Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (478) TELEMATIKINFRASTRUKTUR gematik in der Kritik wegen Veröffentlichung des TI-Whitepapers Die gematik bringt ein Papier zur Telematikinfrastruktur heraus und schreibt visionär von der „Modernisierung der TI am Horizont“. Doch diese vage Ideensammlung spiegele nicht den aktuellen Stand der Dinge, bemängeln die Partner der Selbstverwaltung. Das Vorgehen sei „unabgestimmt“ und damit „kontraproduktiv“. Diesen Vorwurf weist die gematik „entschieden“ zurück. I n einem Brief der Kassenzahnärztlichen Bundes- vereinigung (KZBV) vom 11. Februar an gematik- Geschäftsführer Dr. Markus Leyck Dieken heißt es, das Whitepaper „TI 2.0 – Arena für digitale Medizin“ sei von der gematik am 21. Januar unangekündigt und expli- zit gegen den entsprechenden Gesellschafterbeschluss veröffentlicht worden. „Wir erwarten, dass die gematik klarstellt, dass das ver- öffentlichte Whitepaper als eine nicht mit den Gesell- schaftern abgestimmte Ideensammlung der gematik zu verstehen ist, die in den nächsten Wochen und Monaten mit den zuständigen Organisationen diskutiert werden wird“, fordert darin der stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Karl-Georg Pochhammer – auch im Namen der Bundesärztekammer, der Bundeszahnärztekammer, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, des Deutschen Apo- thekerverbands, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, dem GKV-Spitzenverband und dem Verband der Privaten Krankenversicherung. Abgesehen vom Bundesgesundheits- ministerium, das 51 Prozent der gematik-Anteile hält, wenden sich somit alle Gesellschafter gegen das Papier. Angedacht wird in dem Whitepaper insbesondere, ob proprietäre IT-Lösungen wie der Konnektor künftig weg- fallen und sich die TI-Nutzer in einem neuen System ohne elektronische Gesundheitskarte (eGK), elektroni- schen Heilberufsausweis (HBA) und SMC authentifizieren können. VIEL ÜBERZEUGUNGSARBEIT WURDE SO ZERSTÖRT Diese grundsätzliche Neuausrichtung der TI sei jedoch – anders als von der gematik kommuniziert – längst nicht beschlossen worden, sondern werde derzeit lediglich diskutiert, stellte Pochhammer in dem Brief klar. Vor dem Hintergrund, dass jetzt neue Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) und des E-Rezept STATEMENT DR. KARL-GEORG POCHHAMMER „WIR ERWARTEN DIE RÜCKKEHR ZUM GEMEINSCHAFTLICHEN AUSTAUSCH“ „Die KZBV hat aktiv mit den anderen Gesellschaftern und der gematik alles darangesetzt, die Digitalisierung im Gesundheits- wesen nach vorne zu bringen. Wir haben in der Zahnärzte- schaft den Nutzen der TI und ihrer Anwendungen unterstrichen. Es sind die Zahnärztinnen und Zahnärzte, die die Vorreiterrolle eingenommen und sich zu 95 Prozent nahezu flächendeckend an die TI angebunden haben. Mit diesem unabgestimmten Ver- öffentlichen des Whitepapers wurde Verunsicherung erzeugt und das Vertrauen in die TI massiv beschädigt. Der Aufbau der TI mit ihren notwendigen, vom BSI zertifizierten Komponenten ist nötig, um die Vernetzung im Gesundheits- wesen zu etablieren. Nachdem dies geschehen ist, sollten Zahnarztpraxen nun Gelegenheit haben, die Mehrwerte für die individuelle Patientenversorgung endlich zu spüren. Die Sicherheit von medizinischen Daten und Patienteninforma- tionen bildet das Fundament des Vertrauens der Patienten in jede einzelne Praxis. Für die Zukunft erwarten wir die Rückkehr zum gemeinschaftlichen Austausch mit allen Gesellschaftern der gematik für die Weichenstellung der Digitalisierung im Gesundheitswesen.“ Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der KZBV Foto: AdobeStock_XtravaganT Foto: Darchinger

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