Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (524) D as Kind hat böse Zauberkräfte und verwendet sie dazu, der Familie oder dem Dorf zu scha- den, so der Aberglaube. Ist die Stig- matisierung erst einmal erfolgt, lässt das „Urteil“ nicht lange auf sich war- ten. Denn kann das Kind nicht recht- zeitig fliehen, wird mit abscheulichen Ritualen versucht, ihm die „über- natürlichen Kräfte“ auszutreiben. Zehntausende Kinder und Jugendliche werden jedes Jahr in Afrika Opfer solcher Diffamierungen und in der Folge von ihren Familien ausgesetzt, gefoltert oder sogar ermordet. Zu den sozialen Grausamkeiten kommen weitere Straftaten wie Kinderhandel, sexuelle Gewalt, Kinderarbeit und Kinderehen. Die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) unter- stützt daher Projekte zur Stärkung der Kinderrechte in Afrika. Gemeinsam mit Projektpartnern versucht das HDZ betroffene Kinder in Togo zu schützen und ihnen wieder eine Zukunftsperspektive zu geben. So gingen im vergangenen Jahr rund 9.000 Euro an die Partnerorganisation CREUSET, die in Togo das Kinder- schutzzentrum Kandyaa mit zugehö- riger Farm aufgebaut hat. WIEDER EINE PERSPEKTIVE Das Zentrum ermöglicht die Betreuung von 1.200 Kindern auf unterschied- liche Weise: Die Hilfe reicht von recht- licher, medizinischer und psycho- sozialer Begleitung über Rehabilitie- rungs- und Ausbildungsmaßnahmen bis zur Nachbetreuung in ihrem neuen familiären, schulischen oder beruf- lichen Umfeld. Auf der Farm erwer- ben die Kinder zudem landwirtschaft- liche Kenntnisse, um später ihre Selbstversorgung auf nachhaltiger Basis und im Einklang mit der Natur sichern zu können. Dieses Konzept trägt – im wörtlichen Sinne – Früchte! So wurden die Spen- dengelder des HDZ unter anderem verwendet, um Obst, Gemüse, Mais, Manjok und Heilpflanzen anzubauen, Nutztiere zu kaufen und eine Saft- produktion aufzubauen. Die Erträge gewährleisten die gesunde Ernährung der Kinder und der Verkaufserlös der Produkte deckt einen Teil der laufen- den Kosten. Die Teilnahme an pädagogischen, sportlichen, kreati- ven und spielerischen Aktivitäten un- terstützt außerdem die Stabilisierung der Kinder und fördert ihr Selbstver- trauen und ihr soziales Miteinander. „Mithilfe unserer Spenden können die innerlichen und äußerlichen Wunden der Kinder geheilt werden, doch die Narben auf der Seele bleiben ein Leben lang“, sagt der stellvertretende HDZ-Vorsitzende Dr. Klaus Winter. \ SIE WOLLEN HELFEN? Spendenkonto: Deutsche Apotheker- und Ärztebank IBAN: DE28300606010004444000 BIC: DAAEDEDDXXX oder über www.stiftung-hdz.de Via QR-Code gelangen Sie zur HDZ-Übersichtsseite mit weiteren Projekten auf zm-online.de . HDZ-PROJEKTE Wenn Kinder als Hexen gelten Yvonne Schubert Die Krankheit oder der plötzliche Tod eines Familienmitglieds, eine schlechte Ernte, der Verlust des Jobs oder einfach nur ein körperlicher Makel – im westafrikanischen Togo gibt es viele Gründe, die dazu führen können, dass unschuldige Kinder für (ganz normale) Schicksalsschläge als Sündenböcke herhalten müssen. Und der Hexerei bezichtigt werden. Wiedereingliederung eines Mädchens in seine Familie Das Konzept trägt Früchte: Papayabaum mit reifen Früchten nach einem Jahr. Fotos: CREUSET Togo Schafe versorgen – der praktische Teil der Ausbildung für die Jugendlichen Alle in der Projektstätte packen mit an: Hier wird der Kompost- haufen umgegraben. YVONNE SCHUBERT Freie Journalistin 78 | GESELLSCHAFT

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