Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (596) A namnestisch berichtet die Frau, vor etwa fünf oder sechs Jahren initial „einen kleinen Knubbel“ in der Zunge rechts ver- spürt zu haben. Dieser habe sich im Lauf der Jahre langsam vergrößert, sei allerdings zu keiner Zeit schmerz- haft gewesen. Ein Trauma sei ihr nicht erinnerlich. Palpatorisch stellte sich die Raum- forderung kugelig-elastisch dar und ließ sich bidigital komprimieren. Das dunkelrot bis violett durchschim- mernde Kolorit führte in Zusammen- schau mit der Anamnese zu dem Ver- dacht des Vorliegens einer vaskulären Malformation (Abbildung 1). Beim Ultraschall ließ sich im Duplex-Scan ein niedriger Flow in der Läsion nach- weisen, der die Verdachtsdiagnose erhärtete (Abbildung 2). Zusätzlich wurde bei der Patientin eine Magnet- resonanztomografie (MRT) mit Kon- trastmittel zur Gefäßdarstellung an- gefertigt (Abbildung 3), wobei man auch hier (wie im Ultraschall) keine größeren zuführenden Gefäße aus- machen konnte. Intraoperativ konnten durch eine spindelförmige Exzision die Läsion mit einem minimalen Sicherheits- abstand aus der Zungenmuskulatur in toto entfernt (Abbildung 4) und der Defekt primär verschlossen wer- den. Die pathohistologische Unter- suchung bestätigte die Verdachts- diagnose einer vaskulären Malforma- tion (Abbildung 5). Postoperativ zeig- ten sich keine Wundheilungsstörun- gen, die Zungenbewegung und -sen- sibilität war nicht eingeschränkt. DISKUSSION Gefäßanomalien werden entsprechend der Klassifikation der ISSVA (Interna- tional Society for the Study of Vascu- lar Anomalies) von 2014 in vaskuläre Tumore (benigne Tumore, lokal ag- DR. MED. DENT. PHILIPP LUHRENBERG Klinik und Poliklinik für Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie – Plastische Operationen der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Philipp.Luhrenberg@unimedizin-mainz.de Foto: privat Abb. 1: Klinischer Befund zum Zeitpunkt der Erstvorstellung mit halbkugeliger violetter Schwellung Foto: Keyvan Sagheb DER BESONDERE FALL MIT CME Arteriovenöse Malformation der Zunge Philipp Luhrenberg, Keyvan Sagheb, Peer W. Kämmerer, Christian Walter Eine 21-jährige Patientin stellte sich mit einer dunkelroten, seit mehreren Jahren bestehenden, klar abgegrenzten, größenprogredienten Schwellung am Zungenrand links vor. Nach gründlicher bildgebender Diagnostik erhärtete sich der Verdacht auf eine vaskuläre Malformation, die schließlich ohne bleibende Beeinträchtigung entfernt werden konnte. 42 | ZAHNMEDIZIN

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