Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (732) MKG-CHIRURGIE: DIFFERENZIALDIAGNOSE EINES GAUMENTUMORS Intraorale Manifestation eines Multiplen Myeloms Maximilian Riekert, Max-Philipp Lentzen, Joachim E. Zöller Hämatoonkologische Erkrankungen wie das Multiple Myelom können sich durch mannigfaltige Symptome zeigen - auch im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich. Im vorliegenden Fall manifestierte sich die Erkrankung durch einen Gaumen- tumor. Manifestationen können dabei sowohl im Laufe der Behandlung von Myelompatienten, aber auch bereits vor der Erstdiagnose auftreten und führen zur Konsultation von Zahnärzten und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen. Wichtig ist vor allem die zeitnahe Einschaltung der Spezialisten aus MKG-Chirurgie und Onkologie. E in 58-jähriger Patient stellte sich mit einer neu aufgetretenen Schwellung zentral im Bereich des harten Gaumens in der Ambu- lanz unserer Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vor. Nach eige- nen Angaben wurde die Schwellung erstmalig vor wenigen Wochen durch den Patienten beziehungsweise sei- nen Hauszahnarzt bemerkt. Die allge- meine Anamnese ergab ein Multiples Myelom vom Kappa-Leichtketten- Typ, Stadium DS IIIA, ISS I (Erstdiag- nose 11/2015) mit multiplen Osteoly- sen bei disseminiertem Befall des Achsenskeletts und pathologischer Klavikula-Fraktur. Bei Zustand nach Apoplex umfassten die weiteren Vorerkrankungen ein Harnverhalt bei neurogener Blasenentleerungsstö- rung, eine Femurfraktur bei Zustand nach Sturz sowie eine pathologische Humerusfraktur. Der Patient erhielt seit April 2016 das intravenös verabreichte Bisphos- phonatpräparat Zolendronat einmal monatlich in der Dosierung 4mg. Beim Auftreten einer medikamenten- assoziierten Osteonekrose des Unter- kiefers erfolgte die Unterbrechung der Bisphosphonat-Therapie im Januar 2018 und die modellierende Osteo- tomie mit plastischer Schleimhaut- deckung in Regio 044 bis 048 durch unsere Klinik. Im Rahmen der medi- kamentösen, hämatoonkologischen Myelomtherapie erhielt der Patient ei- ne Chemo- beziehungsweise Immun- therapie. Osteolysen der Brust- und Lendenwirbelkörper wurden durch eine Strahlentherapie behandelt. Bei unauffälligem extraoralen Befund imponierte intraoral ein 2 cm x 2 cm großer, zentral im Bereich des harten Gaumens gelegener Tumor (Abbil- dung 1). Die Raumforderung zeigte sich palpatorisch weich, nicht ver- schieblich, nicht fluktuierend und prall-elastisch. Die Mundschleimhaut wies in regio 044 und 048 bei Zustand nach operativer Therapie einer Osteonekrose eine narbige Ver- änderung auf. DR. MED. DR. MED. DENT. MAX-PHILIPP LENTZEN Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Universitätsklinik Köln Kerpener Str. 62, 50937 Köln Foto: Klaus Schmidt, MedizinFotoKöln Abb. 1: Intraoraler Befund der weichen, prallelastischen Raum- forderung im Bereich des harten Gaumens. Foto: Maximilian Riekert 74 | ZAHNMEDIZIN

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