Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (704) deutlicher Veränderung der Gingiva- und der Knochenkontur. Kurzfristig, das heißt in einem Zeit- raum bis zu zwölf Monaten, sind resektive Verfahren bei der Verringe- rung der TST mit 0,59 mm nach sechs Monaten und 0,47 mm nach zwölf Monaten den Zugangslappen- verfahren überlegen. Dies erfolgt jedoch auf Kosten des Attachments – es kommt insbesondere bei initial sehr tiefen Taschen (> 7 mm) zu Attachmentverlust. Der kurzfristig offenbar günstige Effekt für die TST geht bei längerfristiger Betrachtung von 36 bis 60 Monaten verloren. Auch die Unterschiede beim Attach- mentlevel gleichen sich nach 36 bis 60 Monaten zwischen den beiden Gruppen von operativen Verfahren an. Insgesamt kann man für die kurzfristige Betrachtung von einem Unterschied von 0,25 mm bei der TST und 0,03 mm beim Attachment- level zwischen den beiden Verfahrens- gruppen ausgehen. Die Entstehung von Rezessionen insbesondere bei mittlerer (0,2 bis 1,22 mm) und hoher (0,59 bis 1,47 mm) TST ist bei resektiven Eingriffen zunächst statis- tisch signifikant größer, gleicht sich jedoch ebenfalls nach fünf Jahren auf circa 1 mm bei Taschen mit mittlerer TST und circa 1 bis 2 mm bei initial hohen TST zwischen den beiden Gruppen von Verfahren an. Eine limitierte Datenlage (vier randomi- sierte klinische Studien [RCTs]) ist zu berücksichtigen. 4. GENERELLE EMPFEHLUNGEN FÜR DIE PARODONTALCHIRURGIE Welcher Versorgungslevel ist für das Management tiefer Rest- taschen mit oder ohne Knochen- taschen oder Furkationsbefall nach Abschluss der ersten und der zweiten Therapiestufe notwendig? Wird jetzt jeder Patient, der nach den Therapiestufen 1 und 2 noch tiefe Resttaschen aufweist, in jedem Fall einer chirurgischen Therapie unter- zogen? Welche Voraussetzungen sollen neben tiefen Resttaschen vorliegen, um in Stufe 3 der Parodontitisthera- pie einsteigen zu können? Die emp- fohlenen Verfahren sind wirkungs- voll, aber häufig auch technisch anspruchsvoll. Das Zahnheilkundegesetz sieht zwar keine qualifikationsspezifischen Ein- schränkungen der zahnärztlichen Berufsausübung vor, das heißt, mit der Approbation darf jeder Zahnarzt das gesamte Spektrum der Zahn- heilkunde ausüben, aber es muss auch klar sein, dass zum Beispiel der Nationale Kompetenzbasierte Lern- zielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) in Parodontalchirurgie keine Ausbildung der Zahnmedizinstudierenden auf dem Niveau der Handlungskompetenz vorsieht. Die Kompetenz auf diesem Feld muss postgradual erworben wer- den. Die Leitlinie fordert allerdings, dass der Zugang zu dieser Versorgung für die Patienten verbessert werden sollte. Aber nicht nur Zahnärzte müssen bestimmte Voraussetzungen für die Durchführung parodontalchirurgi- scher Verfahren erfüllen, sondern auch die Patienten. Wie wichtig ist die adäquate Mundhygiene des Patienten im Kontext der chirurgischen Parodontaltherapie? Parodontalchirurgische Maßnahmen bei Patienten, die nur eine ineffektive Biofilmkontrolle betreiben, führen zu Attachmentverlusten, also zu einer Verschlechterung und nicht zu einer Verbesserung der parodontalen Situa- tion [Nyman et al., 1977]. Der Grad der individuellen Mundhygiene wird durch Erhebung eines Plaqueindex GENERELLE EMPFEHLUNGEN FÜR DIE PAR-CHIRURGIE Konsensbasierte Empfehlung (3.4): Chirurgische Therapieansätze sind effektiv, jedoch auch komplex. Deshalb sollten diese Interventionen durch spezifisch fort- oder weitergebildete Zahnärzte durchgeführt werden. Der Zugang zu dieser Versorgung sollte für die Patienten verbessert werden. Konsensstärke: starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK, 2020]* Empfehlungs- grad Foto: Holger Jentsch Abb. 3: Zugangslappen für Knochentasche am Zahn 24 CME AUF ZM-ONLINE S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I-III“, Klinische Empfehlungen zur dritten Therapiestufe Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. 46 | ZAHNMEDIZIN

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