Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (598) eine Malformation mit hoher Durch- blutungsrate („high-flow“) oder eher niedriger Flussrate („low-flow“) han- delt – ein Fakt, der mit über die weitere Therapie entscheidet [Bodem et al., 2013]. Weiterführend können MRT-Bilder zur Bestimmung der Aus- dehnung, zur Abgrenzung von Nach- barstrukturen und zur Darstellung von efferenten und afferenten Gefäßen und somit zur Planung einer potenziellen Embolisation hilfreich sein [Wassef et al., 2015]. Eine Dar- stellung mit CT und Angiografie ist auch möglich. Die therapeutische Indikation richtet sich nach einer Reihe von Aspekten: der Operabilität des Patienten, der Flussrate des Befunds, seiner Größe, der Lokalisation und der Nähe zu Nachbarstrukturen. Auch das Risiko für Komplikationen und die klinische Symptomatik sollten in der Therapie- entscheidung berücksichtigt werden [Wassef et al., 2015]. Zu den Kompli- kationen zählt vornehmlich die Rup- tur der Läsion mit lebensgefährlichen Blutungen, insbesondere bei intra- kranieller Lage [Ma et al., 2017]. Die Entfernung des Befunds lässt sich unter anderem durch Embolisierung, Sklerotherapie, chirurgische Resek- tion oder Lasertherapie realisieren [Wolgemuth, 2017; Kämmerer, 2018]. Bei gegebener Operabilität des Befunds und niedriger Flussrate empfiehlt sich die chirurgische Resektion ohne Sicherheitsabstand, wahlweise auch in Kombination mit primärer Embo- lisation. Rezidive sind nicht selten, daher sollte eine klinische Nachsorge – wahlweise mit magnetresonanz- tomografischer Verlaufskontrolle – er- folgen [Kämmerer, 2018]. Im vorliegenden Fall hatte sich der Befund im Teenageralter entwickelt und könnte gegebenenfalls durch eine Verletzung des Zungenrandes durch Aufbiss getriggert worden sein. Durch den Umstand der überschau- baren Größe, des Low-flow-Verhaltens und des Fehlens von zuführenden Gefäßen und der chirurgisch leicht erreichbaren Lage bot sich eine chirur- gische Resektion ohne Embolisation an. Die histopathologische Aufbereitung ergab das Vorliegen einer arterio- venösen Malformation mit kapillären Anteilen, so dass der hier diskutierte Fall einen typischen Verlauf be- schreibt. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Vaskuläre Malformationen sind benigne, kongenitale Fehlbildungen. \ Aufgrund der Progressionstendenz sollte eine Behandlung angestrebt werden. \ Die Rezidivgefahr erfordert eine klinische Nachkontrolle. PROF. DR. DR. CHRISTIAN WALTER Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Mediplus MVZ GmbH, Mainz Haifa-Allee 20, 55128 Mainz Foto: privat Foto: Keyvan Sagheb Abb. 4: Spindelförmiges Umschneiden des Befunds Quelle: Dirk Ridder Abb. 5: Histopathologischer Schnitt in HE- Färbung: Zu erkennen ist die dunkel gefärbte Zungenoberfläche am linken Bildrand, darunter einzelne über 1 mm große Gefäße. Durch die Aufbereitung sind die Erythrozyten in den großen Gefäßen nicht mehr zu erkennen. Unten rechts ist ein noch relativ großes Erythrozyten- haltiges Gefäß. Am Bildrand rechts die angeschnittene Zungenmuskulatur. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 44 | ZAHNMEDIZIN

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