Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (733) Bei primärem Malignitätsverdacht wurden neben einer intraoralen Manifestation des Multiplen Mye- loms weitere Lymphome und andere maligne Raumforderungen wie Plattenepithelkarzinome, Speichel- drüsenkarzinome, Metastasen und Sarkome als mögliche Diagnosen in Betracht gezogen. Weniger wahr- scheinliche, benigne Prozesse des harten Gaumens, welche sich in Form von Adenomen, Fibromen, Hämangiomen, Mukozelen, Epuliti- den oder Abszessformationen äußern können, wurden zunächst nur unter- geordnet in Erwägung gezogen. Im Rahmen der weiterführenden Diagnostik, führten wir eine Magne- tresonanztomografie Kopf/Hals durch. Hierbei zeigte sich eine zirku- läre, flaue, T2-Signal angehobene, randständig kontrastmittelaufneh- mende Raumforderung des zentralen harten Gaumens mit Verdacht auf eine angrenzende ossäre Infiltration der Nasenhaupthöhle und einer Aus- dehnung von 15 x 20 x 19 mm. Die Raumforderung zeigte sich im Ver- gleich zu einer, bereits vor sechs Wochen erfolgten CT-Kontrolle im Rahmen des Re-Stagings, deutlich größenprogredient (Abbildung 3). In der Panoramaansicht des aktuel- len digitalen Volumentomogramms (DVT) zeigten sich osteolytische Läsionen des Unterkieferknochens sowie eine Minderung der vertikalen Knochenhöhe im vierten Quadran- ten bei Zustand nach modellieren- der Osteotomie. Aufgrund des ausgeprägt vaskulari- sierten Tumors und bei Einnahme von Antikoagulantien erfolgte die Biopsie der Raumforderung unter stationärer Überwachung des Pa- tienten und in Intubationsnarkose. Hierbei wurde die Raumforderung bis auf das Niveau des Hartgaumens unter ausgiebiger Blutstillung und Ligatur der linken Arteria palatina Abb. 2: In der OPG-Ansicht des aktuellen DVTs lassen sich im Unterkiefer mehrere osteolytische Läsionen (rote Pfeile) erkennen. DR. MED. DR. MED. DENT. MAXIMILIAN RIEKERT Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Universitätsklinik Köln Kerpener Str. 62, 50937 Köln Foto: Michael Wodak, MedizinFotoKöln Quelle: Maximilian Riekert Abb. 3: Das MRT Kopf/Hals zeigt das Plasma- zellmyelom, welches bereits den Nasenboden destruiert hat (rote Pfeile). A (STIR-Sequenz) und B (T1-gewichtet) in koronarer Schichtführung; C (T1-gewichtet) in transversaler und D (T1-gewichtet) in sagittaler Schichtführung. Quelle: Maximilian Riekert ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. ZAHNMEDIZIN | 75

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