Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7
zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (571) klinischen Studien sehr gut belegt. Für Hydroxylapatit konnte dies bis- her nicht in vergleichbarem Maße gezeigt werden. Vom Gebrauch der Zahnpasten, die lediglich Hydroxyl- apatit und kein Fluorid zur Karies- prophylaxe enthalten, raten wir da- her ab.“ BEI RICHTIGER ANWENDUNG BESTEHT KEIN RISIKO Über 300.000 Untersuchungen be- legen demnach, dass von Fluoriden bei korrekter Anwendung keine ge- sundheitliche Gefahr ausgeht. Bei einer längerfristigen Überdosierung bestehe bei Kindern unter sechs Jahren allenfalls das Risiko einer Fluorose. Überdosierungen sollten daher vermieden werden. Unabhän- gig davon, welche Inhaltsstoffe in einer Zahnpasta enthalten sind, soll- ten Eltern die Dosierung Kindern unter sechs Jahren bekanntlich ohne- hin nicht selbst überlassen. ck WENIG EVIDENZ ZU HYDROXYLAPATIT „Hydroxylapatit ist ein Mineral, das auch in unseren Zähnen vorkommt. Künstlich hergestellt soll es den natürlichen Zahnschmelz imitieren, bei der Remineralisierung unterstützen, das Anheften von Plaque an die Zahnoberfläche erschweren und so vor Karies schützen. Allerdings gibt es nur wenig Evidenz zur kariespräventiven Wirkung von Hydroxylapatit. Eine neue Ein-Jahres-Studie mit Drei- bis Siebenjährigen zeigt, dass die Kinder Karex einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm nicht unterlegen ist. Metaanalysen belegen für eine Zahnpasta mit nur 500 ppm Fluorid jedoch keine signifikante Wirksamkeit in der Kariesprävention bei Kin- dern. Daher empfehlen Fachgesellschaften die Erhöhung auf 1.000 ppm Fluorid. So legt eine neue In-vitro-Studie aus der Schweiz, nahe, dass Zahnpasten ohne Fluorid – egal, ob sie Nanohydroxylapatit enthalten oder nicht – keine demineralisationshemmende Wirkung aufweisen. Im Unterschied dazu ließ sich der Effekt der Kariesprävention bei Zahn- pasten mit Fluorid feststellen.“ Aus der Stellungnahme der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) und der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (dgpzm) STUDIENBESPRECHUNG Was taugt die Studie von Dr. Wolff? Im Januar 2021 erschien in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports eine klinische Studie zur Wirksamkeit einer Zahnpasta mit mikrokristallinem Hydroxylapatit im Vergleich zu einer Fluoridzahnpasta bei Kindern. Die Frage, ob Fluorid durch einen alternativen Inhaltsstoff in Zahnpasten in Bezug auf Karies- schutz gleichwertig ersetzt werden kann, ist für die Fachöffentlichkeit, aber auch für den Verbraucher, von hohem Interesse. Aus diesem Grund erfolgt hier eine kurze Beschreibung und eine Bewertung der wichtigsten Ergebnisse. METHODIK: Bei der neuen Studie zur Wirksamkeit einer Kinder-Zahn- pasta mit mikrokristallinem Hydroxylapatit 1 handelt es sich um eine multizentrische, zweiarmige, doppelblinde, randomisierte klinische Non-Inferioritäts-Studie* mit einer Laufzeit von knapp einem Jahr (336 Tage). Primärer End- punkt war der Anteil der Studienpopulation, der mindes- tens eine neue kariöse Schmelzläsion ≥ Score 1 nach dem International Caries Detection and Assessment System (ICDAS) oder eine Verschlechterung einer bestehenden Kariesläsion um mindestens einen ICDAS-Score an einem Milchmolaren aufwies. Das heißt, dass alle Stadien einer kariösen Veränderung einschließlich erster Anzeichen einer Initialläsion gewertet wurden. 214 Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren wurden an den Universitätszahnkliniken von Poznan und Bialystok (Polen) in die Studie eingeschlossen und gleichmäßig auf zwei Gruppen verteilt. Den Kindern der Testgruppe wurde eine Zahnpasta mit 10 Prozent mikrokristallinem Hydroxyl- apatit (HAP, Kinder Karex), denen der Kontrollgruppe eine Zahnpasta mit 500 ppm Aminfluorid (Fluorid, elmex- Kinder-Zahnpasta, alte Formulierung) zugeteilt. Zweimal am Tag (morgens und abends) wurden die Zähne der Kin- der von den Eltern jeweils für drei Minuten mit der zuge- wiesenen Zahnpasta und einer elektrischen Zahnbürste geputzt, zusätzlich putzten die Kinder einmal selbst (mit- tags) drei Minuten lang. Alle 84 Tage fand eine Unter- suchung statt und die Qualität der Mundhygiene wurde überprüft. ERGEBNISSE: 177 Kinder schlossen die Studie in der vorgesehenen Weise ab (per protocol Analyse), 88 in der Test- und 89 in der ZAHNMEDIZIN | 17
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