Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (486) Aber in der dentalen Fotografie verbirgt sich für den Behandler auch ein großer Quell der Motivation und Selbst- reflexion. Ein Bild bietet die Möglichkeit zur Kontrolle der eigenen Behandlungsleistung und kann zeigen, ob ich als Behandler das Versprechen gegenüber meinem Patienten eingehalten habe. Wie sieht es in der Prophylaxe aus? BIRGIT SCHLEE: Speziell bei der PZR kann ich die Fotos als zusätzliches Hilfsmittel bei der Patientenaufklärung ein- setzen. Ich kann so besonders leicht aufzeigen, wie und wo sie „noch besser“ putzen können. Den Patienten gibt es die Möglichkeit, sich selbst vom Erfolg oder Misserfolg der häuslichen Mundhygiene zu überzeugen. Wie hilft Ihnen das Fotografieren bei der PA-Therapie? SCHLEE: Mithilfe der dentalen Fotografie kann der Patient für seine eigene Mundgesundheit und eventuell vorhandene Mundhygienedefizite sensibilisiert werden. Dadurch steigen häufig die Eigenverantwortung und die Motivation, die für die PA-Therapie und den langfristigen Behandlungserfolg eine entscheidende Rolle spielen. Anhand von Aufnahmen der Intraoralkamera kann der Patient zudem direkt in die Auswertung der Plaque- oder Blutungsindizes einbezogen werden. Empfehlungen zur Zahnpflege an Problemzonen werden besser nachvollziehbar. Die Aufnahmen dienen außerdem als Argumentations- und Anschauungshilfe, um den Patienten besser vom Nutzen der empfohlenen Behandlung zu überzeugen. Wie schnell kann man sich mit Ausrüstung und Bildbearbeitung vertraut machen? SCHLEE: Ich empfehle jedem, der sich für die Dental- fotografie interessiert, sich fundiertes Wissen im Rahmen einer Fortbildung anzueignen. Es erleichtert den Start enorm. Da ich zu Beginn des Fotografierens selbst nur kurz in der Praxis eingewiesen wurde, dauerte es etwas länger, bis meine Bilder an Qualität gewannen. Wie hoch ist der zusätzliche Aufwand neben der Behandlung? SCHLEE: Bei einer guten Ausrüstung, optimaler Vorbereitung, einem gut abgestimmten Zeitmanagement und etwas Routine sind es wenige Minuten, die eine Fotodokumentation in Anspruch nimmt. Innerhalb einer Behandlungszeit von 60 Minuten für eine PZR können also ohne Probleme zwei bis drei Fotos angefertigt werden. Wird ein kompletter Fotostatus für diagnostische Zwecke benötigt, sollte dies allerdings separat terminiert werden. Welches Equipment wird benötigt? WERNER: Egal, ob mit einer Spiegelreflexkamera, einer spiegellosen Kamera oder einem Smartphone fotografiert wird – die Einstellungen müssen stimmen. Um Bilder ver- gleichbar zu machen, legt man am besten einen Standard für Bildabfolge, Bildausschnitte und Blickwinkel fest. Prinzipiell reichen zwei Objektive in der Praxis: Ein Makro- objektiv für Detail- und ein 50-mm-Objektiv für Porträt- aufnahmen. Für optimales Licht sorgen bei intraoralen Aufnahmen mit Spiegel ein Ringblitz und ein Lateralblitz. Zwei kleine Softboxen mit kleinen Systemblitzen runden das Equipment ab. Das weiche Licht der Softboxen veredelt die Aufnahmen der Mundfotos und gibt Porträtfotos einen professionellen Look. Ebenfalls hilfreich ist ein Einbeinstativ, auch Monopad genannt. Es erleichtert die Aufnahme, wenn ein kompletter Fotostatus erstellt werden soll und die Kamera in der Hand schwer wird. So bleibt die Kamera immer auf einer Höhe und der Ausschnitt, der durch den Abstand entsteht, immer gleich. Gab es Fälle, in denen Ihnen die Fotos rechtlich geholfen haben? SCHLEE: Ja – und hier wurde deutlich, wie wichtig eine korrekte und ausführliche Fotodokumentation ist. Eine Neupatientin wünschte eine Neuanfertigung ihrer UK- Teleskoparbeit. Vor Behandlungsbeginn wurden der aktuelle Zustand und der Sitz des Zahnersatzes genau dokumentiert. Nach Rechnungsstellung beschwerte sich die Patientin, dass eine Neuanfertigung eigentlich nicht notwendig gewesen wäre und der Behandler sie dazu überredet hätte. Vor Gericht überzeugte schließlich jedoch das präzise angefertigte Bildmaterial, das mit der schriftlichen Dokumentation komplett übereinstimmte und die Aussagen der Patienten widerlegte. Denn es genügt nicht, recht zu haben. Man muss es auch belegen können. Haben Sie noch einen Tipp? WERNER: Für eine gute Aufnahme sollte der Patient mög- lichst vor einem schwarzen oder weißen Hintergrund direkt an der Wand auf einem Stuhl sitzen. Zur Stabilisierung des Kopfes kann eine Packung mit Einmalhandschuhen hinter dem Kopf an der Wand platziert werden. Mit leichtem Druck hält der Patient den Karton und das Kinn geht automatisch zum Erstellen der Aufnahme etwas nach unten. Gegenseitiges Üben im Team ermöglicht einen effektiven und schnellen Workflow. Fotos: Schlee 40 | PRAXIS

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