Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7
zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (572) Kontrollgruppe. In der Testgruppe (HAP) wurde ein Karieszuwachs in 72,7 Prozent der Fälle festgestellt, in der Kontrollgruppe (Fluorid) waren es 74,2 Prozent. Die Analyse der 95-Prozent-Konfidenzintervalle ergab eine Gleichwertigkeit beider Zahnpasten in Bezug auf die Kariesprävention. Eine Überlegenheit eines der beiden Produkte konnte nicht gezeigt werden. KOMMENTAR: Die Studie belegt für einen Zeitraum von knapp einem Jahr die Gleichwertigkeit der untersuchten Zahnpasta mit 10 Prozent mikrokristallinem Hydroxylapatit im Ver- gleich zu einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid. Da es keine negative Kontrollgruppe mit einer Zahnpasta ohne Wirkstoff (Placebo) gab, gibt die Studie jedoch keine Auskunft darüber, ob von den Wirkstoffen überhaupt ein Nutzen ausgegangen ist. Bisherige Studien konnten keine signifikante Wirksamkeit von Zahnpasten mit 500 ppm Fluorid im Vergleich zu einem Placebo belegen. 2 Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass die einschlägigen deutschen wissenschaftlichen Fachgesellschaften im Ein- klang mit den Empfehlungen der European Academy of Pediatric Dentistry (EAPD) und der American Dental Association (ADA) seit 2018 Kinderzahnpasten mit 1.000 ppm Fluorid empfehlen. 3-5 Da in der vorliegenden Studie für die Zahnpasta mit 10 Prozent mikrokristallinem Hydroxylapatit eine Gleich- wertigkeit mit einer Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid nachgewiesen wurde, erscheint es naheliegend, dass sich auch für die untersuchte HAP-Zahnpasta kein signifi- kanter kariespräventiver Effekt gegenüber einem Placebo nachweisen lässt. LITERATUR 1. Paszynska E , Pawinska M, Gawriolek M, Kaminska I, Otulakowska-Skrzynska J, Marczuk-Kolada G, Rzatowski S, Sokolowska K, Olszewska A, Schlagen- hauf U, May TW, Amaechi BT, Luczaj-Cepowicz E: Impact of a toothpaste with microcrystalline hydroxy- apatite on the occurrence of early childhood caries: a 1-year randomized clinical trial. Sci Rep 2021 Jan 29;11(1):2650. doi: 10.1038/s41598–021–81112-y. 2. Walsh T, Worthington HV, Glenny AM, Marinho VCC, Jeroncic A: Fluoride toothpastes of different concentrations for preventing dental caries. Cochrane Database of Systematic Reviews 2019, Issue 3. Art. No.: CD007868. DOI: 10.1002/14651858.CD007868.pub3. 3. Toumba KJ,·Twetman S, Splieth C, Parnell C, van Loveren C, Lygidakis NA: Guidelines on the use of fluoride for caries prevention in children: an updated EAPD policy document. European Archives of Paediatric Dentistry (2019) 20:507–516 https://doi.org/10.1007/s40368– 019–00464–2 4. American Dental Association Council on Scientific Affairs: Fluoride toothpaste use for young children. J Am Dent Assoc 2014;145(2):190–191 DOI: 10.14219/jada.2013.47. Erratum in J Am Dent Assoc. 2014 Mar;145(3):236 5. Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin. Neue Empfehlungen für Kinderzahnpasten mit Fluorid. https://www.dgpzm.de/neue-empfehlungen- fuer-kinderzahnpasten-mit-fluorid * Non-Inferioritäts-Studie = Studientyp, der geeignet ist zu zeigen, dass ein Produkt einem anderen nicht unterlegen ist. UNIV.-PROF. DR. STEFAN ZIMMER Lehrstuhlinhaber und Abteilungsleiter für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin, Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten stefan.zimmer@uni-wh.de und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin DGPZM Foto: privat REAKTION VON DR. WOLFF Nachdem Dr. Wolff erst zugesagt hatte, die Besprechung von Prof. Zimmer gerne in Form von einer Stellungnahme kommentieren zu wollen, sagte uns das Unternehmen dann kurzfristig ab: „Wissenschaftlich können wir die Argumentation von Herrn Prof. Zimmer nicht nachvoll ziehen und werden uns zu gegebener Zeit im Detail äußern. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“ ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 18 | ZAHNMEDIZIN
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