillin- allergie Anwendung finden. Abb. 3: Klinischer Situs während der Operation: In a ist die Schnittführung für den geplanten Eingriff eingezeichnet. Kranial ist die Mitte des Kinns, auf beiden Seiten jeweils die Unterkieferbasis markiert. Die umgekehrt-U-förmige Schnittführung kann durch den Standardzugang für submandibuläre Abszessinzisionen bei Bedarf erweitert werden. b: Nach Eröffnung der Abszesshöhle entleerte sich reichlich rahmiger Pus aus dem Gewebe. In c ist die entleerte Abszesshöhle in ihrer Lage kaudal des M. mylohyoideus dargestellt. Abb. 4: Abkürzungen: WKB = Wurzelkanalbehandlung, WSR = Wurzelspitzenresektion Quelle: Kämmerer Therapie odontogener Infektionen entsprechend der S3-Leitlinie [Al-Nawas und Karbach, 2016] Fotos: Kämmerer a b c Kinn Unterkieferrand

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