Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (459) der klinischer Symptomatik einen positiven Befund. Nach Rücksprache mit dem Hygienebeauftragten der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirur- gischen Klinik sowie dem zuständi- gen Krankenhaushygieniker des Uni- versitätsklinikums Erlangen wurde im interdisziplinären Konsens ent- schieden, das zu erwartende zeitnahe Abklingen der Infektionserkrankung unter regelmäßiger PCR-Testung ab- zuwarten und die chirurgische Tumor- therapie zu verschieben. In Absprache mit dem lokalen Ge- sundheitsamt am Wohnort der Pa- tientin wurde sie nach stationärer Demission unter eine 14-tägige häus- liche Quarantäne gestellt. Bei weiter- hin fehlenden Symptomen der mole- kularbiologisch bestätigten SARS- CoV-2-Infektion wurde die Patientin am 7.10.2020 vom lokalen Gesund- heitsamt erneut positiv getestet. Die Wiederholungs-Testung eine Woche später ergab schließlich einen negati- ven Befund. Hierauf wurde bei sub- jektiver Wachstumsprogredienz eine erneute klinische Vorstellung und eine Re-Staging-Computertomografie terminiert. Der hierfür entnommene SARS-CoV-2-Test ergab in der ersten Analyse nach 40 PCR-Zyklen keinen Nachweis von Virus-RNA, in der zweiten Testung ließ sich hingegen ab dem 36. PCR-Zyklus SARS-CoV-2- RNA nachweisen. Dieser Befund wurde mit dem Virologischen Institut diskutiert. Eine Infektiösität der Pa- tientin sei sehr unwahrscheinlich – jedoch nicht unmöglich. Die Re-Sta- ging-Untersuchung zeigte in Kenntnis der Voruntersuchung eine suspekte Kontrastmittelaufnahme am anterio- ren Mundboden rechts mit einer Aus- dehnung von circa 2,4 cm x 1,0 cm. Es zeigten sich keine typischen CT- morphologischen Hinweise auf eine aktive SARS-CoV-2-Infektion. Die Problematik der progredienten onkologischen Erkrankung bei mitt- lerweile Langzeit-SARS-CoV-2-Positi- vität in der PCR-Testung wurde da- raufhin im interdisziplinären Kopf- Hals-Tumorboard wie auch mit den Kollegen der Anästhesiologischen Kli- nik erneut erörtert. Im gemeinsamen Konsens wurde das weitere Aufschie- ben der onkologischen Therapie im Sinne des Infektionsschutzes als nicht mehr medizinisch vertretbar ange- sehen. Die Patientin wurde daraufhin stationär in einem Einzelzimmer un- ter Einhaltung aller entsprechenden COVID-19-Hygienekautelen aufge- nommen. Der bei stationärer Auf- nahme obligatorische SARS-CoV-2 PCR-Test zeigte abermals einen positi- ven Befund nach 37 Zyklen. Darauf- hin wurde gemeinsam mit dem Krisenstab des Universitätsklinikums Erlangen entschieden, ein uneinge- schränktes chirurgisches Konzept unter den notwendigen infektions- hygienischen Schutzmaßnahmen zu verfolgen, da die weitere Verzögerung der chirurgischen Therapie zu einer DR. MED. CHRISTOPHER-PHILIPP NOBIS Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik, Klinikdirektor: Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Marco Kesting, FEBOMFS, Universitätsklinikum Erlangen Glückstr. 11, 91054 Erlangen Foto: MKG, UK Erlangen Abb. 2: Radiologische Darstellung des Plattenepithelkarzinoms des Unterkiefers rechtsseitig bei Initialvorstellung der Patientin (oben) sowie nach vier Wochen (unten) Abb. 3: Operationsteam im COVID-19-Isolations-Operationssaal ZAHNMEDIZIN | 13

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