Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (358) BERUFSSCHULE IN DER PANDEMIE Wenn sich Azubis digital tot stellen, ist nichts zu machen Etwa 1.000 ZFA und 1.100 MFA in spe absolvieren derzeit am OSZ Gesundheit I in Berlin-Wedding den schulischen Teil ihrer dualen Ausbildung. Wegen der Pandemie und dem damit verbundenen zweiten Lockdown ist die Schule seit Dezember erneut weitgehend geschlossen, Unterricht findet ausschließlich digital statt. Für manche Azubis ist das ein Ansporn, andere fallen nun völlig durchs Raster. D igitale Lehr- und Lernkonzepte gibt es am OSZ seit 20 Jahren. Allerdings hatten die Lehrer vor der Pandemie die Möglichkeit, ihre Schüler step by step mit den Techniken vertraut zu machen. Obendrein wurden einzelne Projekt- klassen zusätzlich mit einer eigens von der Schule eingesetzten Lern- plattform begleitet. Einführung ins Digitale in Präsenz. Mit dem zweiten Lockdown fällt der Präsenzunterricht aber nun erneut weg, und damit auch die stufenweise Einführung in Programme wie Word, Excel, Powerpoint und die PVS-Soft- ware. Alle neuen Azubis müssen von null auf hundert digital lernen – und irgendwie klarkommen. Die Fol- gen sind schon jetzt absehbar, sagt Studiendirektor Karsten Sieweke, Ab- teilungskoordinator für die ZFA am OSZ: Die digitale Grundkompetenz bleibt häufig auf der Strecke. „Die zweite Schließung innerhalb we- niger Monate war wieder ein großer Eingriff ins Unterrichtsgeschehen, der auch uns Lehrerinnen und Lehrer vor große Herausforderungen stellt, speziell in den Klassen mit Berufs- einsteigern“, macht Sieweke klar. „Schülerinnen und Schüler, die schon vorher recht kompetent waren, sind in der Regel auch digital erfolgreich unterwegs, einige fühlen sich dadurch sogar noch extra motiviert.“ Dagegen seien die Hürden, dem digi- talen Unterricht zu folgen, für etwa zehn Prozent nur schwer überwind- bar – unter anderem weil sie keine geeigneten Endgeräte besitzen, kein WLAN haben, die Räumlichkeiten zum Lernen zu Hause fehlen oder es schlicht an Ausbildungsreife bezie- hungsweise Eigenverantwortlichkeit mangelt. TIKTOK? KEIN PROBLEM, ABER WORD ... „Gerade daran krankt es häufig bei den Azubis. Sie wissen zwar, wie WhatsApp oder TikTok funktioniert, scheitern aber oft schon daran, sich Passwörter zu merken, zielgerichtet eine konkrete Webseite aufzusuchen oder auch nur ein Worddokument zu öffnen“, berichtet Sieweke. „Da müssen wir als Schule natürlich ran und diese Probleme, soweit sie durch uns beeinflussbar sind, angehen.“ Mit einer Art „Generalangriff“ will das OSZ daher gerade zum Einstieg in die Ausbildung verstärkt die erforder- lichen digitalen Grundkenntnisse vermitteln. Denn während die höhe- ren Semester meist eine gute digitale Grundbildung im Unterricht auf- gebaut hätten und effizient und zielgerichtet mit den Tools der Lern- plattform arbeiteten, könne man ei- nige Schüler der unteren Stufen über NICOLETTA, 17 JAHRE Jetzt im zweiten Lockdown läuft es besser, im ersten Lockdown mussten wir auch arbeiten gehen, wenn wir Schule hatten. Jetzt bin ich an den zwei Tagen, an denen Unterricht stattfindet auch zu Hause und kann daran teilnehmen. Mit den Hausaufgaben ist das so eine Sache, man muss schon aufpassen und dranbleiben. Meine Chefin lässt sich meine Berichte regelmäßig vorlegen und kontrolliert meine Aufgaben. Wenn ich Fragen habe, kann ich aber auch alle anderen Kolleginnen ansprechen. Ich habe nur ein Handy. Die Aufgaben- blätter für den Unterricht darf ich in der Praxis ausdrucken, aber auf der Arbeit ist manchmal gar keine Zeit dafür. Es ist schon okay, man kommt halt so klar ... Foto: OSZ Wedding Das Oberstufenzentrum I in Berlin-Wedding 24 | PRAXIS

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