Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (672) MKG-CHIRURGIE Über 70 Jahre „Zahnschmerzen“ – durch unentdeckten Fremdkörper Florian Adelmann, Falk Wehrhan, Philipp Stockmann Eine 82-jährige Patientin litt seit ihrer Jugend unter therapieresistenten chronischen Schmerzen im Gesicht. Mehrere Behandler hatten erfolglos versucht, ihr mit Zahnentfernungen und Schmerzmedikationen zu helfen. Erst die gewissenhafte Analyse in der radiologischen Diagnostik und ein hartnäckiges Nachfragen im Rahmen einer ausführlichen Patientenanamnese brachten die Autoren auf die richtige Spur. D ie Patientin wurde im Jahr 2015 mit therapieresistenten Schmerzen im Innervations- gebiet des rechtsseitigen Nervus man- dibularis vorstellig. Der überweisende Hauszahnarzt bat um Mitbeurteilung und Ausschluss einer Trigeminus- neuralgie, nachdem er bereits dentale Foki als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen hatte. Die Patientin schilderte, seit ihrer Jugend (sic!) an quälenden „Zahn- schmerzen“ zu leiden. Die Schmerzen wurden als einschießend-stechend und nicht exakt lokalisierbar im Be- reich des unteren rechten Gesichts- drittels beschrieben und seien insbe- sondere beim Essen symptomatisch. Sie berichtete weiter über eine seit sie- ben Jahrzehnten bestehende leidens- volle Odyssee, in deren Verlauf meh- rere Zahnärzte ergebnislos versucht hätten, ihr mit Zahnentfernungen oder unterschiedlichsten Schmerz- medikationen zu helfen. In unserer Praxis wurde zunächst ein Orthopantomogramm (OPG) ange- fertigt, auf dem neben einem prothe- tisch und konservierend versorgten Restgebiss im Bereich des rechten Kiefergelenks eine unklare, länglich- ovale Verschattung erkennbar war (Ab- bildung 1). Differenzialdiagnostisch vermuteten wir einen Fremdkörper oder eine langstreckige Gefäßverkal- kung. Die Patientin konnte sich aber an keine Verletzung oder mögliche andere Ursachen einer Fremdkörper- einsprengung erinnern, woraufhin eine Computertomografie (CT) zur weiteren Diagnostik veranlasst wurde. Einen Tag später meldete sich die Patientin telefonisch mit einer be- eindruckenden Geschichte: Als Sechs- DR. FLORIAN ADELMANN Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie Weißenburg, Donauwörth und Eichstätt Bismarckanlage 3, 91781 Weißenburg Foto: privat Abb. 1: Panoramaschichtaufnahme der Patientin am Tag der Erstvorstellung: Im Bereich des rechtsseitigen Processus coronoideus des Unterkiefers ist ein röntgendichtes Objekt zu identifizieren (Pfeil). Quelle: MKG Weißenburg, Donauwörth, Eichstätt 14 | ZAHNMEDIZIN

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