Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ In bis zu 50 Prozent der zervikalen Abszesse ist die Ursache der Erkrankung unbekannt. \ Odontogene Infektionen werden in Infiltrate und lokale odontogene Infektionen mit und ohne Ausbreitungstendenz unterschieden. Insbesondere die Unterscheidung zwischen komplikationsfreien und potenziell komplikationsträchtigen Verläufen ist wegen der möglichen schwerwiegenden Folge- erkrankungen und dem Risiko der Atemwegsverlegung von hoher Relevanz. \ Die Therapie eitriger odontogener Infektionen besteht in der chirurgischen Eröffnung der Abszesshöhle und einer anschließenden Drainage. Bei Vorliegen von Risikofaktoren oder einer Ausbreitungstendenz sollten außerdem systemische Antibiotika, vorzugsweise Penicillin oder Aminopenicilline, gegebenenfalls auch in Kombination mit Betalaktamasehemmern Anwendung finden. PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat Die Nachsorge des Patienten sollte bis zum Abklingen der klinischen Symptome durchgeführt werden – zur Ver- laufskontrolle werden dabei klinische (Mundöffnung, Temperatur) und laborchemische (C-reaktives Protein, Leukozytenanzahl) Infektparameter erfasst. Bei ambulant geführten Patienten ist eine eingelegte Drainage alle zwei bis drei Tage zu wechseln [Al-Nawas und Karbach, 2016]. ZUSAMMENFASSUNG Anhand des vorliegenden Falls wird die Bedeutung des Zahnarztes als Erstbehandler und diagnostischer Weichen- steller deutlich: Nicht selten ist der Fokus eines Abszess- geschehens unbekannt und erfordert eine dezidierte Anamnese und klinische Untersuchung durch den be- handelnden Zahnarzt, um eine Überweisung in die rich- tige Fachabteilung zu ermöglichen. Hierbei sind die ana- tomischen Kenntnisse der Logen für eine adäquate Ein- ordnung des Falls unabdingbar. In Anbetracht potenziell schwerwiegender Verläufe bei Ausbreitung lokaler Infek- tionen ist das Erkennen und umgehende Handeln des Zahnarztes von hoher Relevanz. \ zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (355) ZAHNMEDIZIN | 21

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