Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (619) Gesundheitsversorgung für jeder- mann verfügbar und bezahlbar sein. Das Strategiepapier formuliert als zentrale Problemfelder mit Handlungsbedarf: einen Mangel an gut ausgebildeten zahnmedizi- nischen Fachkräften, hohe Be- handlungskosten, unzureichende Transportanbindungen, einen Mangel an geeigneten Technologien und einen unzureichenden Fokus auf Prävention und Aufklärung. Als unterstützende Maßnahmen schlägt das Papier eine Verbesse- rung der klinischen Praxis, die Aus- und Fortbildung qualifizierten Fachpersonals und mehr Forschung in den Bereichen Evidenzbasierung oder Gesundheitsökonomie vor. \ Pfeiler 2: Mundgesundheit ist integraler Bestandteil der Allgemeingesundheit Bis 2030 soll Mundgesundheit weltweit als wesentlicher Teil in die allgemeine Gesundheits- versorgung integriert sein. Mund- gesundheit sollte sich als Teil einer gesundheitspolitischen Gesamtstrategie verstehen und zu einer verbesserten Lebens- qualität beitragen. Dazu sollte die Zahnmedizin ihre Rolle in der Prävention und Früherkennung von Krankheiten und im Erkennen von Co-Morbiditäten deutlich ausbauen, heißt es in dem Papier. Die Zahnärzteschaft sollte bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einen wichtigen Part übernehmen. Das Papier listet Maßnahmen auf, wie diese Ziele erreicht werden können. Dazu gehören Strategien zur Vermeidung von zu hohem Zucker-, Tabak- und Alkohol- konsum und die Steigerung von sportlichen Aktivitäten. Vorge- schlagen wird auch, das Bewusst- sein der Patienten für Themen der Allgemeingesundheit zu schärfen – wie etwa Diabetes, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und sonstige chronische Krankheiten. \ Pfeiler 3: Herausforderungen für den Berufsstand im Zusammenwirken mit allen Fachkräften im Gesundheits- wesen Eine wichtige Rolle im Rahmen der Zukunftsstrategie 2030 misst die FDI dem Zusammenwirken zwischen zahnmedizinischen Disziplinen und allen Fachkräften im Gesundheitswesen bei: Gesundheitsfachkräfte aus allen Fachrichtungen sollten in vollem Umfang in den Bereichen arbeiten, in denen sie ausgebildet, zugelas- sen wurden und kompetent sind, so das Votum der FDI. Die Autoren benennen globale Arbeitsmarkt- trends, die sich auch auf die Zahn- ärzteschaft auswirken werden. Dazu gehören Bereiche wie lebens- langes Lernen, Nachhaltigkeit, Migration von Fachkräften, Veränderungen in der Arbeitswelt und Digitalisierung. Folgen einer mangelhaften Fachkräftepolitik können eine Unterversorgung mit Zahnmedizinern hervorrufen, was sich wiederum negativ auf die öffentliche Gesundheit auswirken kann, warnen die Autoren. REGIONALE ANPASSUNG FOLGT Die FDI fordert Politiker und Meinungs- träger weltweit auf, Mundgesundheit als wesentlichen Teil der gesundheit- lichen Versorgung der Bevölkerung in ihre politischen Entscheidungen mit einzubeziehen. Da sich die Gesund- heitssysteme und die ökonomischen Ressourcen weltweit stark unterschei- den, sind die in dem Strategiepapier aufgezeigten Ziele und Wege nur sehr allgemein formuliert und erfordern regionale Anpassungen. pr Die deutsche Version der Vision 2030 ist in Arbeit und wird in Kürze auf der Webseite der FDI unter www. fdiworlddental.org verfügbar sein. „EIN WERTVOLLER IMPULSGEBER!“ „Das Strategiepapier kann wertvolle Impulse geben für die nachhaltige Verankerung der zahnmedizinischen Versorgung in der universellen Gesundheitsversorgung (UHC), für die Integration von zahnmedizinischer und medizinischer Versorgung, für die Stärkung von Public-Health-Prävention, für eine innovative Ressourcenplanung sowie für eine sinnvolle Qualitäts- förderung. Zudem wird die Relevanz von gesellschaftlicher Verantwortung, Nachhaltigkeit und Resilienz betont. Auch das Auftreten globaler Krisen und katastrophaler Ereignisse (wie die aktuelle Pandemie) unterstreicht die Notwendigkeit professioneller Resilienz. Das Strategiepapier hebt nicht zuletzt die Relevanz einer kontinuierlichen Stärkung von Aus-, Fort- und Weiterbildung hervor. Das Strategiepapier ist übrigens nicht als präskriptiv zu verstehen, sondern be- tont die Berücksichtigung des lokalen Kontexts und der Bedürfnisse der beteiligten Akteure.“ Prof. Dr. Dr. Stefan Listl ist Zahnarzt, Gesund- heitsökonom und Public- Health-Experte. Er lehrt als Lehrstuhlinhaber an der Universität Nijmegen und an der Universität Heidelberg, ist Mitglied der Lenkungsgruppe des Global Oral Health Report der Weltgesundheits- organisation (WHO) sowie Mitglied der Lancet-Kommission für Mundgesundheit. „EINE STEILVORLAGE!“ „Die WHO hat die Mundgesundheit aktuell verstärkt im Fokus und die „Vision 2030“ der FDI liefert detaillierte Vorschläge, wie Mund- gesundheit weltweit erreicht werden kann. Da Deutschland sich nicht von internationalen Trends abkoppeln kann, bietet die „Vision 2030“ der zahnärzt- lichen Berufspolitik in Deutschland eine Steilvorlage für eine dringend benötigte Diskussion im Berufsstand. Der praktizierenden Kollegenschaft verschafft der Bericht einen Einblick, wie sich die Zahnmedizin weltweit aufgestellt sieht!“ Dr. Michael Sereny ist Zahnarzt aus Hannover und Mitglied der deutschen Delegation der Bundeszahnärzte- kammer zur FDI. POLITIK | 65

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