Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (636) Seine Bilanz: „Die wirtschaftliche Situation auf Mallorca ist derzeit größtenteils katastrophal. Wir haben einen hohen Anteil an Arbeitslosen und eine Zunahme von Obdachlosigkeit, da der Tourismus fast komplett einge- brochen ist. Es zeichnet sich eine deutliche Abwanderung ins Ausland ab – das spanische Festland und die Kanaren sind die Ziele.“ „MEHR DEUTSCHE ALS SONST HABEN HIER ÜBERWINTERT“ „Es kamen weniger junge Spanier und weniger deutsche Rentner über 70 Jahre“, beobachtete die Zahnärztin Dr. Astrid Seyfried, die ihre Praxis in Lucmajor hat. Ihr Patientenstamm besteht zu 50 Prozent aus deutschen Residenten und zu 50 Prozent aus Spaniern. Seyfried lebt und arbeitet seit zehn Jahren auf Mallorca. In Deutschland verlor sie wegen der Gesundheitsreformen und der vielen Bürokratie fast die Lust an ihrem Beruf. Mit ihrer Auswanderung fand sie den Spaß an ihrer Arbeit wieder. Normalerweise bleiben ihre Patientenzahlen im Vergleich von Winter- und Sommermonaten unverändert. Nur im Januar und Februar kommen etwas weniger Patienten. „Ich hatte das Gefühl, dass hier dieses Jahr mehr Deutsche hier überwintert haben als sonst. Sie fühlten sich in der Corona-Zeit auf Mallorca offenbar freier oder besser als in Deutschland.“ Ihre Praxis musste sie wegen Corona keinen Tag schließen. „Mein Team hat während des Lockdowns etwa drei Viertel seiner normalen Arbeitszeit gearbeitet. Die Minusstunden wurden dann nach dem harten Lockdown nachgeholt.“ Von der spanischen Regierung hat sie keine finanzielle Hilfe bekommen, auch Schutzmaterial wurde nicht zur Verfügung gestellt. „Wir arbeiten seit der Pandemie mit doppeltem Mundschutz, Brille und Schutzschild. Jeder, der die Praxis betritt, muss zunächst die Hände desinfizieren. Alle werden für die Wartezeit mit einem Mindestabstand von zwei Metern platziert. Nach jedem Patienten wird das Behandlungszimmer intensiv gelüftet, zumeist wird sogar mit geöffnetem Fenster behandelt“, berichtet Seyfried. „Die Preise für Hygieneartikel wie Masken und Hand- schuhe sind übrigens zu Spitzenzeiten auf das Sechsfache gestiegen.“ Sie sagt: „Wir können die Situation nicht ändern. Mit Sicherheit kommen wieder deutsche Urlauber. Die meis- ten warten nur darauf, wieder reisen zu dürfen. Schon jetzt zu Ostern rechnen wir mit Touristen. Der große Tou- ristenstrom wird aber bestimmt nicht vor Juni kommen“, schätzt sie. „WIR HATTEN 40 PROZENT WENIGER PATIENTEN“ Seit dem Beginn der Pandemie sind die Patientenzahlen um 40 Prozent zurückgegangen, sagt ein Zahnarzt aus Cala Millor, der lieber anonym bleiben will. Er ist seit 14 Jahren auf Mallorca niedergelassen. Auf die Insel kam er wegen einer damals in Kraft getretenen Gesundheits- reform in Deutschland. Seine Patientenklientel beschreibt er wie folgt: „80 Pro- zent aus Deutschland, 15 Prozent aus England, der Schweiz und Österreich. Die restlichen fünf Prozent sind Spanier.“ Seine Patientenzahlen seien sommers wie winters etwa gleich. „Das einzige was variiert, ist die Behandlungsart – im Sommer haben wir mehr Schmerz- patienten, sehr oft Touristen; im Winter kommen mehr Residenten, die größere und umfangreiche Zahnersatz- arbeiten machen lassen.“ „Im ersten Lockdown mussten wir drei Wochen schließen. Wir durften nur Akut-Schmerzpatienten behandeln“, ver- anschaulicht er. „Seit April hatten wir nur dienstags, mittwochs und donnerstags halbtags geöffnet. Unsere Mitarbeiter haben wir in Kurzarbeit geschickt. Es gab aber keine Entlassungen“, betont er. Fotos: Dr. Seyfried Dr. Astrid Seyfried lebt und arbeitet seit fast zehn Jahren auf Mallorca. In Deutschland verlor sie wegen der Bürokratie fast die Lust an ihrem Beruf. Erst ihre Auswanderung und die Arbeit als Zahnärztin auf Mallorca gaben ihr den Spaß an der Arbeit zurück. 82 | PRAXIS

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