Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6
zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (454) CORONA-RÜCKBLICK Was vor einem Jahr passierte Deutschland im März 2020: Die ersten Deutschen sterben an COVID-19. Tausende Veranstaltungen werden abgesagt. Schulen und Kitas schließen, an den Grenzen werden umfassende Kontrollen eingeführt und Einreiseverbote treten in Kraft. Kanzlerin Angela Merkel warnt vor einer Überlastung des Gesundheitssystems – und führt das Land in Lock- down Nummer eins. Ein kurzer Rückblick und der Stand heute. A m 9. März 2020 werden aus Nordrhein-Westfalen die ersten beiden Corona-Toten in Deutschland ge- meldet: Ein 78 Jahre alter Mann aus Heinsberg und eine 89-jährige Frau aus Essen. Zwei Tage später ruft das Robert Koch-Institut (RKI) zum verstärkten Schutz von Risikogruppen wie älteren Menschen, vor allem Hoch- betagten, und Menschen mit Grunderkrankungen auf. Speziell die Alten- und Pflegeheime forderte RKI-Vizeprä- sident Lars Schaade zu vermehrten Schutzmaßnahmen für die Bewohner auf. Generell sollten Menschen höheren Alters sowie Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen, Krebs und unterdrücktem Immun- system „besonders auf die Hygieneregeln achten, sich viel die Hände waschen, Abstand zu Kranken, speziell Menschen mit Atemwegsinfektionen, halten und ihre Kontakte so weit wie möglich reduzieren, zum Beispiel nicht mehr auf Veranstaltungen gehen“, sagte Schaade damals. Für Alten- und Pflegeheime galt ab sofort: „Wenn Mitarbeiter oder Besucher Symptome zeigen, dürfen sie nicht in diese Einrichtungen. Heimbewohner mit Symptomen sollten isoliert werden und auf Influenza und SARS-CoV-2 getestet werden, wenn regional Fälle auftreten. Alle müssen verstärkt auf die Hygieneregeln achten, insbesondere die Mitarbeiter.“ Ein gutes Jahr später, weist das RKI in seinem Lagebericht (Stand 2. März 2021) 20.199 COVID-Todesfälle in deut- schen Pflegeeinrichtungen aus, die Johns Hopkins Uni- versity verzeichnet insgesamt 70.943 COVID-Todesfälle für Deutschland. Auch die Impfverordnung berücksichtigt das Risiko für Hochbetagte: Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen sowie alle Menschen über 80 haben die oberste Impf-Priorität. Aufgrund des stark erhöhten Bedarfs fehlte es zu Beginn der Pandemie an Schutzausrüstung und Desinfektions- mittel im Gesundheitswesen. Am 13. März 2020 meldete die dpa, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sich mit einem Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr ge- wandt habe, um Medizingüter im Wert von 163 Millionen Euro einzukaufen, darunter 300.000 Schutzmasken. Was damals wie ein finanzieller Kraftakt wirkte, stellte sich als „Peanuts“ heraus: Später bestellte das BMG bei 738 Lieferanten rund 2,05 Milliarden Masken. Tatsächlich geliefert wurden am Ende 277 Millionen FFP2- und 73 Millionen OP-Masken. Kostenpunkt: 1,53 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch 8 Millionen Euro Verzugszinsen durch verspätete Rechnungsbegleichung. Außerdem sind 65 Klagen von Lieferanten beim Landgericht Bonn rechts- hängig, Streitwert etwa 180 Millionen Euro. Bislang hat der Bund 170,9 Millionen Dosen bestellt: 64,1 Millionen bei BioNTech/Pfizer, 56,3 Millionen bei Astra- Zeneca und 50,5 Millionen bei Moderna. Eingeplante Kosten: 3 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für den Aufbau und den Betrieb der rund 400 Impfzentren. 3,5 Prozent hiervon tragen die privaten Krankenversicherungs- unternehmen, den Rest müssen die Länder schultern. DAS VIRUS VERBREITET SICH ANDERS ALS VERMUTET Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen zudem, dass sich das SARS-CoV-2-Virus anders verbreitet als vor einem Jahr zunächst vermutet. Mitte März 2020 legten Preprint- studien nahe, dass kontaminierte Oberflächen eine wich- tige Rolle beim Infektionsgeschehen spielen könnten. So be- richten etwa Forscher des US-National Institutes of Health Foto: AdobeStock_nicole alan
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