Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (603) dreimonatigem Follow-up und weitere elf prospektive Studien (n = 258) mit einem sechsmonatigem Follow-up wurden analysiert. Erfasst wurden die postoperative Reduktion der TST (pri- märe Zielgröße) und der prozentuale Anteil von geschlossenen Taschen (sekundäre Zielgröße). Die Evidenz zeigte eine durchschnittliche Reduk- tion der TST von 1,7 mm nach sechs Monaten, einen mittleren Anteil an geschlossenen Taschen von 74 Pro- zent und eine durchschnittliche Reduktion des BOP um 63 Prozent. Tiefere Taschen (> 6 mm) zeigten eine größere mittlere Reduktion der Taschensondierungstiefe von 2,6 mm (Abbildung 2). Die Evidenz war in allen elf Studien, die in die Prä- und Post-Behandlungs- Analyse eingeschlossen waren, kon- sistent und wurde deshalb als hoch bewertet. Die meisten Studien wur- den im gut kontrollierten wissen- schaftlichen Umfeld durchgeführt und schlossen nur Patienten ohne systemische Erkrankungen ein. Ob- wohl Ergebnisse aus Studien mit sys- temisch erkrankten Patienten nicht in dieses systematische Review ein- geschlossen wurden, gibt es einen Konsens, dass subgingivale Instru- mentierung auch in diesen Patienten- gruppen effektiv ist [Sanz et al, 2018; 2020], aber für die Bestimmung der Effektgröße bedarf es weiterer Studien. SUBGINGIVALE INSTRUMENTIERUNG Evidenzbasierte Empfehlung (2.1): Die subgingivale Instrumentierung soll eingesetzt werden, um Parodontitis durch die Reduktion der Taschensondierungstiefe (TST), der gingivalen Entzündung und der Anzahl erkrankter Bereiche/Stellen zu therapieren. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Empfehlung (2.2): Es konnten keine Unterschiede gezeigt werden. Die subgingivale Instrumentierung soll mit Hand- oder maschinell betriebenen (Schall-/Ultraschall-) Instrumenten entweder allein oder in Kombination durchgeführt werden. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Empfehlung (2.3): Die subgingivale Instrumentierung sollte entweder traditionell quadrantenweise oder im Full-Mouth-Vorgehen (innerhalb von 24 h) unter Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils des Patienten durchgeführt werden. Konsensstärke: starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2021] Empfehlungs- grad Abb. 2: a) Initialer Befund einer unbehandelten Parodontitis Stadium III, Grad B: Taschensondierungstiefen 5 mm mit Blutung und Suppuration. b) Die auf der Gingiva aufliegende Schallscalerspitze verdeutlicht, wie tief die Spitze in den subgingivalen Raum eingebracht werden muss, um subgingivalen Zahnstein und Biofilm adäquat zu entfernen. c) Nach Lokalanästhesie wird die Schallscalerspitze, genau wie zuvor die Parodontalsonde, 5 mm in die parodontale Tasche eingebracht. d) Die aktivierte Schallscalerspitze muss durch Wasser gekühlt werden. Hierdurch werden gelöster Biofilm und Zahnstein aus der parodontalen Tasche herausgespült. Das Behandlerteam muss wegen des ebenfalls entstehenden Aerosols Schutzmaßnahmen ergreifen. e) Klinisches Bild unmittelbar nach Abschluss der subgingivalen Instrumentierung. Dem Patienten wurden keine adjuvanten Antiseptika oder Antibiotika verordnet. f) Reevaluation: Nach acht Wochen wurde der Reevaluationsbefund erhoben. Das klinische Bild zeigt einen weitgehend entzündungsfreien Zustand. Die Taschensondierungstiefe ist auf 3 mm reduziert. Diese Reduktion ergibt sich aus etwa 1 mm klinischem Attachmentgewinn und 1 mm parodontaler Rezession. Fotos: Ehmke a d b e c f ZAHNMEDIZIN | 49

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