Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (694) einem Mucoepidermoid-Karzinom und dem Speichelgangskarzinom ab- gegrenzt werden [Jo et al., 2020]. Das primäre SCC neigt zu einer des- moplastischen Reaktion und umge- bender Inflammation ohne Mucin- produktion. Letzteres Charakteris- tikum unterscheidet das SCC von einem Mucoepidermoid-Karzinom [Jo et al., 2020]. Goldenberg et al. empfahlen eine radiologische Diagnostik mittels CT oder MRT, gefolgt von einer primären histologischen Sicherung des Befunds mittels Feinnadelbiopsie. Im Fall in- konklusiver oder negativer Ergebnisse wäre eine Exzisionsbiopsie durchzu- führen. Bei Vorliegen eines SCC sol- len eine Panendoskopie ebenso wie eine Biopsie des Waldeyer Rachen- rings, eine beidseitige Tonsillektomie und eine Neck Dissection erwogen werden [Goldenberg et al., 2006]. Die grundsätzliche Klassifikation maligner Tumore der Parotis unter- scheidet zwischen Befunden unter 2 cm ohne makroskopische extra- parenchymale Ausbreitung oder Nerv- invasion als T1-Befund, Befunden zwischen 2 cm und 4 cm Größe ohne extraparenchymale Ausbreitung (T2), T3-Tumoren von einer Ausdehnung über 4 cm mit und ohne extraparen- chymale Ausbreitung und T4-Befun- den mit Vorliegen einer höhergradi- gen Invasion von Nachbarstrukturen wie der Haut, der Mandibula, dem Gehörgang und des Nervus facialis (T4a) ebenso wie der Schädelgrube und einem Umwachsen der Arteria carotis (T4b) [Alvi et al.,2020]. Die Standardtherapie maligner Parotis- tumore besteht in der vollständigen Parotidektomie unter Belassen des N. facialis (solange dieser nicht befallen ist). Eine Neck Dissection ist bei kli- nisch/radiologisch auffälligem Lymph- knotenstau oder großen Befunden (T3, T4) ebenso wie High-grade- Tumoren, wie dem Mucoepidermoid- Karzinom, dem Carcinoma ex Pleo- morphes Adenom [Kämmerer et al., 2009] und dem SCC der Parotis durchzuführen. Grundsätzlich ist bei Malignomen der Parotis mit einer schlechten Ansprech- rate auf alleinige Chemotherapie zu rechnen, so dass der Bestrahlung als Adjuvanz eine besondere Bedeutung zukommt. Indikationen für eine Be- strahlung sind Tumore über 4 cm FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Plattenepithelkarzinome der Parotis sind mit einer Häufigkeit von 1,6 Prozent aller Speicheldrüsen- tumore eine Seltenheit. \ Zystisch transformierte Lymphknoten- metastasen entstammen häufig dem Waldeyer Rachenring oder den Tonsillen, weshalb eine Primär- tumorsuche mittels Panendoskopie und radiologischer Bildgebung empfohlen wird. \ In der klinischen Untersuchung von Patienten mit einer Raumforderung in einer Speicheldrüse ist auf typische Malignitätskriterien zu achten und bei Verdacht auf ein Malignom umgehend an einen Facharzt zu überweisen. \ Entscheidend ist eine repräsentative Histologie; sollte diese nicht durch eine Feinnadel-/Stanzbiopsie erreicht werden können, ist eine vollständige Exstirpation des Befunds notwendig. Abb. 5 Quelle: Peer W. Kämmerer Einteilung der Parotistumore entsprechend der aktuellen WHO-Klassifikation der Kopf-Hals-Tumore 36 | ZAHNMEDIZIN

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