Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5
zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (360) Viele Praxen kontrollieren regel- mäßig den Lernerfolg, erkundigen sich an der Schule nach ihren Azubis und informieren sich über die Inhalte und Methoden.“ Es gebe allerdings auch solche, die die Kon- taktaufnahme zur Schule regelrecht blockieren und jegliche Mitarbeit ver- weigern: „Sie zeigen wenig Interesse am Lernerfolg ihrer Azubis, wichtig ist für sie, dass die Praxis läuft und ihnen eine günstige Arbeitskraft zur Verfügung steht.“ Insgesamt sei es für alle Azubis momentan eine große Belastung, den Druck auszuhalten – einerseits im Betrieb funktionieren zu müssen und andererseits in der Schule fristgerecht Leistungen zu erbringen. DER DRUCK IN BETRIEB UND SCHULE IST EXTREM HOCH „Einige finden es gut, zu Hause am Küchentisch zu lernen. Das sind aber eben die, die auch vorher in der Schule gut zurechtkamen, bei ande- ren schlägt sich das in den Noten nie- der“, führt Sieweke aus. „Hinzu kommt, dass die meisten alternativen oder ergänzenden Ange- bote zum schulischen Lernen, bei- spielsweise die ausbildungsbegleiten- den Hilfen als eine Art ‚ Nachhilfe für Azubis‘, jetzt wegfallen – und die Bibliotheken sind ja auch geschlossen. Die flankierende Unterstützung durch Sozialpädagogen, die sich um Azubis mit schulischen Problemen küm- mern und dabei auch nach links und rechts schauen, ist ebenfalls fast voll- ständig zusammengebrochen.“ Von- seiten der Schule wünsche er sich, dass die Betriebe ihren Azubis, wo es nötig ist, ein Notebook zur Verfü- gung stellen, damit jene überhaupt die Möglichkeit haben, digital zu arbeiten und dem Unterricht folgen können – gerne auch ein gebrauchtes. Neben den statischen Angeboten auf der Lernplattform läuft der Unter- richt an den Schultagen auch in Form von Videokonferenzen. „Eine Freistellung der Auszubildenden wäh- rend der Schulzeit ist daher ein grundlegender Faktor für den Lern- erfolg“, sagt Sieweke. „Hier können die Betriebe auch die Wochenpläne in der Praxis aufhän- gen und die von den Azubis erledig- ten Aufgaben abhaken“, empfiehlt er. „So haben sie Arbeitspensum und Lernkompetenz im Auge.“ ck MEREDITH, 18 JAHRE Ich bin 18 Jahre alt und im zweiten Ausbildungsjahr zur ZFA. In unserer Praxis sind wir mit den Ärzten insgesamt 80 Beschäftigte, es gibt 20 Behandlungszimmer. Seit Corona herrscht in der Praxis schon ein ziemliches Durcheinander. Wir haben mehr Patienten als vor der Pandemie, das heißt, gegenwärtig kommen zu uns 400 Patienten pro Tag. Wir ZFA müssen dann immer durch zwei bis drei Zimmer laufen und parallel assistieren. Das ist sehr anstrengend. Im ersten Lockdown durfte ich in der Praxis nicht die Aufgabenblätter aus der Schule ausdrucken, das darf ich jetzt. Unterstützung beim Lernen bekomme ich aber nicht. Die Hausaufgaben mache ich meist am Wochenende mit meinem Handy. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann, dass wir weniger Patienten annehmen. Fotos: Adobe Stock_WavebreakmediaMicro Im Lockdown wird deutlich, was der Präsenzunterricht an der Berufsschule – vor allem bei den Berufseinsteigerinnen – alles auffangen muss: fehlende Endgeräte und Räumlichkeitensowie die Vermittlung digitaler Grundkompetenzen und der nötigen Ausbildungsreife. 26 | PRAXIS
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