Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (595) „Fit-for-Future“ in Zusammenarbeit mit der Kassenzahnärztlichen Verei- nigung Hessen und unter Beratung des Zahnärztlichen Universitäts-Insti- tuts Carolinum gGmbH in Frankfurt das Pilotprojekt „Postgraduale Quali- fizierung“ entwickelt. Im Rahmen dieses Projekts sollen in Hessen zahn- ärztliche Lehrpraxen Berufseinsteigern ein allgemeinzahnärztlich ausgerich- tetes, praxisorientiertes Lehrprogramm vermitteln. Angesprochen werden alle Berufseinsteiger nach der Appro- bation, und zwar in der zweijährigen Vorbereitungsassistenzzeit. Die Aus- bildung erfolgt in akkreditierten Lehrpraxen bei niedergelassenen Kol- leginnen und Kollegen. LEHRPRAXEN GESUCHT Die Kammer und KZV Hessen suchen derzeit geeignete Lehrpraxen. Die teilnehmenden Praxen erhalten die Möglichkeit, ihre Tätigkeit als Lehr- praxis durch ein Siegel öffentlich auszuweisen, sowie erste Erfahrungen für eine mögliche, spätere Bewerbung als Famulaturpraxis im Rahmen der neuen Approbationsordnung Zahn- ärzte (AOZ) zu sammeln. Und so sehen die Voraussetzungen für die Akkreditierung als Lehrpraxis aus: \ Es sollte sich um eine typische allgemeinzahnärztliche Praxis ohne einseitige Ausrichtung handeln. Sie soll über die berufs- rechtliche wie vertragszahnarzt- rechtliche persönliche Eignung verfügen. \ Teilnehmen können grundsätzlich alle Praxen, die gegenwärtig eine/n Vorbereitungsassistentin/en beschäftigen oder beabsichtigen, eine Einstellung im Laufe der kommenden zwölf Monate vorzu- nehmen. \ Die Praxis verpflichtet sich zur Freistellung von 13 Tagen in den zwei Jahren Vorbereitungszeit (1 Tag alle 2 Monate) für die Teilnahme des Assistenten am Qualifizierungsprogramm. \ Im zeitlichen Umfang von 96 Stunden in zwei Jahren (4 Stunden pro Monat) verpflichtet sich der Praxisinhaber, den Assistenten unter Aufsicht in typischen allgemeinzahnärztlichen Behand- lungen anzuleiten, sowie Röntgen-, Planungs-, Fallbesprechungen und Ähnliches mit dem/der Assisten- ten/Assistentin zu machen und in Kurzform zu dokumentieren. Darüber hinaus werden Themen zur Praxisorganisation und -führung – wie Abrechnung, Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit, Hygiene, Behand- lungsdokumentation oder EDV-Ein- satz in der Praxis – vermittelt. E-LEARNING UND PRÄSENZTAGE Die Vorbereitungsassistenten nehmen – neben der Ausbildung in der Lehr- praxis – an einem Fortbildungs- programm von Kammer und KZV teil. Dieses besteht aus 13 Tages- seminaren, die überwiegend im E-Learning-Format über die Plattform der Fortbildungsakademie Zahnmedi- zin Hessen (FAZH) zugänglich sind, sowie einigen Präsenztagen in Frank- furt. Soweit Assistenten in akkredi- tierten Lehrpraxen ihre zweijährige Vorbereitungszeit absolvieren, ist die Teilnahme am postgradualen Qualifi- zierungsprogramm verpflichtend. Dabei vermitteln vorrangig erfahrene, in eigener Praxis niedergelassene Kol- legen Themen wie: \ Planungs- und Komplikations- training anhand von Patienten- fällen aus der eigenen Praxis , \ Konzepte für die Behandlung von Patienten in Alten- und Pflegeheimen oder von immobilen Patienten, \ digitale Praxisverwaltung und \ Qualitätsmanagement. Des Weiteren werden durch Refe- renten der KZV Hessen alle Kennt- nisse vermittelt, die zur Führung einer vertragszahnärztlichen Praxis notwendig sind. Das Programm „Postgraduale Qualifi- zierung“ wird in Hessen im Mai 2021 starten. Mit der Kammer und der KZV Nordrhein ist eine Kooperation in Vorbereitung. Interesse von weiteren Kammern besteht, Gespräche sind aufgenommen. pr ZÄ INGELA POPAL- JENSEN, TEILNEHMENDE PRAXISINHABERIN: „Als akkreditierte Lehrpraxis im Rahmen des neuen Pilotprojekts der Kammer geben wir ein klares Signal an alle neuen Kolleginnen und Kollegen, dass sie bei uns viel für ihr späteres Berufsleben lernen können. Wir haben den Vorteil, dass wir damit hoch motivierte und interessierte Bewerberinnen und Bewerber auf eine Vorbereitungsassistenzstelle ansprechen – dies kommt uns und unseren Patientinnen und Patienten zugute.“ Foto: privat LEA BAUER, STAATSEXAMEN DEZEMBER 2020: „Meine fachliche Ausbildung an der Universität war sicher gut, aber Routine und Erfahrung bringt erst das richtige Berufsleben. Mit dem Qualifizierungsprogramm in einer teilnehmenden Lehrpraxis kann ich sicher sein, dass meine zukünftige Chefin sich Zeit für mich nimmt, auch komplexere Fälle und deren Planung im Detail durchzugehen und mir bei der Behandlung zur Seite zu stehen. Das gibt mir die nötige Sicherheit für meinen weiteren Weg in eine eigen- ständige zahnärztliche Tätigkeit nach der Zeit als Vorbereitungsassistentin.“ Foto: privat POLITIK | 41

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