Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (611) Schützmannsky einen Lehrauftrag für die Vorlesung „Sozialhygiene für Zahnmediziner“ an der Universität Halle-Wittenberg. 15 Im November 1957 konnte sie dann bei Reichen- bach über „Die gelenkte individuelle Kariesprophylaxe durch Fluor in sozial- hygienischer Sicht“ habilitieren. 16 Im März 1959 erhielt sie eine Dozentur (Doz. Dr. med. dent. habil.) für das Fachgebiet Jugendzahnpflege und Kinderzahnheilkunde an der Uni- versität Halle-Wittenberg und 1960 arrivierte sie zur Oberärztin an der Jugendzahnklinik Halle sowie zur Ho- norarprofessorin für Sozialmedizin. 17 Ein weiteres Jahr später wurde sie zur Fachzahnärztin für Kinderzahnheil- kunde ernannt. 18 1962 avancierte sie zur „Chefärztin“ 19 der Hallenser Jugendzahnklinik und 1963 zudem zur (nebenamtlichen) Direktorin der Abteilung für Kinder- zahnheilkunde und Jugendzahn- pflege der Klinik für Stomatologie in Halle. 1964 erfolgte schließlich die Ernennung zum (nebenamtlichen) „Professor mit Lehrauftrag für das Fachgebiet Kinderzahnheilkunde“ an der besagten Klinik (Abbildung 2). 20 Ende 1980 wurde Schützmannsky aus Altersgründen entpflichtet. Den- noch blieb sie noch bis 1984 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachpoliklinik in Halle beschäf- tigt. 21 VOR DER WENDE GALT SIE ALS GEHEIMNISTRÄGERIN Schützmannsky pflegte zeitlebens eine enge Beziehung zu ihrem Bruder Arndt. Obwohl beide durch die Mauer getrennt waren, korres- pondierten sie wöchentlich. Auch zu ihrem Neffen entwickelte sie eine starke Bindung – was wohl auch deshalb gelang, weil sie „wunderbar mit Kindern umgehen konnte“, wie dieser erzählt: „Sehen konnten wir uns im ‚ Kalten Krieg‘ nur spärlich, da sie auch ‚ Geheimnisträgerin‘ war.“ Daher habe man sich „vor der Wende nur gelegentlich in Ost-Berlin tags- über“ getroffen. 22 Dies änderte sich nach der Wieder- vereinigung. Schützmannsky ver- brachte ihre letzten Jahre „hoch- betagt und von einer zum Glück eher blanden Demenz begleitet in einem Seniorenheim“ in Lüneburg in un- mittelbarer Nähe ihres Neffen. Sie verstarb ebenda am 10. Juni 2013 an den Folgen einer Herzinsuffizienz und wurde auf dem Friedhof der St. Laurentiusgemeinde (Am Kirchtor) in Halle bestattet. 23 Während Anna-Luise Gentz (1920– 2008) 24 in der Bundesrepublik zur Pionierin im Fach Kinderzahnheil- kunde wurde, ist Schützmannsky ebendiese Rolle in der ehemaligen DDR zuzuschreiben. Allerdings konnte sich Schützmannsky habilitieren und so ihre Hochschulkarriere weiter aus- bauen als Gentz. Wichtige Rollen als akademische Mentoren spielten hierbei Karl Scheer und Erwin Reichenbach. Scheer war nach seiner Habilitation (1933) als Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung der Leipziger Univer- sitätszahnklinik tätig gewesen, bevor er 1942 die Leitung der Leipziger Schulzahnklinik übernahm und hier Schützmannsky – im Rahmen der Pro- motion – Reihenuntersuchungen an seinen Klinikpatienten ermöglichte. Erwin Reichenbach hatte Schütz- mannsky bereits als Studentin in Leipzig kennengelernt: Er hatte dort DIE NEUE ZM-REIHE „PIONIERINNEN DER ZAHNMEDIZIN“ Dorothea Dausch-Neumann (zm 8/2021) Foto: Deutscher Zahn- ärzte-Kalender 16 (1957), 120 Gisela Schützmannsky (zm 7/2021) Foto: Deutscher Zahnärzte-Kalender 39 (1980), 65 Anna-Luise Gentz (zm 6/2021, S. 64–67) Foto: Deutscher Zahnärzte-Kalender 39 (1980), 65 Herta Byloff-Clar (zm 5/2021, S. 40–43) Foto: Byloff (2020) Elsbeth von Schnizer (zm 4/2021, S. 46–49) Foto: BArch, NS 44/121, Bl. 69 Maria Schug-Kösters (zm 3/2021, S. 44–48) Foto: Deutscher Zahnärzte-Kalender 13 (1954), 70 PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Klinisches Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen MTI 2, Wendlingweg 2, 52074 Aachen dgross@ukaachen.de Foto: privat 15 Dokumentensammlung Schützmannsky; Kleeberg (2013); 16 Schützmannsky (1957); 17 Dokumentensammlung Schützmannsky; Dtsch. Zahnärztl. Z. 14 (1959), 976; 18 Dokumentensammlung Schützmannsky; Kleeberg (2013); 19 Kürschner (1966), 2257; 20 Dokumentensammlung Schützmannsky; Kleeberg (2013); 21 Dokumentensammlung Schützmannsky; 22 Werner (2020); 23 Werner (2020); Todesanzeige Schützmannsky; 24 Groß (2021e) GESELLSCHAFT | 57

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