Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (376) 1972 wurde ihre Abteilung als KFO- Weiterbildungsstätte zertifiziert; im selben Jahr erfolgte ihre Berufung in den Leitungsausschuss der öster- reichischen Arbeitsgemeinschaft für Kieferorthopädie. AUTORIN UND TÄTIGKEIT IN EIGENER PRAXIS 1973 beendete Byloff-Clar ihre Tätig- keit an der Universitätszahnklinik Graz. Sie blieb jedoch auch in der Folgezeit als Autorin aktiv. Der Ab- schied von der Universität bedeutete mitnichten das Ende ihrer Berufs- tätigkeit – vielmehr engagierte sie sich verstärkt in der eigenen Praxis, die sie nun ausbauen konnte: Ihr Sohn Ernst Clar hatte ebenfalls Medi- zin studiert und eine zahnärztliche Weiterbildung in Graz absolviert. Er hatte dann eine kieferorthopädische Spezialisierung an der Universitäts- zahnklinik in Bonn bei Gottfried F. Schmuth (*1926) angeschlossen und stieg 1974 bei seiner Mutter ein. Beide führten bis Anfang der 1990er-Jahre in ebendieser Konstellation eine Ge- meinschaftspraxis. 1991 kam dann mit Fritz Byloff jr. ein drittes Familien- mitglied dazu: Dieser hatte ebenfalls Medizin studiert und eine zahnärzt- liche Fachweiterbildung in Graz ab- solviert. Bei ihm folgte danach eine kieferorthopädische Spezialisierung in Genf bei Jean-Pierre Joho (*1939), bevor auch er in die Fachpraxis der Mutter und des Bruders eintrat. Erst 1996 zog sich Byloff-Clar aus der aktiven Behandlung zurück; sie war zu diesem Zeitpunkt bereits 82 Jahre alt. Fortan führten die beiden Brüder die Praxis zu zweit weiter; allerdings ging die Mutter ihren Söhnen „danach noch einige Jahre bis 2005 in der Ad- ministration der Praxis zur Hand“. 20 Byloff jr. trieb wie seinerzeit seine Mutter parallel zur Ordination seine wissenschaftliche Laufbahn voran: 21 Er nahm von 1994 bis 2010 einen Lehrauftrag an der kieferorthopä- dischen Abteilung der Universität Genf wahr, konnte sich 2006 an der Universität Graz für Kieferorthopädie habilitieren und arrivierte anschlie- ßend zum Universitätsdozenten. Zu- dem war er in den „Club International de Morphologie Faciale“ aufgenom- men worden, in dem sich führende europäische Kieferorthopäden ver- sammelten. 2011 trat dann Ernst Clar in den Ruhestand. Seitdem liegt die Praxis in den Händen von Fritz Byloff jr. Seit einigen Jahren ist auch ein Enkel, Volker Clar, als Zahnarzt tätig – er praktiziert im Schweizer Kanton Zug. Herta Byloff-Clar war im Privatleben eine begeisterte Jägerin. Die Jagdliebe war jedoch vor allem vom Natur- erlebnis und der Hege motiviert und weniger an Trophäen orientiert. 22 Sie starb am 20. Februar 2008 – im 94. Lebensjahr – in Graz „eines son- nigen Morgens plötzlich, aber fried- lich, an einem Herzversagen“ 23 und wurde in der Familiengruft der Familie am Grazer Zentralfriedhof beigesetzt. Byloff-Clar war mit ihrem zweiten Mann insgesamt 52 Jahre verheiratet. Letzterer verstarb erst im Jahr 2017 – mit über 100 Jahren. 24 EINE AUßERGEWÖHNLICHE MEHRFACHBELASTUNG Der Lebenswerk von Herta Byloff-Clar ist in mehrfacher Hinsicht bemer- kenswert: Ungewöhnlich war bereits, dass sie – neben ihrer Tätigkeit als vierfache Mutter und einer Privat- praxis – eine Universitätskarriere in der Orthodontie verfolgte, zumal dies de facto bedeutete, dass sie nach der Weiterbildung zur Zahnärztin noch eine Spezialisierung zur Kiefer- orthopädin durchlaufen musste, um schließlich zur ersten weiblichen Ha- bilitierten im Fach Kieferorthopädie in Österreich zu avancieren. Byloff jr. betont, dass seine Mutter sehr für ih- ren Beruf gelebt hat: „Dennoch hatte sie ihre Familie nie vernachlässigt und war immer für ihre Kinder da“. 25 Wie außergewöhnlich diese Mehrfach- belastung war, erschließt sich im Ver- gleich mit den anderen Pionierinnen des Fachs: Die erste in Deutschland habilitierte Kieferorthopädin – Elsbeth von Schnizer 26 (1900–1998) – war ledig und kinderlos geblieben und zudem nur kurzzeitig als Praktikerin 20 Byloff (2020) 21 Byloff (2020) 22 Byloff (2020) 23 Byloff (2020) 24 Byloff (2020) 25 Byloff (2020) 26 Groß (2021b) DIE NEUE ZM-REIHE „PIONIERINNEN DER ZAHNMEDIZIN“ Dorothea Dausch-Neumann (zm 8/2021) Foto: Deutscher Zahn- ärzte-Kalender 16 (1957), 120 Gisela Schützmannsky (zm 7/2021) Foto: Deutscher Zahnärzte-Kalender 39 (1980), 65 Anna-Luise Gentz (zm 6/2021) Foto: Deutscher Zahnärzte-Kalender 39 (1980), 65 Herta Byloff-Clar (zm 5/2021) Foto: Byloff (2020) Elsbeth von Schnizer (zm 4/2021, S. 46–49) Foto: BArch, NS 44/121, Bl. 69 Maria Schug-Kösters (zm 3/2021, S. 44–48) Foto: Deutscher Zahnärzte-Kalender 13 (1954), 70 42 | GESELLSCHAFT

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