Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7
zm 111, Nr. 7, 1.4.2021, (637) „Die Patientenzahl ist seit März 2020 kurzfristig zurück- gegangen, aber jetzt ist sie wieder relativ normal“, schil- dert die Zahnärztin Dr. Adriana Besa ihre Lage. Besa hat eine Praxis im Facharztzentrum „Clinica Picasso“ in Palma. „Wir behandeln hauptsächlich Residenten: international, aber überwiegend Deutsche und Spanier“, konkretisiert sie. 2005 ist sie aus Liebe zur Natur nach Mallorca ausgewandert. „ES GAB KEINE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG“ Sie musste zwar nicht zumachen, allerdings war zwischen März und Juni 2020 die Behandlung auf Notfälle be- schränkt und sie musste ihr Team in Kurzarbeit schicken, entlassen werden musste niemand. „Es gab keine Unter- stützung, nur einen Kredit von der Bank. Die Depots hatten Lieferschwierigkeiten. Die Zahnärztekammer hat sich bemüht, die Engpässe auszugleichen. Wir hatten zwar genug Material. Schutzmaterial und Desinfektions- mittel sind jedoch teurer geworden. Masken sind teuer geblieben, die Preise für Desinfektionsmittel haben sich normalisiert“, erläutert sie. „Beruflich gesehen haben wir bewusst erlebt, wie wir von der Produktion in China oder anderen Ländern abhängig sind und dass diese Produktionskette sehr anfällig ist. Es ist gut, Vorräte zu produzieren.“ Persönlich haben für sie die Existenzängste überwogen – „die Angst vor dem Ruin, wirtschaftlich gesehen“. Für sie steht fest: „2021 wird ein schwieriges Jahr werden, da es noch nicht absehbar ist, wann die Restriktionen auf- gehoben werden. Die Menschen, die hier leben, haben starke wirtschaftliche Einbußen. Viele Unternehmen, die vom Tourismus abhängig sind, sind bankrott gegangen oder stehen auf der Kippe. Das macht sich auch beim Zahnarzt bemerkbar, da die Menschen entweder weniger Geld haben oder es erstmal nicht ausgeben wollen, um die Basis des Lebens wie Wohnen, Essen und Kinder finanzieren zu können. Es werden deutlich weniger Urlauber nach Mallorca kommen, da die meisten noch nicht geimpft sind und im Allgemeinen sich mit dem Reisen zurückhalten, solange die Pandemie nicht vorbei ist“, so ihr Ausblick auf 2021. ak DIE LAGE AUF DEN BALEAREN \ Am 18. März 2020 verkündete die spanische Regierung den Notzustand – mit Ausgangsperren und starken Bewegungseinschränkungen, die auch auf den Balearen galten. Sein Zuhause durfte man nur zum Einkaufen von Lebensmitteln, zum Arbeiten oder aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Wer gegen die Regeln verstieß, dem drohtenStrafen von 600 bis 30.000 Euro. Niemand durfte nach Mallorca einreisen, nicht einmal diejenigen, die ihren Zweitwohnsitz auf der Insel haben. \ Der erste Lockdown endete nach 98 Tagen am 22. Juni. \ Nachdem sich die Lage im Sommer etwas entspannt hatte, nahmen die Infektionen im Herbst wieder rasant zu. Da- her verhängte die spanische Regierung am 25. Oktober einen Alarmzustand, der bis zum 9. Mai 2021 gelten soll. \ Aktuell liegt die Inzidenz auf Malle bei 25. Seit dem 14. März werden die Balearen vom Robert Koch-Institut (RKI) nicht mehr als Corona-Risikogebiet eigenstuft, was einen Reiseboom für Ostern auslöste. \ Mit dem Tourismus erwirtschaften die Balearen knapp die Hälfte ihres Bruttoinlandprodukts. Wegen der langen Schließungen droht vielen Hotels und Gastronomie- betrieben das Aus. \ Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf Mallorca und den Nachbarinseln in den vergangenen zwölf Monaten um 46,9 Prozent, die Steigerung ist damit doppelt so hoch wie im gesamten Land, wo die Quote um 23,5 Prozent zunahm. Ende Februar 2021 waren 84.581 Menschen auf den Balearen arbeitslos gemeldet. Fotos: Dr. Besa Dr. Adriana Besa hat ihre Praxis im internationalen Facharztzentrum „Clinica Picasso“ in Palma und wanderte 2005 aus Liebe zum Leben und zur Natur nach Mallorca aus. PRAXIS | 83
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