Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (635) Über die neuen Hygiene-Vorschriften wurde er im Früh- jahr 2020 direkt von der Zahnärztekammer aus Madrid informiert. Zwar musste er während des Notstands nicht schließen, doch sah er sich gezwungen, seine Öffnungs- zeiten um ein Drittel zu reduzieren und zwei Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Für April und Mai erhielt er vom Staat einen Zuschuss von ungefähr 600 Euro. Auch die Sozialabgaben für die Angestellten wurden ihm in diesen Monaten um 80 Prozent erlassen. „Nur ein einziger Patient hatte Zutritt zur Praxis“, erinnert er sich. „Bei jedem Patienten waren Händedesinfektion und Fiebermessung Pflicht, danach eine Minute Mund- spülung mit Betaisodona und H 2 O 2 . Ab September konn- ten wir dann regelmäßig Schnelltests für das Personal und kritische Patienten durchführen.“ Eine Maskenpflicht gab es auf Mallorca schon ab März. Beschwerden oder Miss- achtungen gab es ihm zufolge keine: „Die Patienten haben bis auf wenige vorbildlich mitgemacht.“ „Neue Erfahrungen hat es für mich nicht so viele gegeben. Ich bin seit 40 Jahren als Zahnarzt tätig. Schön war und ist, dass durch den Hygiene-Ablauf und den Abstand alles weniger hektisch, ja ruhiger und stressfreier für Patienten und Personal zugeht“, verrät Goebel. Er glaubt, dass 2021 für Mallorca „sehr, sehr schwer“ werden wird: „Es wird mit Sicherheit drei bis fünf Jahre dauern bis sich hier auf der Insel eine Normalität einstellt.“ „MEIN MEDIZINISCHES PERSONAL IST GEIMPFT“ Dr. Pascal Wagener, Leiter der Clinica Dental „Palma- dentist“ in der Inselhauptstadt Palma, beobachtet eben- falls einen deutlichen Rückgang der Patientenzahlen seit März 2020: „Vornehmlich was Touristen und Residenten- Pendler angeht. Auch bei den deutschen Rentnern wurden deutlich weniger oder nur die dringendsten Behandlun- gen durchgeführt.“ Er wanderte 2007 wegen des Klimas und der Lebensqualität nach Mallorca aus. „Unter normalen Umständen sind die Wintermonate umsatzstärker als die Sommermonate“, führt er aus. Seine Patientenkartei besteht zum Großteil aus Residenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Großbritan- nien. Er behandelt aber auch Einheimische und „Dental- Touristen“. Seine Praxis war während des Lockdowns ab April 2020 für etwa dreieinhalb Monate geschlossen, ab Juli wurden wieder Termine gemacht. „Termine für Be- handlungen vergeben wir nur mit Vorabvereinbarung“, stellt Wagener klar. Er musste keinen seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder entlassen. Von der spanischen Regierung hat er während der Pandemie weder finanzielle Unterstützung noch Schutzmaterialien erhalten. „ERTE“– KURZARBEIT Um Massenentlassungen zu vermeiden, führte die spanische Regierung eine Kurzarbeiter-Regelung (ERTE) ein. Danach werden Arbeitgeber während des Notzustands von der Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen befreit, die Arbeitnehmer erhalten einen Anspruch auf Arbeitslosen- geld. Im Gegenzug verpflichteten sich die Unternehmen, bis mindestens sechs Monate nach Ende der Kurzarbeit keine Mitarbeiter zu entlassen. Die ERTE-Regelung gilt aktuell bis Ende Mai 2021. Auch viele Zahnärzte nutzen ERTE. Zu Beginn der Pandemie verzeichneten die Praxen einen drastischen Rückgang der Patientenzahlen und hatten nur begrenzten Zugang zu SARS-CoV-2-Tests. Vielen Zahnärzten fehlten während der Pandemie Rücklagen, um Gehälter, Sozialversicherung und Steuern für ihre Angestellten zu bezahlen. Dr. Volker Goebel betreibt seine Zahnarztpraxis „Excelent Dent“ in Cala d‘Or seit 2005. Er ist der Liebe zum Wasser und zum Wassersport wegen nach Mallorca ausgewandert. „Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.“ Fotos: Dr. Goebel PRAXIS | 81

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