Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5
zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (410) Dennoch kommt es bei dieser Methode zu einer ausgedehnten Schleimhaut- narbe, die den stets zum Ostium ge- leiteten, sternförmigen Strom des Se- krets beeinträchtigt. Weiterhin führen künstlich angelegte Fensterungen zu Veränderungen in Belüftung und Drainage der Kieferhöhle. Frühere Studien konnten zeigen, dass auch der osteoplastische Zugang zu post- operativen Komplikationen führen kann [Gundlach et al., 1989]. Im Gegenzug ist der endoskopische Zu- gang mit der relativ kleinen Öffnung für Kamera und Sauger nicht für die Entfernung großer Fremdkörper wie beispielsweise ganzer Zähne geeignet. Außerdem muss, wie bei allen anderen Techniken, am Ende der Operation die einwandfreie Belüftung und Drainage des Sinus sicher beurteilt werden, um postoperative Komplikationen zu ver- meiden. Wenn eine Drainage nach einer chronischen Sinusitis nötig ist, gilt nach einem von Reinert etablierten Algorithmus [Reinert und Krimmel, 2014]: Bei freiem Infundibulum erfolgt die Drainage in den unteren Nasengang, bei verlegtem Infundibulum die Infun- dibulotomie. Eine Ausnahme stellt die Sinusitis in Zusammenhang mit einer MAV dar, wenn die Kieferhöhle über die Alveole ausreichend gespült werden kann. So ist es möglich, über die Einlage eines Röhrchens die Kieferhöhle zu drainieren und nach Abklingen der Befunde eine plastische Deckung vorzunehmen. Zusammenfassend sollte bei Kiefer- höhleneingriffen – unabhängig vom Vorbestehen einer Sinusitis – der endo- skopische Zugang in Erwägung gezogen werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind in Bezug auf anatomische Verhältnisse und die Größe des zu sanierenden Be- funds zwar begrenzt, allerdings bietet die endoskopische Therapie eine minimal- invasive Möglichkeit der Kieferhöhlen- sanierung mit kurzer OP-Dauer, ge- ringem Trauma, guter Übersicht und geringen postoperativen Komplika- tionen und verdient somit in ausge- wählten Fällen eine feste Rolle in der chirurgischen Kieferhöhlentherapie. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Die akute und chronische Sinusitis hat häufig odontogene Ursachen, die vom Zahnarzt korrekt diagnostiziert werden sollten. Für eine Ausheilung einer odontogenen Sinusitis ist die Entfernung des Fokus unerlässlich. \ Der Sinus maxillaris ist die Domäne mehrerer Fachabteilungen. Patienten wurden vor der jeweils aktuellen Vorstellung bereits häufig weiter überwiesen. Der auslösende Fokus determiniert in der Regel das primär behandelnde Fachgebiet. \ Die Indikation für den osteoplastischen Zugang sollte vor dem Hintergrund der ausgedehnten Knochenwunde und den daraus resultierenden Kom- plikationen zurückhaltend gestellt werden und großen Befunden vorbe- halten bleiben. Der endoskopische Zugang ist als minimalinvasiv und komplikationsarm anzusehen. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. Abb. 7: Wurzelrest in der Kieferhöhle Abb. 8: Entfernung des Wurzelrests Abb. 9: Wurzelrest außerhalb des Situs Alle Fotos: Nils Heim 76 | ZAHNMEDIZIN
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