Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (380) INTERVIEW MIT THORBEN KRUMWIEDE ZU EINER NEUAUFSTELLUNG DER UPD „Patientenberatung sollte kein Anhängsel sein“ Unwirtschaftliche Führung, umstrittener Betreiber, maue Ergebnisse. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) hat in der Vergangenheit für ihre Arbeit mehr Schelte als Lob kassiert. Nicht nur die Politik fordert jetzt dringend einen Neuanfang – favorisiert wird ein Stiftungs- oder ein Hybridmodell. Und wo sieht sich die UPD selbst? Wir haben UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede gefragt. Herr Krumwiede, verschiedene Seiten fordern seit Längerem eine Neuaufstellung der UPD – was sind die Hintergründe? Thorben Krumwiede: Zur Motivation und den Zielen anderer will ich nicht spekulieren. Wie eine Patientenbera- tung aufgestellt sein sollte, welches Trägermodell besonders geeignet ist und wie die Beratung finanziert sein sollte, darüber wird aktuell tatsäch- lich viel diskutiert. In den vergange- nen Monaten hat sich die Diskussion aber insofern verändert, dass es in- zwischen parteiübergreifend einen Konsens in einer wichtigen Frage gibt: Die Arbeit der Patientenberatung soll verstetigt werden. Dahinter steht die Erkenntnis, dass es ein falscher Weg ist, die über Jahre aufgebauten Beratungsstrukturen auf- zulösen und dann wieder neu aufzu- bauen. Es dauert einfach, bis neue Strukturen aufgebaut und geschaffen sind, Beraterinnen und Berater um- fassend geschult sind, bis das Prozess- wissen einen hohen Stand erreicht und die Vernetzung mit anderen Akteuren gut angelaufen ist. Welchen Bedarf gibt es aus Ihrer Sicht? Der konkrete Bedarf an einer Beratung, die sich an den Nöten und Sorgen der Menschen orientiert, erschließt sich bei uns durch unsere tägliche Arbeit. Wir unterstützen Ratsuchende im mitunter komplexen Gesundheits- wesen, bestärken die Menschen, ihre Rechte wahrzunehmen, klären auf und stärken dadurch immer wieder auch die Gesundheitskompetenz. Zu- nehmendes Interesse registrieren wir auch an unseren Rückmeldungen zu Problemen aus Patientensicht – auch im Dialog mit der Zahnärzteschaft. Ich denke, hier sind wir auf einem guten Weg. Als Einrichtung ist die Patienten- beratung im besten Fall mit vielen Akteuren vernetzt und im Dialog. Aus ihrer Verpflichtung auf die An- liegen aller Patientinnen und Patien- ten folgt allerdings auch, dass die Pa- tientenberatung nicht als Anhängsel etwa von Vereinen oder Interessen- gruppen organisiert sein sollte. Insgesamt ist mein Eindruck, dass der Bedarf, den es für die Patientenbera- tung gibt, in der Politik klar gesehen wird. Tatsächlich muss die Politik aktiv werden, wenn sie eine Verste- tigung der Patientenberatung auf den Weg bringen will. Ohne diese Veränderung greift nämlich ansons- ten die Neuausschreibung. Einige Medien berichten über ein eigenes Konzeptpapier zur Weiter- entwicklung, das von Ihnen und Ihren Experten erarbeitet wurde: Wann liegt dieses für alle einsehbar vor und was sind die Kernpunkte? Mit der Arbeit an unseren Vorstellun- gen, die für eine Verstetigung hand- lungsleitend sein können, haben wir im vergangenen Jahr begonnen. Unser „Konzept Modell 2023 – Weiter- entwicklung der UPD“ setzt beim Nutzen der Beratung an und geht in- sofern über die seit Jahren geführten Modelldiskussionen hinaus. Verein- facht gesagt haben wir die Entwick- lung und die Erfahrungen mit der Patientenberatung der vergangenen 15 Jahre analysiert und dann eine Weiterentwicklung skizziert. Das Pa- pier werden wir in Kürze vorstellen. Wichtig ist uns, die Patientenberatung direkter im Alltag von Bürgerinnen und Bürgern zu verankern: von der elektronischen Patientenakte bis hin zu systematischen Hinweisen auf unsere Beratungen in Situationen, die einen Informations- und Beratungs- bedarf wahrscheinlich machen. Ganz einfach gesagt: Die Patientenberatung ist für Menschen da, wenn sie Gesund- heitsfragen haben. Welches ist aus Ihrer Sicht das ideale Modell zur Neuaufstellung der UPD? Eine Verstetigung, inhaltliche Weiter- entwicklung und konzeptionelle Ver- besserung der Beratung ist mit unter- schiedlichen Rechtsformen möglich. In der Diskussion sind daher unter- schiedliche Varianten eines Stiftungs- modells, die Form einer gemeinnützi- gen GmbH oder auch Mischformen. Bewertung und Entscheidung über das Trägermodell liegen in der Hand der Politik. Die Akteure sollten dabei zeitnah abwägen, welche Option am besten umsetzbar ist. Aus unserer Be- ratungserfahrung heraus können wir zu dieser Diskussion beitragen. Aus unserer Sicht ist es auch weiterhin THORBEN KRUMWIEDE Geschäftsführer der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland Foto: UPD 46 | POLITIK

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