Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (375) Grund war eine „Babypause“ – ihre Söhne Ernst und Rainer kamen 1940 und 1943 zur Welt 8 –, die durch das Kriegsgeschehen verschärft wurde: Um ihre Kinder ernähren zu können, ar- beitete sie zeitweise bei einem Bauern, zudem half sie in der internistischen Privatpraxis aus, die ihr Vater neben der Spitalstätigkeit führte. 9 Ab 1946 konnte sie ihre Weiterbildung in Graz fortführen und 1949 mit der Facharztprüfung abschließen. Unter- dessen war es 1947 zur Trennung von Heimo Clar gekommen. Dieser schlug in der Folgezeit eine Laufbahn als Kommunal- und Standespolitiker ein. 10 So war er Stadtrat von Graz (1949–1958); auch fungierte er als Obmann der Bundesfachgruppe für ZMK-Heilkunde der Österreichischen Ärztekammer (1954–1958). 11 Herta Clar hatte ihrerseits 1949 die Position einer Demonstratorin an der Universitätszahnklinik Graz ange- nommen, konnte aber bereits 1950 an der Klinik in den Status einer Hilfsärztin des Landes Steiermark auf- rücken. Geleitet wurde die Grazer Zahnklinik seit 1947 von dem re- nommierten Kieferchirurgen Richard Trauner (1900–1980). 12 Bis 1954 war Clar hauptsächlich in der kiefer- orthopädischen Abteilung der Zahn- klinik beschäftigt. Zwischendrin unterbrach sie ihre Tätigkeit in Graz für gezielte Studienaufenthalte in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Dort war sie in den kiefer- orthopädischen Abteilungen der Uni- versitätskliniken in Bonn (bei Gustav Korkhaus 13 , 1895–1970) und München (bei Felix Ascher, 1907–2003) sowie in Zürich (bei Rudolf Hotz, 1905–1979) und in Wien (bei Leopold Petrik, 1902–1965, und Artur Martin Schwarz, 1887–1963) tätig. 1952 gründete Clar eine Privatordina- tion, behielt jedoch ihre universitäre Stellung bei. Drei Jahre später wurde sie stationsführende Assistentin und 1956 offizielle Leiterin der kiefer- orthopädischen Abteilung der Uni- versitätszahnklinik Graz. 14 Ebenfalls 1956 ging Herta Clar eine zweite Ehe ein: 15 Sie heiratete Fritz Byloff (1916–2017), Facharzt für In- terne Medizin und Oberarzt am LKH Graz. Mit ihm bekam sie ein Jahr später, 1957, ihr letztes Kind – Fritz Byloff jr. Fortan trug sie den Doppel- namen Byloff-Clar. 1963 wurde sie zur Oberärztin ernannt und im Mai 1967 konnte sie sich an der Univer- sität Graz habilitieren. Ihre Habilita- tionsschrift trug den Titel „Behand- lung mit aktiven Platten mit und ohne Corticotomie bei Spätfällen – Eine klinische und histologische Stu- die“. 16 Es folgte die Ernennung zur Universitätsdozentin. Byloff-Clar wurde damit zur ersten Dozentin für Kieferorthopädie in Österreich. Sie fungierte weiterhin als Leiterin der kieferorthopädischen Abteilung und übernahm zudem einen Lehr- auftrag in zahnärztlicher Chirurgie. Ihre Privatordination in Graz behielt sie bei. UND EINE SPÄTE, LANGE UNIVERSITÄTSKARRIERE 1970 besuchte sie erstmals einen Kur- sus für Multibandtechnik bei Arnulf Stahl (1924–2008), der der Schule von Reinhold Ritter (1903–1987) 17 in Heidelberg entstammte. 18 Das neu er- worbene Wissen setzte sie sogleich in Graz um. In dieser Zeit gelang es ihr zudem, die kieferorthopädische Ab- teilung weiter auszubauen: „Damals umfasst die Kieferorthopädische Ab- teilung der Universitätszahnklinik Graz drei voll ausgestattete Arbeits- plätze. Als Hilfskräfte stehen zwei Helferinnen, drei Zahntechniker und eine Sekretärin zur Verfügung. Zwei Assistenzärzte sind unter Leitung von Univ.-Doz. Dr. Herta Byloff-Clar tätig. Pro Jahr sind rund 800 bis 1.000 Patienten in kieferorthopädischer Behandlung.“ 19 8 Österreicher (2008), 38f. 9 Byloff (2020) 10 Reichl (1955), 36 11 Österreicher (2008), 38f. 12 Kastner (2010), 63f. 13 Groß (2018a), 4f. 14 Österreicher (2008), 38f.; Schroll (2007), 48f. 15 Byloff (2020) 16 Byloff-Clar (1967b) 17 Groß/Schmidt (2020); Groß/Westemeier/ Schmidt (2018) 18 Österreicher (2008), 38f. 19 Österreicher (2008), 38f. zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (375) GESELLSCHAFT | 41

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