Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (372) in jüngsten Übersichtsarbeiten bezie- hungsweise Metaanalysen angegeben wird. Darüber hinaus ergab sich in Analogie zu einer Arbeit von Hilgen- feld und Kollegen [Hilgenfeld et al., 2019] eine klinischerseits akzeptabel geringe Abweichung bei der Über- lagerung von Zahnoberflächen der MRT mit den aus dem optischen Scan erfassten Oberflächen [Probst et al., 2020]. Für die Implantation wichtige anatomische Strukturen wie kortikaler und spongiöser Knochen, Zähne, Kieferhöhlen sowie der N. al- veolaris inferior konnten gut bis sehr gut dargestellt werden. Metallische Zahnrestaurationen schränkten die Bildqualität nicht wesentlich ein. In einer aktuell erschienenen prospek- tiven Arbeit demonstrieren Hilgen- feld und Kollegen [Hilgenfeld et al., 2020] ebenfalls die Machbarkeit der MRT-basierten computergestützten Implantatplanung. Auf der Basis einer MRT erfolgte eine virtuelle Planung und die Festlegung eines Behandlungs- plans (Implantattyp und -dimensio- nen, Implantatposition sowie Not- wendigkeit und Art einer Knochen- augmentation), gefolgt von der CAD/ CAM-Fertigung einer Bohrschablone. Um die Planung mittels MRT zu veri- fizieren, wurde bei den Patienten eine DVT mit der MRT-basierten Bohr- schablone in situ durchgeführt und folglich MRT- und DVT-Planung qua- litativ und quantitativ verglichen. Es zeigte sich eine sehr hohe Überein- stimmung zwischen MRT-basierten und DVT-basierten implantologischen Behandlungsplänen im Rahmen eines Backward Planning. Die mittleren dreidimensionalen Abweichungen zwischen MRT- und DVT-basierter Implantatposition betrugen 1,1 mm (Eintrittspunkt) und 1,3 mm (Apex), die mittlere Winkelabweichung betrug 2,4°). Die dentale MRT erwies sich als zuverlässig und ausreichend genau für die Herstellung von Bohrschablonen. Zusammenfassend zeigen die ge- nannten Arbeiten übereinstimmend und deutlich, dass mit einer MRT-ba- sierten Implantatplanung Ergebnisse erzielt werden können, die mit denen einer DVT-basierten Planung ver- gleichbar sind [Nakamura, 2020]. Darüber hinaus sind weitere Einsatz- bereiche innerhalb der implantolo- gischen Bildgebung denkbar. Beispiels- weise ermöglicht die non-invasive strahlenfreie MRT-Diagnostik die wiederholte Darstellung und Längs- schnittbeobachtung von autologen Knochentransplantaten [Flügge et al., 2021]. Die ausgezeichnete Weich- gewebekontrastierung der MRT trägt beispielsweise zur zuverlässigen Be- stimmung der palatinalen Mukosa- dicke sowie der Lokalisation der Arte- ria palatina major bei und erleichtert die Planung von palatinalen Gewebe- transplantaten, um Komplikationen während der Operation zu vermeiden. Mittels DVT (und OPT) ist es nur in- direkt möglich, über die kortikalen Wandstrukturen des Mandibular- kanals auf die Lage des N. alveolaris inferior zu schließen, was problema- tisch sein kann, da der Mandibular- kanal in der DVT in circa 20 bis 40 Prozent der Fälle aufgrund geringer beziehungsweise fehlender Kortikali- sierung nur schwierig bis nicht ab- grenzbar ist [de Oliveira-Santos et al., 2012; Politis et al., 2013]. In einer In- vitro-Studie an humanen Unterkiefern zeigen Agbaje und Kollegen [Agbaje et al., 2017], dass das DVT-basierte sogenannte „Nerv-Tracing“ in der im- plantologischen Planungssoftware signifikant Form und Volumen des neurovaskulären Bündels unterschät- zen kann, die Abweichungen können Ausmaße von 1,5 bis zu 5 mm Dicke erreichen [Agbaje et al., 2017; Burian et al., 2019]. Eine MRT-Planung kann somit wesentlich zur Sicherheit bei Implantationen im Unterkieferseiten- zahnbereich beitragen [Agbaje et al., 2017]. Die MRT ist ein in der Neuroradio- logie etabliertes Instrument, um peri- phere Nervenschädigungen oder Neu- ritiden zu visualisieren. Diese Option ist auch auf die Mund-Kiefer-Gesichts- region übertragbar. Bildmorpholo- gische Korrelate sind hierbei Konti- nuitätsunterbrechungen oder ödema- töse Veränderungen nervaler Struktu- ren. So können Nervenverletzungen im Rahmen chirurgischer Eingriffe wie Weisheitszahnentfernungen oder Umstellungsosteotomien, aber auch bei der Implantatchirurgie dargestellt werden und zur weiteren klinischen Entscheidungsfindung beitragen [Probst et al., 2017; Wanner et al., 2018]. Grundsätzlich ist die MRT auch in der Lage, die unmittelbare Umgebung eines bereits gesetzten Implantats darzustellen – beispielsweise zur Dia- gnostik bei Periimplantitis. Allerdings können Suszeptibilitätsartefakte die Beurteilung der unmittelbaren peri- implantären Umgebung limitieren. Bei Keramikimplantaten, die metall- frei sind, stellt dies kein Problem dar. So zeigt sich aktuell, dass mittels MRT Zirkonoxidimplantate und ihre un- DR. MED. MONIKA PROBST Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Neuro-Kopf-Zentrum, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München Ismaninger Straße 22, 81675 München Foto: blende11 Fotografen Abb. 5: Links: CAD-Konstruktion einer Bohrschablone. Rechts: vollständig geführte klinische Bohrsequenz über die CAD/CAM-gefertigte Bohrschablone Quelle: Josef Schweiger, Florian Probst 38 | ZAHNMEDIZIN

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