Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 9

zm 111, Nr. 9, 1.5.2021, (818) 2. INTERVENTION: ADJUVANTE THERAPIEN BEI GINGIVALER ENTZÜNDUNG Als Teil eines personalisierten Thera- pieansatzes kann in bestimmten Fäl- len das mechanische Biofilmmanage- ment durch ergänzende Maßnahmen begleitet werden. Um eine gingivale Entzündung in der UPT unter Kon- trolle zu halten, wurde der Gebrauch von verschiedenen Zusatzmitteln vorgeschlagen. Dazu zählen zumeist antimikrobielle Wirkstoffe in Form von Zahnpasten oder Mundspül- lösungen oder in Kombination von beidem. Die begleitende Anwendung von antimikrobiellen Wirkstoffen wurde nur für die speziellen Fälle vor- geschlagen, wenn Patienten trotz in- tensiver Bemühungen nicht in der Lage sind, den supragingivalen Bio- film adäquat und effektiv allein durch mechanische Zahnreinigung zu entfernen. Aufgrund fehlender Evidenz darf dies aber nicht auf die Bevölkerungsebene verallgemeinert werden, sondern sollte Teil des personalisierten Ansatzes der Patientenversorgung sein. Beurteilen Sie lokale Faktoren (wie Erreichbar- keit für die Reinigung) und allgemeine Faktoren (wie Allgemeingesundheit, Gebrechlichkeit oder manuelles Ge- schick / höheres Lebensalter). Anderer- seits sollten in der Empfehlung an den Patienten auch dessen Präferen- zen (Kosten, Geschmack) und etwa zu erwartende ungewollte Nebenwir- kungen (Zahnverfärbung, brennen- des Gefühl bei Verwendung) berück- sichtigt werden. Die anzuwendenden Interventionen entsprechen denen in der ersten Therapiestufe. 3. INTERVENTION: PROFESSIONELLE MECHANISCHE PLAQUEREDUKTION (PMPR) Als zentraler Bestandteil einer regel- mäßig durchgeführten UPT ist die professionelle mechanische Plaque- reduktion (PMPR) mit dafür ver- antwortlich, dass kurz- und auch langfristig nachweislich geringere Zahnverlustraten und geringere Än- derungen des klinischen Attachment- levels (CAL) erreicht werden können [Heasman et al., 2002; Trombelli et al., 2015]. Es muss aber beachtet wer- den, dass in den meisten Studien die PMPR in der UPT in Kombination Professionelle mechanische Plaquereduktion (PMPR) und alternative/adjuvante Methoden zur PMPR Konsensbasierte Empfehlung (4.14): Die professionelle mechanische Plaquereduktion (PMPR) sollte Teil der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) sein, um die Zahnverlustrate zu limitieren und die parodontalen Zustände zu stabilisieren/verbessern. Konsensstärke: starker Konsens Konsensbasierte Empfehlung (4.15): Die konventionelle professionelle mechanische Plaquereduktion (PMPR) sollte nicht durch alternative Methoden (Er:YAG-Laser-Behandlung) in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) ersetzt werden. Konsensstärke: Konsens Konsensbasierte Empfehlung (4.16): Es sollten keine adjuvanten Methoden zur professionellen mechanischen Plaque- reduktion (PMPR) in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) eingesetzt werden. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Tabelle 4, Quelle: Leitlinie [DG PARO/DGZMK, 2020] Empfehlungs- grad Adjuvante Therapien bei gingivaler Entzündung Konsensbasierte Empfehlung (4.10): Die häusliche mechanische Entfernung des Biofilms bildet die Grundlage der Behandlung einer gingivalen Entzündung. Ergänzende Maßnahmen, einschließlich antimikrobieller Wirkstoffe, können in bestimm- ten Fällen als Teil des personalisierten Therapieansatzes erwogen werden. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Empfehlung/Stellungnahme (4.11): A) Empfehlung: Die Verwendung von adjuvanten antimikro- biellen Wirkstoffen kann in bestimmten Fällen bei Parodontitis- patienten in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) erwogen werden, um gingivale Entzündungen unter Kontrolle zu bringen.(B) Stellungnahme: Wir wissen nicht, ob andere ad- juvante Mittel (wie Probiotika, Präbiotika, antiinflammatorische Mittel, antioxidative Mikronährstoffe) effektiv in der Kontrolle von gingivaler Entzündung bei Patienten in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) sind. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Empfehlung (4.12): Wenn antimikrobielle Wirkstoffe in Zahnpasten als Adjuvans bei Patienten in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) eingesetzt werden, sollten Produkte gewählt werden, die Zinnfluorid-Natrium- hexametaphosphat für die Kontrolle gingivaler Entzündung beinhalten. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Empfehlung (4.13): Wenn eine Mundspüllösung mit antimikrobiellem Wirkstoff als Adjuvans bei Patienten in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) eingesetzt wird, sollten Produkte gewählt werden, die Chlorhexidin, ätherische Öle oder Cetylpyridiniumchlorid für die Kontrolle gingivaler Entzündung beinhalten. Konsensstärke: starker Konsens Tabelle 3, Quelle: Leitlinie [DG PARO/DGZMK, 2020] Empfehlungs- grad 52 | ZAHNMEDIZIN

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