Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5
zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (378) D ie Ansätze reichen von Wirkstoffen, die zur Vorbeu- gung Risikogruppen (wie Beschäftigten im Gesund- heitswesen oder älteren Menschen) nasal verabreicht werden sollen, bis hin zu Therapeutika oder auch einer Impfung via Nasenspray. PRÄVENTION Erste Studien sehen generell [Farrel et al., 2020] wie auch für Povidon-Iod-Lösungen insbesondere [Pahar et al., 2020] belastbare Hinweise dafür, dass Nasenspülungen oder -sprays die Viruslast und damit das Infektionsrisiko ver- ringern können. Einen Schritt weiter geht eine US-Publikation, die Zahn- ärzten trotz der noch geringen Evidenz bereits den Rat gibt, Patienten vor der Behandlung ein Xylitol-haltiges Nasen- spray zu verabreichen, um die Viruslast im Aerosol zu reduzieren [http://bit.ly/dentistryiq_Xylitol ]. Dabei basiert die Empfehlung größtenteils auf einer bislang nicht begut- achteten US-Studie [Basal et al., 2020], die in vitro nach- gewiesen hatte, dass die Wirkstoffe Iota-Carrageen und Xylitol das SARS-CoV-2-Virus hemmen beziehungsweise inaktivieren können – und zwar in Konzentrationen, die durch Nasensprays leicht verabreichbar sind. Die Studie wurde finanziell von dem US-Unternehmen Amcyte Pharma Inc. unterstützt. Dem kanadischen Biotech-Unternehmen SaNOtize gelang in Labortests, mit seinem Stickoxid-Nasenspray bis zu 99,9 Prozent aller Coronaviren in den oberen Atemwegen abzu- töten. Damit soll das Präparat im frühen Infektionsstadium verhindern können, dass sich die Viren in der Lunge aus- breiten. Am 11. Januar startete in Großbritannien die erste klinische Studie dazu. Das australische Biotech-Firma Ena Respiratory entwickelte wiederum ein Nasenspray zur Infektionsprävention mit dem Wirkstoff INNA-051, einem synthetischen Agonisten der Toll-Like-Rezeptoren 2 und 6. Mit einer Studie [Proud et al., 2020] konnte an Frettchen gezeigt werden, dass fünf Tage nach der Exposition die Menge der viralen RNA in Nasen-Rachen-Abstrichen bei den mit INNA-051 behandel- ten Tieren gegenüber Placebo signifikant reduziert war. Ebenfalls an Frettchen erprobt haben Wissenschaftler der Columbia University, New York (USA), ein Nasenpray mit einem Lipopeptid. Im Laborversuch konnte das nasal ver- abreichte Molekül die Tiere 24 Stunden vor einer SARS- CoV-2-Infektion schützen, wenn sie gemeinsam mit infi- zierten Tieren einen Käfig teilten [Rory D. de Vries et al., 2020]. Die Universitätsmedizin Mainz setzt auf anorganische Polyphosphate, die die Bindung des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 an seinen Wirtszellrezeptor ACE2 signifikant hemmten [Meik Neufurt et al., 2020]. Ein Team der University of Cincinnati (USA) beschäftigt sich mit Sphingosin, das in einem Nasenspray verabreicht werden kann und die Adhäsion und Infektion mit dem Virus verhindern können soll [Michael J. Edwards et al., 2020], indem es selbst an ACE2 bindet. Eine weitere potenzielle Maßnahme von der University of California, San Francisco (USA) sind die sogenannten aero- Nabs. Die synthetischen antikörperähnlichen Moleküle sol- len verhindern, dass das Virus menschliche Zellen infiziert. Die Forscher durchsuchten dazu eine Bibliothek von zwei Milliarden Nanokörpern auf der Suche nach Molekülen, die das Spikeprotein des Coronavirus blockieren. Drei der vielversprechendsten Nanokörper wurden am Institut Pas- teur in Paris [Schoof et al., 2020] geprüft und anschließend von den Forschenden verfeinert, um ihre antivirale Wir- kung zu maximieren. THERAPIE Der US-Konzern Xlear Inc. sieht sogar Potenzial für sein Sinusitis-Spray auf Basis von Xylitol, als Therapeutikum als Behandlungsoption bei leichten bis moderaten COVID-19- Fällen. Eine klinische Studie mit 200 Teilnehmern, die den Foto: AdobeStock_Syda Productions BLICK AUF DIE STUDIENLAGE Welches Potenzial haben Nasensprays gegen SARS-CoV-2? Für ausgewählte Mundwasser ist erwiesen, dass sie temporär die Viruslast im Mund-Rachen-Raum wirksam reduzieren können (zm berichtete). Nun rückt das Potenzial von Nasensprays verstärkt in den Fokus. Die Studien finden Sie hier:
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