Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (680) PRAXIS OHNE GRENZEN IN HAMBURG Auch ohne Papiere ist man hier Mensch Jeden Mittwochnachmittag von 12.30 bis 18 Uhr haben die fünf Zahnärzte und Zahnärztinnen der Hamburger Praxis ohne Grenzen (PoG) Sprechstunde. Behandelt werden ausschließlich Menschen ohne Krankenversicherung. Hier muss niemand einen Ausweis oder eine Gesundheitskarte vorlegen. Einer der Grundsätze lautet: Wer will, kann anonym bleiben. T ermine werden nicht vergeben – die Patienten müssen pünkt- lich um 12 Uhr da sein und sich auf längere Wartezeiten einstel- len. „Wir arbeiten das dann ab. Mit Terminen gibt es nur Streit, da sich andere dann benachteiligt fühlen“, berichtet Dr. Ulrich Happ, der für den Fachbereich Zahnheilkunde ver- antwortlich ist. EIN DRITTEL DER PATIENTEN SIND DEUTSCHE Unter den Patienten sind viele Ge- flüchtete ohne Papiere, abgelehnte Asylbewerber oder EU-Bürger ohne sozialversicherungspflichtigen Job. Etwa ein Drittel sind Deutsche, die sich keine Krankenversicherung leis- ten können, weil sie zum Beispiel als Selbstständige Insolvenz anmelden mussten. 2019 wurden etwa 700 Personen zahnmedizinisch versorgt. „Bei unserer Behandlung geht es im Wesentlichen um Schmerzbeseiti- gung, Extraktionen, aber auch um Zahnerhalt, meist Füllungen“, führt Happ aus. „In Einzelfällen ist auch ein einfacher Zahnersatz nötig. Wurzelbehandlungen bieten wir nicht an, weil der Behandlungs- abschluss wegen Schmerzfreiheit und folgendem Ausbleiben der Zahnärztin Batoul S. Liebsch führt mit ihrem Assistenten Farid A. Hamyar eine Zahnextraktion durch. Hamyar kommt aus Afghanistan. Er hat in Deutschland noch keine Zulassung und darf daher nur assistieren. PoG PoG PoG Im Erdgeschoss liegt der selektive Warte- bereich. Hier füllen die Patienten ihren Corona-Anamnese- bogen aus und es wird Fieber gemes- sen. Behandlungen finden im vierten und fünften OG statt. PoG 22 | GESELLSCHAFT

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