Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5
zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (356) Die Abgeordnete Judith Cummins aus Bradford South zitiert aus einem durch- gesickerten Memo, in dem es heißt, das Management von MyDentist habe die Mitarbeiter angewiesen, Vorsorge- untersuchungen gegenüber dringen- den Behandlungen vorzuziehen. Die Kette bestreitet die Vorwürfe. DIE „PERVERSEN ZIELE“ DES REGIERUNGSPROGRAMMS MyDentist gehört der IDH Group und ist mit über 600 Praxen der größte zahnmedizinische Anbieter in Großbritannien – vor der Pan- demie versorgte die Kette mehr als fünf Millionen Menschen. NHS-Praxen in Eng- land müssen seit dem 1. Januar 2021 mit hohen finanziellen Stra- fen rechnen, wenn sie nicht 45 Prozent ihrer vor der Pandemie festgelegten Behandlungsvorgaben erfül- len. Als Gesundheitsminister Matt Hancock am 17. Dezember von Cummins zu dieser Politik befragt wurde, sagte er: „Das ist ein gutes, ausgewogenes Programm, und ich bin sicher, dass es gut umgesetzt wird.“ Für Cummins steht jetzt indes fest: „Trotz der Zusicherungen des Staatssekretärs und des Ministers ist es jetzt klar, dass die neu auferlegten NHS-Zahnarztziele tatsächlich aktiv den Zugang der Patienten zu drin- genden Behandlungen während der Pandemie untergraben.“ Die British Dental Association (BDA) hatte die zu Jahresbeginn in Kraft ge- tretenen Zielvorgaben verurteilt und sich geweigert, diese abzuzeichnen: „Sie zwingen Zahnärzte dazu, dem Volumen Vorrang vor dem Bedarf zu geben.“ Es sei einfacher, „diese perversen Ziele durch Routine- behandlungen zu erreichen als zeit- aufwendige dringende Behandlungen durchzuführen, die nach Ansicht der BDA weiterhin Priorität haben müssen“, teilte die BDA gestern mit und forderte die Regierung auf, diese Politik aufzugeben. Sie geht davon aus, dass MyDentist nicht die einzige Kette sein wird, die diesen Ansatz verfolgt. „Hier geht es nicht um das Verhalten eines einzelnen Unternehmens, son- dern um das Ergebnis einer verfehl- ten Politik, die Regierungsziele über die Bedürfnisse der Patienten stellt“, verdeutlichte Shawn Charlwood, Vor- sitzender des British Dental Asso- ciation‘s General Dental Practice Committee. „Ein aufgezwungenes System schränkt die Optionen für die Menschen ein, die uns am meisten brauchen. Diese Ziele müssen aufge- geben werden.“ HILFE KOMMT NICHT MEHR AN, WO SIE NÖTIG IST Laut BDA arbeiten die Zahnarzt- praxen weiterhin mit geringen Kapa- zitäten, um die offiziellen COVID- Maßgaben einzuhalten. Demnach berichten mehr als drei Viertel der Praxen seit dem Jahreswechsel über Probleme mit der Verfügbarkeit von Personal, davon nannten 39 Prozent die COVID-Infektion als einen gro- ßen Einflussfaktor, 53 Prozent die Selbstisolation des Personals und 42 Prozent Probleme bei der Kinder- betreuung wegen Unklarheiten be- züglich ihrer Systemrelevanz. Die BDA weist darauf hin, dass die schottische Regierung die Einführung von Zielvorgaben für NHS-Zahnärzte angesichts der steigenden Infektions- raten und der strengeren Einschrän- kungen bis mindestens Juni ver- schoben hat. Die walisische Regierung habe überhaupt keine Behandlungs- ziele eingeführt. ck Foto: Adobe Stock_ojovago Die British Dental Association (BDA) forderte die Regierung bereits Anfang des Jahres auf, die NHS-Behandlungsvorgaben in der Pandemie auszusetzen. Die BDA geht davon aus, dass MyDentist nicht die einzige Kette sein wird, die Vorsorgeuntersuchungen über notwendige Behandlungen stellt, um die Ziele zu erreichen. AUSWIRKUNGEN DER NHS-POLITIK IN ENGLAND Dentalkette priorisiert Vorsorge gegenüber dringender Behandlung In Großbritannien hat die größte Dentalkette MyDentist ihre Zahnärzte offenbar angewiesen, Routineuntersuchungen vorzuziehen, anstatt die Patienten nach Bedarf zu behandeln. So sollen die von der Regierung auferlegten NHS-Vorgaben erreicht werden. 22 | POLITIK
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