Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (604) Sind die Therapieergebnisse besser nach der Anwendung von Handinstrumenten, von maschinell betriebenen Instru- menten (Schall/Ultraschall) oder deren Kombination? Es gibt eine Vielzahl an Instrumenten für die subgingivale Instrumentierung (Abbildung 3). Es wurden vier RCTs (n = 132) identifiziert. Die Ergebnisse wurden nach 6/8 Monaten für TST- Reduktion (primärer Endpunkt) und Gewinn an klinischem Attachment- niveau (CAL, sekundärer Endpunkt) bewertet. Die Evidenz zeigte keine kli- nisch relevanten oder statistisch sig- nifikanten Unterschiede zwischen der Instrumentierung mit verschiedenen Instrumenten. Die Ergebnisse wurden als stark und konsistent bewertet. Die Anwendung aller Instrumenten- typen ist techniksensitiv und bedarf deshalb eines speziellen Trainings. Falls berichtet, wurden keine offen- sichtlichen Unterschiede zwischen manuellen und maschinellen Instru- menten in Bezug auf postoperative Sensitivität gefunden. Auch existiert keine Evidenz dafür, dass ein Instru- mententyp bezüglich der benötigten Behandlungszeit überlegen ist. Die Patientenpräferenz in Bezug auf die Wahl des Instrumentariums ist zu be- rücksichtigen. Kosteneffektivität wur- de in diesen Studien nicht bewertet. Die meisten Studien wurden in gut kontrollierten Forschungsumfeldern an spezifisch ausgewählten Patienten- gruppen und unter Lokalanästhesie durchgeführt. Die Behandler sollten sich darüber im Klaren sein, dass neue Instrumente (zum Beispiel Mini-Instrumente) in den verfügbaren Studien nicht unter- sucht wurden. Die Wahl des Instru- ments sollte auf der Erfahrung, den Fertigkeiten und den Präferenzen des Behandlers zusammen mit der Patientenpräferenz beruhen. Sind die Therapieergebnisse bei quadrantenweisem Vorgehen über mehrere Termine oder im Full-Mouth-Ansatz (innerhalb von 24 Stunden) besser? Die subgingivale Instrumentierung wurde traditionell in mehreren Sit- zungen (das heißt quadrantenweise) durchgeführt. Alternativ wurden so- genannte „Full-Mouth“-Protokolle vor- gestellt. Diese beinhalteten ein- und zweizeitige Therapien innerhalb von 24 Stunden. Diesem Ansatz liegt die Überlegung zugrunde, dass bei einer zeitlich komprimierten Vorgehens- weise das Risiko einer Reinfektion der instrumentierten Taschen durch pa- rodontalpathogene Mikroorganismen aus den noch nicht instrumentierten Taschen vermindert werden könnte (Abbildung 4). Protokolle, die Anti- septika beinhalteten (Full-Mouth-Dis- infection), wurden in der Analyse von Suvan et al. [2020] nicht berücksich- tigt. Eingeschlossen wurden acht RCTs (n = 212) mit einem Follow-up von ≥ 6 Monaten. Die Zielgrößen waren TST-Reduktion (primärer Endpunkt), Gewinn an klinischem Attachment (CAL), BOP-Reduktion und Pocket Closure (sekundäre Endpunkte). Es wurden keine deutlichen Unterschiede zwischen beiden Therapiemodalitäten festgestellt. Die Evidenz wurde als stark und konsistent bewertet. Die Ergeb- nisse bestätigen eine aktuelle Cochrane- Übersicht [Eberhard et al., 2015]. Behandler sollten wissen, dass es Hin- weise für systemische Auswirkungen (zum Beispiel akute systemische Ent- zündungsreaktionen) bei Anwen- dung der Full-Mouth-Protokolle gibt [Graziani et al., 2015]. Deshalb sollte solch einem Therapieansatz immer eine sorgfältige Beurteilung des all- gemeinen Gesundheitszustands des Patienten vorausgehen [Sanz et al., 2020]. Die Patientenpräferenz bezüg- lich des therapeutischen Vorgehens ist zu berücksichtigen. Es liegt nur eine begrenzte Evidenz bezüglich der Kosteneffektivität der verschiedenen Behandlungsansätze vor. 2. INTERVENTION: ADJUVANTE PHYSIKALISCHE ANSÄTZE In einer systematischen Übersichts- arbeit haben Salvi et al. [2020] zwei relevante Fragen zu adjuvanten phy- sikalischen Ansätzen bei der subgin- givalen Instrumentierung adressiert: Sind die Therapieergebnisse bei zusätzlicher Laserapplikation der alleinigen subgingivalen Instrumentierung überlegen? UNIV.-PROF. DR. MED. DENT. BENJAMIN EHMKE Direktor der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung am Universitätsklinikum Münster Waldeyerstr. 30, 48149 Münster Foto: UKM (RS) Abb. 3: Die subgingivale Instrumentierung kann mit Hand- oder Schall/Ultraschallinstrumenten erfolgen. Quelle: Jepsen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 50 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=