Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6
zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (504) ökologischen Zielsetzungen unter- stützt. Die Organisation, der Duane auch beratend zur Seite steht, hat einen Leitfaden herausgegeben, der speziell Zahnarztpraxen in ihrem Bestreben um mehr Nachhaltigkeit unterstützen soll. Das Papier umfasst auf rund 100 Seiten eine Vielzahl von Ratschlägen und Handreichungen, die weit über das Praxisgeschehen hi- nausgehen und auch die persönliche Lebensführung von Zahnärzten und Patienten betreffen. Es geht um Rei- sen und Transport, Praxisausstattung und Versorgung, Energie und Abfall oder auch die Bewahrung der Arten- vielfalt. Auch in den USA ist die Zahnärzte- schaft aktiv. So hat die American Dental Association (ADA) in ihrem Papier „80 Ways to Make Your Dental Practice Green“ konkrete Tipps für das Alltagsgeschäft zusammengestellt. Dazu gehören die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, die nach nachhaltigen Prinzipien arbeiten (Bank, Architekt, Praxisgestaltung), der Einsatz energieeffizienter Pro- dukte (Dimmer bei Beleuchtung, pro- grammierbare Thermostate, wasser- sparende Toiletten), ökologisch ab- baubare Einwegbecher statt Plastik- becher, ungebleichte Papierprodukte und das Recycling von Aluminium, Glas, Plastik, Papier und Stahl. Auch Patienten und das Praxisteam sollten zu nachhaltigem Verhalten angeregt werden, fordert die ADA. DEUTSCHLAND STEHT NOCH AM ANFANG In Deutschland steht das Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen zwar auf der politischen Tagesord- nung, ist aber wegen der Pandemie in den Hintergrund gerückt. 2019 hatte das Fraunhofer-Institut für Sys- tem- und Innovationsforschung ISI (Fraunhofer ISI) im Auftrag des Bun- desumweltministeriums das Projekt „Ressourcenschonung im Gesund- heitssektor“ auf den Weg gebracht. Ein Teil war eine Umfrage unter Stakeholdern. Die Forscher wollten wissen, wo die Hemmnisse und Trei- ber in Sachen Ressourcenschonung im Gesundheitssystem liegen. Daran beteiligt hatte sich auch die Bundes- zahnärztekammer (BZÄK). Das Ergebnis war, dass sich größere Einheiten wie Krankenhäuser eher mit Ressourcenschonung befassen als kleinere (zum Beispiel Arztpraxen). Als wichtigsten Grund für die Nicht- Befassung nannten die Befragten feh- lenden Handlungsbedarf, gefolgt von Zeit- und Personalmangel. Kosten- einsparungen und neue gesetzliche Vorgaben wiederum wurden als Treiber für erhöhte Aktivität identifi- ziert. Der Rat der Wissenschaftler an die Politik: das Thema Ressourcen- schonung im Gesundheitssektor stär- ker auf die Agenda zu setzen und strategisch besser zu verorten. Genau das hat die BZÄK vor: Sie wird über die strategische Ausrichtung und konkrete Schritte auf der nächsten Vorstandssitzung beraten. pr Webseiten: Veröffentlichungen im British Dental Journal zur Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin: https://www.nature.com/ collections/djidaaddgi Leitfaden des Centre for Sustainble Healthcare „Sustainable Dentistry: How-to Guide for Dental Practices“: https://sustainablehealthcare.org.uk/ dental-guide American Dental Association: „80 Ways to Make Your Dental Practice Green“: https://success.ada.org/en/practice- management/office-design/80-ways-to- make-your-dental-practice-green Beitrag zur Arbeit von Dr. Brett Duane: https://bda.org/events/Documents/ LDCOD19%20-%20Environmental%20 sustainability%20-%20practical%20 advice%20and%20sources%20of%20 support%20-%20Brett%20Duane.pdf Film zu Plastik in der Zahnarztpraxis: https://www.youtube.com/ watch?v=a_kjuGpf6-o PRAKTISCHE TIPPS Energie einsparen \ Jede Praxis kann ihren Energie- verbrauch prüfen und so Einspar- potenziale auftun. Weder nachts noch am Wochenende oder in den Ferien muss dauerhaft das Licht brennen. Es kostet auch unnötig Energie, wenn Geräte im Stand-by- Modus schlummern. LED-Lampen sind viel sparsamer als andere Leuchtmittel. Strom kann aus erneuerbaren Ressourcen bezogen werden, der Wechsel zu grünem Strom ist denkbar einfach. Austauschen oder reparieren? \ Wenn eine Reparatur möglich ist, spart man den Neukauf und die Entsorgung des alten Geräts. Material: Qualität statt Quantität \ Naturmaterialien können Alternativen zu Plastik sein, Latex-Handschuhe zum Beispiel. Außerdem können Bestellungen in Großpackungen gebündelt statt in mehreren kleinen Packungen verschickt werden. Digitale Kommunikation spart Papier, und in der Personalküche können ökologische Reinigungsmittel zum Einsatz kommen. Kaffeekapseln aus Aluminium sind wirklich von gestern. Es gibt längst kompostierbare Varianten. Zulieferer prüfen \ Kleine, leichte Teile müssen nicht überdimensioniert verpackt sein. Wie steht es sonst um die Ethik des Unternehmens hinsichtlich der Produktions- und Lieferketten, der Einhaltung von Arbeitsschutz und Umweltschutz? Mülltrennung und Entsorgung \ Weil sich Abfall nicht komplett vermeiden lässt, sind Mülltrennung und die sachgerechte Entsorgung ein wichtiger Schritt für die Weiter- verwertung. Nichts wird wieder ganz verschwinden, aber einige Stoffe können korrekt kompostiert besser oder schneller abgebaut werden. 58 | PRAXIS
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