Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (566) VIRTUELLER PRAXIS-RUNDGANG AUS SICHT GEHANDICAPTER PATIENTEN Jede Barriere kann man abbauen Auf welche Hindernisse und Probleme stoßen Patienten mit Einschränkungen in einer Zahnarztpraxis? Der erweiterte virtuelle Rundgang durch eine barrierearme Praxis auf der Website der KZBV zeigt genau das. D er technisch umfassend erneu- erte und inhaltlich erweiterte virtuelle Rundgang durch eine barrierearme Zahnarztpraxis ist unter rundgang.kzbv.de erreichbar. Dabei wird ein Kontrolltermin in einer drei- dimensionalen Musterpraxis simuliert. Die Navigation des interaktiven Tools wurde nutzerfreundlicher gestaltet, eine zusätzliche Steuerung imple- mentiert sowie Informationen zu Barrieren ergänzt und konkretisiert, wie die Kassenzahnärztliche Bundes- vereinigung (KZBV) erklärt. Aufgezeigt werden mögliche Barrieren für Menschen mit einer Hör- oder einer Sehbeeinträchtigung und für Patienten im Rollstuhl – am Eingang, am Empfang, im Warte-, im Behand- lungszimmer und im Sanitärbereich (Abbildung). Für jede Barriere werden praktikable Vorschläge für deren Ab- bau unterbreitet. Der Schwerpunkt des Rundgangs liegt auf baulichen Aspekten und der Kommunikation in der Praxis. Zahnärztinnen und Zahnärzte können mit der aufwendi- gen digitalen Anwendung Barrieren aus der Perspektive der genannten Patienten erfahren. Praxisinhaber sollen nach dem Willen der KZBV so motiviert und angeleitet werden, ihre Praxis so barrierearm wie möglich auszugestalten. FÜR VULNERABLE GRUPPEN DEN ZUGANG VERBESSERN Die bedarfsgerechte Versorgung pflegebedürftiger Patienten und von Menschen mit Handicap oder ein- geschränkter Alltagskompetenz zählt laut KZBV seit vielen Jahren zu den zentralen Anliegen der Zahnärzte- schaft. „Dieses Projekt aus dem Berufs- stand für den Berufsstand soll aktiv dazu beitragen, physische, optische und akustische Barrieren anschaulich zu vermitteln und abzubauen. Ange- sichts der fortschreitenden Digitali- sierung ist der Rundgang eine tech- nisch ansprechende Hilfestellung, um den Zugang zu Praxen für vulne- rable Gruppen zu verbessern“, erläu- terte der KZBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer. Gerade für Ältere, Pflegebedürftige und Menschen mit Beeinträchtigung sei der Erhalt der Mundgesundheit besonders wichtig. Die wohnortnahe Versorgung müsse deshalb noch stärker auf diese Patien- tengruppe fokussiert werden, fügte Eßer hinzu. Zugleich richtete der KZBV-Chef klare Forderungen an Krankenkassen und Politik: „Das Thema muss bei der Honorierung von Leistungen stärker berücksichtigt werden. Schließlich ist der Investitionsbedarf besonders bei älteren Bestandspraxen hoch, während die Bauordnungen der Län- der vorsehen, dass Neubauten in der Regel ohne Barrieren zugänglich sein müssen.“ Von der Regierung erwarte man, dass sie bessere finanzielle Rah- menbedingungen schafft, um die flächendeckende Umsetzung von Barrierearmut zu unterstützen, etwa durch Zuschüsse der Kreditanstalt für Wiederaufbau, ergänzte Eßer. sr Foto: KZBV Willkommen fühlt sich ein/e Patient/in mit Rollstuhl in diesem Wartezimmer nicht. Er/sie wird immer irgendwie im Weg sein. Foto: KZBV Hier würde ein Schrägspiegel helfen, damit sich Menschen im Rollstuhl sehen können. 12 | PRAXIS

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