Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (396) AUS DER WISSENSCHAFT Polymerisationsspannung selbstadhäsiver Komposit-Zemente Kerstin Albrecht Komposit-Zemente führen aufgrund des starkes Verbunds von Keramik und Zahn zu stabilen Restaurationen mit sehr guten ästhetischen Eigenschaften. Der Verbund Zahn-Restauration ist allerdings nur ein Aspekt, der bei der Langlebigkeit der Versorgungen eine Rolle spielt. Eine Münchner Arbeitsgruppe untersuchte jetzt die Polymerisations- spannung unterschiedlicher selbstadhäsiver Zemente anhand der Rissausbreitung in einer Feldspatkeramik. D ie Polymerisationsspannung hängt von der Gel- Phase eines Polymers ab. Das ist der Zeitpunkt, an dem das Kompositmaterial von einer viskös- plastischen in eine starr-elastische Konsistenz übergeht. Wenn dieser Punkt erreicht ist, kann kein Komposit mehr von der freien Oberfläche in geschrumpfte Volumina nachfließen [Davidson und Feilzer, 1997]. Da der Polyme- risationsprozess dennoch weitergeht, wird die Schrump- fung nicht mehr kompensiert. Polymerisationsspannungen entstehen also innerhalb eines Kompositzements, im Ge- füge mit dem Zahn und der angrenzenden Restaurations- oberfläche [Tantbirojn et al., 2004; Yamamoto et al., 2009]. TEST Um die Polymerisationsspannung eines Zements zu be- ziffern und mit Test-Zementen zu vergleichen, maßen die Münchener Forscher die Rissausbreitungen. Dazu stellten sie 130 Proben aus Feldspatkeramik (VITABLOCS Mark II, VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen) her, die aus zwei mitein- ander verklebten Keramikscheiben von 12 mm × 14 mm × 2 mm bestanden. Die obere Scheibe war vor der Verkle- bung durchbohrt worden und enthielt ein zentrales Loch von 2,5 mm Durchmesser und 2 mm Tiefe. Dieses Loch sollte später die zu testenden Zemente aufnehmen. Jede Probe erhielt auf der Oberseite vier Abdrücke eines Vickershärte-Prüfkörpers, jeweils zwei parallel gegenüber am Loch und alle Abdrücke 570 µm vom Rand des Lochs entfernt. Die Länge der dadurch entstandenen Risse in der Keramik maßen die Forscher vor und nach dem Auftragen und Polymerisieren der neun verschiedenen Test-Zemente. Nach Konditionierung der Keramikober- fläche mit neunprozentiger Flusssäure (Fluorwasserstoff- säure; Ultradent Porcelain Etch ® , Ultradent Products, Inc., USA) trugen sie die in der Tabelle aufgeführten Primer und Zemente auf. Die zu testenden Zemente wurden für 60 Sekunden licht- gehärtet (Elipar S10 ® , 3M), Ketac Cem ® als Kontroll-Zement ist chemisch härtend. Die Werte der Risslängen vor und nach Applikation und Lichthärtung der Zemente setzten die Wissenschaftler in eine Formel ein, mit der sie den Polymerisationsstress berechneten. ERGEBNISSE Den kürzesten Riss (223.6 ± 11.5 µm) wies der Kontroll- Zement (Ketac Cem ® ) nach dem Abbinden auf. Der längste Riss (236.6 ± 9.5 µm) entstand bei RelyX Unicem 2 ® nach der Polymerisation. Auch die Rissausbreitung (Δ = Unter- schied vorher/nachher) war bei Ketac Cem ® am kürzesten (1.0 ± 5.2 µm), bei RelyX Unicem 2 ® (18.9 ± 7.3 µm) am größten, was einen signifikanten Unterschied ausmacht. SmartCem 2 ® zeigte signifikant höhere Spannungswerte als iCEM ® , SoloCem ® und Ketac Cem ® . Letzterer wies sig- nifikant niedrigere Spannungswerte als Bifix SE ® , Maxcem Elite ® , SmartCem 2 ® , SpeedCEM ® und RelyX Unicem 2 ® auf. In den übrigen Gruppen waren die Werte ähnlich. DISKUSSION Resultate für Glasionomerzemente Der Glasionomerzement (GIZ) Ketac Cem ® wies zwar ge- ringere Spannungswerte als die selbstadhäsiven Zemente auf, doch hat sich gezeigt, dass Ketac Cem ® hinsichtlich DR. MED. DENT. KERSTIN ALBRECHT Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat Foto: AdobeStock_vitec40 Welcher Zement ist der beste? Bei Anwendung von neun Test-Zementen wurden vor und nach der Polymerisation Risse in der Keramik überprüft.

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