Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (576) B eschwerden wie Depressionen, Alltagsstress, Ärger im Beruf sowie Schicksalsschläge wie Trennung und der Tod von Ange- hörigen sind häufig verantwortlich für die Angst vor der Behandlung oder eine unbefriedigende Zahnarzt- Patienten-Beziehung, führt die BZÄK in ihrem Papier aus. Sie können sogar die gesamte Therapie zum Scheitern bringen. Kummer manifestiere sich aber gleichzeitig auch direkt im Mund- bereich – etwa durch eine Prothesen- unverträglichkeit, Zungenbrennen, Pressen und Knirschen, Zahnfehl- belastungen oder durch ein Über- strapazieren der Kaumuskeln und angrenzender Muskelgruppen. Die BZÄK verweist darauf, dass zwischen 25 und 38 Prozent der Bevölkerung unter einer psychischen beziehungsweise psychosomatischen Störung leiden. Mit Konsequenzen für die zahnärztliche Praxis: 20 Pro- zent der Patienten in Zahnarztpraxen hätten Beschwerden, bei deren Aus- lösung und Verlauf psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen können. Und 20 Prozent der Patienten- beschwerden beim Zahnarzt können psychisch verursacht sein. VON DEN BESCHWERDEN SIND 20 PROZENT PSYCHISCH Die Diagnostik und das bio-psycho- soziale Krankheitsverständnis haben für Zahnärzte eine hohe Bedeutung, heißt es im Positionspapier weiter. Gerade Krankheitsbilder, bei denen eine deutliche Diskrepanz zwischen Befund und Befinden der Patienten festzustellen ist oder die eine lange und komplizierte Krankheitsdauer ohne Therapierfolge aufweisen, benö- tigen eine besondere Beachtung. „Tabuisieren und Verdrängen aus Sicht der Patienten und der Öffentlichkeit müssen abgebaut und die zahnärztliche Versorgung stärker auf das bio-psycho-soziale Krankheits- verständnis ausgerichtet werden. Somit kann auch die Zahnmedizin bei Prävention und Früherken- nung von psychosomatischen Er- krankungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Ärzten und weiteren Gesundheitsberufen eine wichtige Rolle im Gesamtsystem einnehmen.“ Die BZÄK nennt hier mehrere Krank- heitsbilder als Beispiele: Zahnbehand- lungsangst und -phobie, psychogene Zahnersatzunverträglichkeit, chroni- schen Gesichtsschmerz, somatoforme Störungen, cranio-mandibuläre Dys- funktionen und den Einfluss von Stress auf Parodontitis und Bruxis- mus. Aus klinischen Beobachtungen sei auch abzulesen, dass Symptome von Bruxismus zunehmen – nicht zu- letzt als stressbedingte Folgen der Pandemie, schreibt die BZÄK weiter. Als Lösungsansatz empfiehlt die Bun- deszahnärztekammer eine verstärkte Zusammenarbeit des Zahnarztes mit Ärzten, Psychotherapeuten und wei- teren Gesundheitsberufen und weist auf Aufklärungsangebote für die breite Bevölkerung hin. Denn, so die BZÄK, die ganzheitliche Betrachtung des Patienten aus Sicht einer wissenschaftlichen und präven- tionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde schließt nicht nur die organischen und körperlichen Faktoren, sondern auch das soziale Umfeld und psychische Faktoren mit ein. pr Foto: Adobe Stock_vali_111 Psychische Beschwerden können letztlich die gesamte Therapie zum Scheitern bringen. Die BZÄK empfiehlt daher, Patienten auch von dieser Seite zu betrachten. POSITIONSPAPIER DER BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER Psyche und Zähne hängen eng zusammen Psychosomatische Beschwerden haben zunehmend Einfluss auf die Mund- gesundheit , erläutert die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) in ihrem Positionspapier. Sie appelliert an Zahnärztinnen und Zahnärzte, besonders auf den Zusammenhang von Psyche und Zähnen zu achten. 22 | PRAXIS

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