Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5
Vorfeld die Vergrößerung des Gehirn- schädel- und Orbitavolumens deter- miniert werden. 3. KRANIOFAZIALCHIRURGIE BEI APERT-SYNDROM Komplexe Gesichts- und Schädelfehl- bildungen (insbesondere syndromale Craniosynostosen wie das Apert- und das Crouzon-Syndrom) sind selten, beeinträchtigen jedoch die Lebens- qualität der betroffenen Patienten sehr. Diese Patienten besitzen dabei häufig komplexe dysgnathe Kiefer- verhältnisse mit schweren Okklusions- störungen sowie ausgeprägte Ver- änderungen der „normalen“ Gesichts- physiognomie. Die Folge sind schwere Funktionsstörungen des stomato- gnathen Systems, der Augen- und der Atmungsfunktionen. Patienten mit schweren Syndromerkrankungen er- leben häufig bis zu 20 Operationen in ihrer Kindheit und Jugend. Die Re- duktion der Anzahl von Operationen spielt von daher eine große Rolle. Bei einem 17-jährigen Patienten mit Apert-Syndrom sollte eine komplexe Okklusions-, Kiefer- und Gesichts- rekonstruktion erfolgen. Ziel war es, eine Regelokklusion bei bestmög- licher Gesichtsästhetik zu erreichen. Die Behandlungsstrategie bestand in einer Oberkieferdistraktion mit gleich- zeitiger Augmentation der defizitären Orbita- und Nasalbereiche zur Be- handlung des Exophthalmus und der eingesunkenen Nasenwurzel sowie der Augmentation des Stirnbereichs zur Verbesserung der Gesichtsästhetik (Abbildung 4a). In einer vier Wochen Quelle/Fotos: Zimmer Biomet, Dordrecht; Ulrich Meyer, Kieferklinik Münster Abb. 4b: Virtuelle Planung der Schädel- rekonstruktion mit PEEK-Knochenaugmentaten im Stirn- und Mittelgesichts-/Orbitalbereich: Die Planung der Kieferverlagerung (Ober- kieferdistraktion sowie Unterkieferschwenkung) erfolgte wie in der klassischen Dysgnathie- operation im ersten Schritt (hier schematische Darstellung des Oberkieferdistraktionsvektors). Abb. 4a: Patient mit typischen Merkmalen des Apert-Syndroms Foto: Ulrich Meyer, Kieferklinik Münster zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (387) ZAHNMEDIZIN | 53
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