Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (690) Ein primäres Leberkarzinom Aufgrund des nun histologisch ge- sicherten malignen Befunds wurde ein Staging eingeleitet. Die dermato- logische Untersuchung auf maligne Befunde der Haut erbrachte kein Er- gebnis. Die durchgeführte Computer- tomografie (CT) des Abdomens zeigte eine 6,5 cm große Raumforderung des linken Leberlappens. In der anschließenden Vorstellung innerhalb des interdisziplinären Kopf-Hals-Tumorboards wurde die Durchführung einer radiologisch ge- steuerten Leberpunktion zur Klärung der Genese der hepatischen Raum- forderung getroffen. Die hierbei ent- nommenen Proben zeigten abwei- chend von der primären Annahme einer Metastase des zystisch trans- formierten SCC der Parotis das Vor- liegen eines primären hepatozellulä- ren Karzinoms. In Zusammenschau der Befunde und unter Entscheidungs- findung mit dem Patienten wurde die Indikation zur Leberteilresektion mit kurativer Therapieintention gestellt. Zur Komplettierung des Stagings und mit der Frage nach einem Primarius der zystisch transformierten Raum- forderungen der Parotis wurden eine Panendoskopie ebenso wie eine Posi- tronen-Emissions-Tomografie (PET) durchgeführt, die jedoch keinen Anhalt auf das Vorhandensein eines Primärtumors gaben. Neue Raumforderungen an der Glandula parotis In der radiologischen Verlaufskontrolle zeigte sich ein rascher Progress des lokalen Geschehens mit zahlreichen neuen, weiteren Raumforderungen. Darstellbar war eine deutlich größen- progrediente, zystoide, randständig kontrastmittelaufnehmende Raum- forderung im tieferen Lappen der Glandula parotis mit einem Durch- messer von 15 mm x 13 mm, die Kon- takt zu Arteria carotis interna links zeigte. Des Weiteren konnten größen- progrediente Raumforderungen dor- sal der Arteria carotis interna und Lymphknoten im Level III und IV bis zu einem Durchmesser von 10 mm dargestellt werden (Abbildung 4). Parotidektomie Entsprechend des rasch progredien- ten Befunds wurde seitens des inter- disziplinären Tumorboards die Emp- fehlung zur radikalen Parotidektomie links und Neck Dissection ausge- sprochen. Die Operation erfolgte unter Allgemeinanästhesie über den erweiterten Zugang des ersten Ein- griffs. Nach Darstellung der Parotis- kapsel entleerte sich milchige Flüssig- keit aus dem Weichgewebe. Von cau- dal erfolgte eine subplatysmale Auf- wärtspräparation auf den Unterkiefer mit Mobilisation des Blocks und an- schließender Präparation entlang des Musculus digastricus bis hin zum Musculus sternocleidomastoideus. Nach Darstellung der Vena jugularis interna zeigte diese sich adhärent an das in den Musculus sternocleido- mastoideus eingewachsene metasta- tische Gewebe, so dass beide Struktu- ren abgesetzt werden mussten. Unter Quelle: Peer W. Kämmerer Abb. 2: Magnetresonanztomografie prä- operativ: a) T2-Wichtung: Im axialen Schnitt kommt eine hyperintense Raumforderung des oberflächlichen Lappens der linken Parotis zur Darstellung. Sie ist etwa isodens zur mit- dargestellten Rückenmarksflüssigkeit, was auf eine flüssigkeitsgefüllte Raumforderung hinweist. b) T1-Wichtung: In diesem Bild zeigen sich zwei weitere Befunde caudal der Parotisebene medial und lateral des Musculus sternocleido- mastoideus. In c) lässt sich ein 8,1 mm großer Befund direkt lateral der A. carotis interna darstellen. Er liegt direkt dorsal der Glandula submandi- bularis links. d) Computertomografie: Die Aufnahme zeigt die im Rahmen des Stagings erstdiagnostizierte Raumforderung des linken Leberlappens. Sie ist etwa 64,5 mm groß und gegenüber dem umgebenden Leberparenchym hypodens. Die spätere histopathologische Aufarbeitung ergab die Diagnose eines hepatozellulären Karzinoms. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. a b c d 32 | ZAHNMEDIZIN

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