Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (570) A ufgrund der hohen Kariesraten hatten sich die zahnärztlichen Fachgesellschaften Ende 2018 auf eine Erhöhung des Fluoridanteils in Kinderzahnpasten von 500 auf 1.000 ppm geeinigt – bis zum Alter von zwei Jahren Reiskorngröße, von zwei bis sechs Jahren Erbsengröße. In seinem neuen TV-Spot „Erbsen- Challenge“ für „Kinder Karex“ stellt der Zahnpasta-Hersteller Dr. Wolff die Notwendigkeit von Fluorid-Zugaben in Kinderzahnpasten generell infrage: „Wussten Sie, dass Kinderzahnpasta mit Fluorid nur erbsengroß auf die Zahnbürste soll? Aber erzählen Sie das mal Ihren Kindern!“ Mit einer Zahnpasta, die – wie eben „Kinder Karex“ – Hydroxylapatit („BioHAP“) anstelle von Fluorid enthält, sei es egal, wie viel Zahnpasta das Kind ver- wendet: „Deshalb haben wir eine Zahnpasta entwickelt, bei der selbst Verschlucken kein Problem ist.“ Gerügt wird der Werbe-Spot nun vom wissenschaftlichen Beirat der Infor- mationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) und der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (dgpzm): Die Werbung trage zur Verunsiche- rung der Eltern bei, denn die Aussage der „Erbsen-Challenge“ stelle die Fluorid-Empfehlungen in Abrede. „Das legt ein mögliches Risiko einer Überdosierung von Fluorid verur- sacht durch unpräzises Auftragen nahe“, bemängeln IfK und dgpzm. DIE WERBUNG KANN ELTERN VERUNSICHERN „Zum einen werden die offiziellen Empfehlungen der Fachgesellschaf- ten ignoriert, zum anderen ist der Werbespot geeignet, Angst vor Fluo- rid zu schüren und so die Eltern zu verunsichern“, betont dgpzm- Präsident und IfK-Sprecher Prof. Dr. Stefan Zimmer, Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahn- medizin an der Universität Witten/ Herdecke. Er führt aus: „Wir wissen heute, wie wichtig Fluoride zur Kariesvorbeugung sind, die Wirksam- keit ist in über 300 internationalen WIE GEFÄHRLICH SIND KINDERZAHNPASTEN? So schürt Dr. Wolff die Angst vor Fluorid Dr. Kurt Wolff hat einen neuen Spot für seine „Kinder Karex“ gedreht – die „Erbsen-Challenge“. Inhalt: Kinder können die Zahnpasta alleine nicht richtig dosieren, deshalb kaufen Eltern besser eine ohne Fluorid. Experten kritisieren die Werbung, weil sie das Risiko einer Fluorid-Überdosierung verursacht durch unpräzises Auftragen suggeriert. KARIES BEI KINDERN BLEIBT EIN PROBLEM Karies bei Kindern ist weiterhin ein großes Problem in Deutschland. Wie der aktuelle BARMER-Zahnreport zeigt, hatten 54 Prozent der unter Zehnjährigen kariöse, behandlungs- bedürftige Zähne. Durch den Corona- bedingten Wegfall der Gruppen- prophylaxe in Kitas könnten diese Zahlen noch weiter ansteigen. Aus der Stellungnahme der Informations- stelle für Kariesprophylaxe (IfK) und der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahn- medizin (dgpzm) Foto: Dr. Wolff „Mit BioHAP, der Stoff, aus dem die Zähne sind“, bewirbt Dr. Wolff in seinem neuen TV-Spot seine Fluorid-freie Zahnpasta „Kinder Karex“.

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