Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (373) mittelbare Umgebung sehr gut und besser als mittels DVT dargestellt wer- den können [Duttenhoefer et al., 2015; Hilgenfeld et al., 2018; Demirturk Kocasarac et al., 2019]. Zur Darstel- lung der Umgebung von Titanimplan- taten scheint die DVT im Vorteil zu sein, wobei artefaktreduzierende MRT- Sequenzen diesen Nachteil verrin- gern beziehungsweise perspektivisch möglicherweise aufheben [Probst et al., 2017; Hilgenfeld et al., 2018]. Interessant erscheint, dass mittels MRT auch die Binnenstruktur und Mikroarchitektur des Knochens quali- tativ und quantitativ beurteilbar ist [Techawiboonwong et al., 2008; Chang et al., 2017; Karampinos et al., 2018]. Dies könnte eine neue Option zur präoperativen Abschätzung der Knochenqualität der Kiefer darstellen und eine daran orientierte Auswahl des Implantationsprotokolls zulassen. Durch die Möglichkeit, ödematöse Veränderungen direkt darzustellen, ist die MRT dazu prädestiniert, akute entzündliche Reaktionen und deren Ausmaß im Weichgewebe und auch im Knochen abzubilden [Jimenez-Boj et al., 2007]. Während die MRT bei der Kieferosteomyelitis schon länger Anwendung findet, könnte sie auch zur Diagnostik von parodontalen Erkrankungen, aber auch zum Aus- schluss oder zum Nachweis der Aus- heilung einer akuten Ostitis im Rah- men der implantologischen Diagnos- tik mit beitragen. DISKUSSION UND AUSBLICK Den Vorteilen und neuen Möglich- keiten der implantologischen MRT- Bildgebung stehen einige Limitatio- nen gegenüber. Bewegungsartefakte können die Gesamtbildqualität be- einträchtigen und bei der MRT-Bild- gebung eine Rolle spielen, da die Untersuchungszeiten im Vergleich zu CT oder DVT länger sind. Lösungs- möglichkeiten zur Reduzierung von Bewegungsartefakten sind die Ver- wendung kürzerer Messzeiten, die stabile Positionierung des Kopfes des Patienten sowie der Einsatz und die Weiterentwicklung von software- basierten Bewegungskorrekturen. Da- rüber hinaus können Suszeptibilitäts- artefakte, die durch magnetisierbare metallische zahnärztliche Materialien verursacht werden, die lokale Beurtei- lung von Strukturen beeinträchtigen. Im Wesentlichen beschränken sich diese auf den Bereich der Okklusal- flächen und Zahnkronen. Strukturen wie Knochen, Kieferhöhle und Weich- gewebe sind eher nicht betroffen, weshalb die Implantatplanung meist nicht beeinträchtigt wird. Es gilt zu berücksichtigen, dass auch bei strah- lenbasierten Techniken (CT oder DVT) teils ausgeprägte Artefakte auftreten. Spezielle Anwendungen zur Artefakt- unterdrückung sind bereits etabliert und sollten weiter optimiert werden [Hilgenfeld et al., 2017; Probst et al., 2017]. Prinzipiell gilt, dass Materialien wie Edelstahl und Kobalt-Chrom- Legierungen sehr ausgeprägte Arte- fakte verursachen, während die große Mehrheit der Dentalmaterialien wie Zirkoniumdioxid, Amalgam, Gold- legierung, Gold-Keramik-Kronen, Titan- legierungen, Komposite und Nickel- Titan-Legierungen keine oder nur ge- ringe Artefakte hervorrufen [Chockattu et al., 2018]. Als Kontraindikationen für die MRT-Bildgebung sind das Vor- handensein von Herzschrittmachern, Cochlea-Implantaten oder Neuro- stimulatoren zu nennen. Daneben scheinen aktuell die hohen Kosten und die beschränkte Verfügbarkeit den Einsatz der MRT in der Zahn- medizin zu limitieren. Die DVT stellt aktuell die wichtigste dreidimensionale Bildgebungsmoda- lität in der zahnärztlichen Implanto- logie dar. Die in diesem Übersichts- artikel zitierten Arbeiten zeigen aller- dings, dass die MRT-basierte Planung Ergebnisse erzielt, die mit denen einer DVT-basierten Planung vergleichbar sind und dies ohne die Anwendung ionisierender Strahlung. Zu den inter- national anerkannten und auch im deutschen Strahlenschutzgesetz fest- geschriebenen Prinzipien des Strahlen- schutzes gehört neben dem Gebot der Rechtfertigung (rechtfertigende Indikation in der Medizin) auch das ALARA-Prinzip („As Low As Reasona- bly Achievable“), das die Anwendung ionisierender Strahlung mit der für die Fragestellung geringstmöglichen Strahlendosis bei gleichzeitig suffi- zienter Abbildungsqualität vorschreibt. Dieser Grundsatz der „Optimierung“ durch geringstmögliche Strahlen- exposition gilt auch unterhalb der ge- setzlich vorgegebenen Grenz- bezie- hungsweise Richtwerte. Daraus folgt, dass die MRT als strahlenfreie Alter- native in der implantologischen Dia- gnostik perspektivisch nicht ohne Weiteres zu ignorieren sein wird. Ge- rade bei planbaren und elektiven Ein- griffen wie in der Implantologie spricht vieles dafür, dem MRT zukünftig eine erkennbare Rolle bei der Planung im- plantologischer Eingriffe zukommen zu lassen. Dies gilt umso mehr, wenn man den potenziellen diagnostischen Mehrwert im Hinblick auf die Dar- stellung von Mukosa, Nerven oder Entzündungsaktivität einbezieht. \ Quelle: Florian Probst Abb. 6: Qualitätskontrolle – Vergleich der tatsächlich resul- tierenden Implantat- position mit der computergestützt geplanten Position ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Wie würden Sie ein Dental- MRT-Angebot nutzen? Die TU München hat eine kleine Umfrage online gestellt – zu finden über den QR oder diesen Link: https/ /dental-imaging.de/umfrage/

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