Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (368) MIT DEM DVT AUF AUGENHÖHE Die MRT als Bilddatenbasis für die computergestützte 3-D-Implantatplanung Florian A. Probst, Josef Schweiger, Maria Juliane Stumbaum, Egon Burian, Monika Probst Zu teuer, zu umständlich, qualitativ nicht ausreichend – die Magnetresonanztomografie hat es schwer in der Zahn- medizin. Der zähen Forschungsarbeit einiger wissenschaftlicher Arbeitsgruppen ist es jedoch zu verdanken, dass der Einsatz der Technik allmählich in greifbare Nähe rückt. Qualitativ hat die MRT inzwischen zur DVT aufgeschlossen, zusätzlich punktet sie mit den Vorteilen der Strahlenfreiheit und einer besseren Weichgewebsdarstellung. R öntgenbasierte dreidimensionale Schnittbildverfahren wie die Computertomografie und ins- besondere die digitale Volumentomo- grafie (DVT) dienen derzeit standard- mäßig als Datenbasis für die prächirur- gische Planung in der zahnärztlichen Implantologie. Neben der Erkennung beziehungsweise der Diagnose unter- schiedlicher Pathologien dienen CT und DVT zur Bewertung implantolo- gisch relevanter anatomischer Struk- turen wie insbesondere des Mandibu- larkanals, der Kieferhöhlen und der Zähne. Darüber hinaus hat sich in der Praxis die DVT zunehmend als die Bildgebungsmethode der Wahl für die virtuelle chirurgische Planung und anschließende Herstellung von CAD/CAM-gefertigten chirurgischen Schablonen (schablonengeführte Im- plantatchirurgie) etabliert [Jacobs et al., 2018; Tahmaseb et al., 2018]. Spezialisierte Planungssoftware ermög- licht eine virtuelle Implantatpositio- nierung, die von Anfang an sowohl die prothetischen Anforderungen als auch anatomische Aspekte sowie das verfügbare Knochenangebot berück- sichtigt. Statische Führungssysteme in Form von Positionierungsschablo- nen übertragen während der Opera- tion die virtuell geplante Implantat- position in den operativen Situs. Dies ist mit einem klinisch hinreichenden Genauigkeitslevel möglich [Tahmaseb et al., 2018; Wismeijer et al., 2018; Zhou et al., 2018]. Allerdings gehen röntgenbasierte Verfahren wie die DVT mit einer auf den Patienten ein- wirkenden ionisierenden Strahlung einher. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass die diagnostische Strahlen- belastung durch zahnmedizinisches Röntgen mit einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenkrebs und Meningio- men verbunden sein könnte [Han et al., 2018; Memon et al., 2019]. Die Anwendung ionisierender Strahlen ist besonders kritisch im Rahmen elektiver Eingriffe bei ansonsten ge- sunden Patienten. Auch wenn man davon ausgeht, dass das Risiko für den Einzelnen gering ist, ist die Strahlenexposition durch DVT-Unter- suchungen aus Sicht der öffentlichen Gesundheit als nicht unerheblich einzustufen [Ludlow et al., 2015]. Ein weiterer Nachteil der DVT im Hin- blick auf die Planung in der Implan- tologie ist, dass die Weichgewebe- kontrastierung nicht ausreicht, um den Nervus alveolaris inferior direkt dar- zustellen. Ebenso können Strukturen der Mukosa nur bedingt visualisiert werden. Des Weiteren schränken mit- unter Metallartefakte in der DVT die Bildqualität stark ein. PD DR. MED. DR. MED. DENT. FLORIAN A. PROBST Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Klinikum der Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) München Lindwurmstr. 2a, 80337 München florian.probst@med.uni-muenchen.de Foto: LMU Quelle: Monika Probst Abb. 1: Hochauflösende, T1-gewichtete MRT-Sequenz zur Darstellung von Knochen und Zähnen: koronarer Schnitt durch den Seitenzahnbereich von Ober- und Unterkiefer, Kunststoffschablone mit Hydrokolloid zur Kontrastierung der Zahnoberflächen während der MRT-Aufnahme im Unterkiefer in situ 34 | ZAHNMEDIZIN

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