Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

Die Corona-Pandemie hat zwangs- läufig dazu geführt, dass wir uns in Deutschland viel mit uns selbst beschäftigen, sei es im privaten, beruflichen oder staatlichen Umfeld. Das ist – trotz aller manchmal sehr deutschen Tendenzen zur „Nabel- schau“ – ein natürlicher Prozess in einer Ausnahmesituation wie wir sie bisher noch nicht erlebt haben. Umso erfreulicher ist, dass sich auch in diesen schwierigen Zeiten viele Kolleginnen und Kollegen sozial engagieren. Sie helfen im In- und im Ausland, in kleinen lokalen Projek- ten wie in groß angelegten Hilfsein- sätzen, als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer oder in vielköpfigen Teams, die teilweise mit internationalen Hilfsorganisationen zusammen- arbeiten. Unterstützt werden Kinder und Senioren, Obdachlose und Drogenabhängige, Geflüchtete in Deutschland und Hilfsbedürftige in Entwicklungs- und Schwellenlän- dern. Die konkrete Hilfe kann eine kostenlose zahnmedizinische Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung sein oder die Einrichtung einer Zahn- beziehungs- weise Krankenstation in Regionen, wo es nur eine spärliche Gesund- heitsversorgung gibt. Viele Kollegin- nen und Kollegen opfern nach wie vor große Teile ihrer Freizeit für ihr ehrenamtliches Engagement und stecken Geld und vor allem viel Herzblut hinein. Um es deutlich zu sagen: Zahnärztin- nen und Zahnärzte sind demGemein- wohl verpflichtet. Dies findet Ausdruck in der Musterberufsordnung der Bundeszahnärztekammer und im Genfer Gelöbnis. Diese Gemeinwohlverpflichtung wird tagtäglich in der Praxis gelebt, aber viele erfüllen ihre ethischen Verpflichtungen über diesen eigentli- chen Auftrag hinaus und engagieren sich zusätzlich auf vielfältige Weise auch unter den Bedingungen der Pandemie ehrenamtlich. Es zeigt sich derzeit deutlich, dass dieses Engagement notwendiger denn je ist, da die Corona-Pandemie soziale Ungleichheiten im Inland und in noch größerem Maße im Aus- land verschärft. Sie wirkt dabei wie ein Brennglas. Auf der anderen Seite verkompliziert sie aber auch viele Hilfseinsätze, macht sie sogar oft unmöglich. Einsätze im Ausland waren durch (Ein-)Reiseverbote nicht durchführ- bar. Im Inland waren Obdachlosen- praxen wegen mangelnder Schutz- ausrüstung größtenteils geschlossen. Teilweise waren Spendenrückgänge zu verzeichnen. Im schlimmsten Fall sind Hilfsprojekte zur kompletten Untätigkeit verdammt, erzielte Erfolge werden dadurch um Jahre zurück- geworfen oder gänzlich zunichte gemacht. Dennoch werden Bedürftige von Ehrenamtlichen versorgt, soweit es möglich ist. Bei aller verständlichen Ungeduld hierzulande mit dem Fortschritt der Impfkampagne dürfen wir Entwick- lungs- und Schwellenländer bei der Versorgung mit Impfstoff nicht vergessen. Gerade dort ist es vielen Menschen nicht möglich, sich aus- reichend vor dem Virus zu schützen. Eine globale Pandemie kann nur global bekämpft werden. Dies alles gehörte zu den Themen unserer diesjährigen virtuellen Kon- ferenz der Hilfsorganisationen am 12. März, mit der wir das vielfältige Engagement der Zahnärzteschaft koordinierend unterstützen und in die Öffentlichkeit tragen wollten. Dass diese Initiative der BZÄK Früch- te trägt, zeigt der Umstand, dass sich in diesem Jahr neben Prof. Dr. An- drew Ullmann (FDP), stellvertreten- der Vorsitzender des Unterausschus- ses Globale Gesundheit des Deutschen Bundestags, auch erst- mals die Parlamentarische Staatsse- kretärin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Maria Flachsbarth (CDU), an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wandte. Die Initiativen der Zahnärzteschaft werden also auch verstärkt von der Politik wahr- genommen – was im besten Fall zu dem Bild von uns Zahnärztinnen und Zahnärzten führt, das den Berufsstand wirklich kennzeichnet. Wir möchten daher an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen, die sich trotz einer vielleicht schwieri- gen persönlichen Situation ehren- amtlich in den zahlreichen zahnärzt- lichen Hilfsorganisationen engagieren, ganz herzlich danken. Die Zahnärzteschaft kann zurecht stolz auf Sie sein. Prof. Dr. Dietmar Oesterreich Vizepräsident der Bundeszahn- ärztekammer Dr. Karsten Heegewaldt Vorstandsreferent für Soziale Auf- gaben und Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer Fotos: ZÄK Berlin, BZÄK Soziales Engagement ist wichtiger denn je 06 | LEITARTIKEL

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