Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 9

zm 111, Nr. 9, 1.5.2021, (820) mit anderen Interventionen (zum Beispiel wiederholte Mundhygiene- instruktionen, zusätzliche aktive The- rapie) untersucht wurde, was einen direkten Rückschluss auf deren allei- nigen Effekt für den Zahnerhalt und die Stabilität der parodontalen Zu- stände sowie deren Einflussgröße er- schwert [Trombelli et al., 2015]. Weiterhin sollte bei der Betrachtung der Empfehlungen zu adjuvanten Maßnahmen zur PMPR – wie der antimikrobiellen Photodynamischen Therapie (aPDT) oder alternativer Verfahren wie der Er:Yag-Laseranwen- dung – beachtet werden, dass sich in der zugrunde liegenden systema- tischen Analyse von klinischen Stu- dien von Trombelli et al. für diese Verfahren keine größeren klinischen Effekte nachweisen ließen [Trombelli et al., 2020]. Eine vorhergehende spezifische syste- matische Analyse zur aPDT aus dem Jahr 2017 von elf klinischen Studien konnte zumindest kurzfristig (drei Monate) eine zusätzliche Taschen- reduktion von 0,12 mm zur PMPR nachweisen [Xue et al., 2017]. Un- berücksichtigt blieben in all diesen Untersuchungen aber relevante Be- trachtungen zur Kosten-Nutzen- und Kosten-Effektivität-Relation. Auch ist der Zulassungsstatus der bei der aPDT verwendeten Farbstoffe/Photosensiti- zer in Deutschland für die subgingi- vale Applikation unklar und subanti- mikrobielles Doxycyclin (SDD) besitzt in Deutschland gar keine Zulassung, weshalb eine modifizierte Empfehlung 4.16 erfolgte. 4. INTERVENTION: KONTROLLE DER RISIKOFAKTOREN Wie bereits für die erste Therapiestufe ausführlich erläutert (zm 6, 7, 8/2021), profitieren Parodontitispatienten hin- sichtlich ihrer parodontalen Stabilität von zusätzlichen Maßnahmen (wie einer Überweisung zur weiterführen- den Beratung oder einer Pharmako- therapie zur Kontrolle ihrer Risiko- faktoren Rauchen und Diabetes mel- litus), die schrittweise und individuell an die Bedürfnisse des Patienten an- gepasst empfohlen werden sollen [Ramseier et al., 2020]. Hingegen sind weitere Forschungsaktivitäten not- wendig zur Spezifikation der Form der Patientenaufklärung/-interaktion, wie zum Beispiel diese speziell auf das Alter und den allgemeinen Gesund- heitszustand auszurichten [Ramseier et al., 2020; Billings et al., 2018]. FAZIT Zusammenfassend sei betont, dass all diese vielfältigen Interventionen im Rahmen der UPT nur optimalen Nutzen entfalten können, wenn sie risikobasiert und individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Das betrifft auch die patien- tenindividuelle Anpassung der Recall- intervalle im Rahmen einer struktu- riert angelegten Nachsorge. In der Literatur konnte gezeigt werden, dass eine regelmäßige UPT im Vergleich zur unregelmäßig durchgeführten UPT mit einem geringeren Zahnver- lust assoziiert ist [Fardal und Grytten, 2014]. Die Stabilität der parodontalen Verhältnisse muss immer wieder neu zusammen mit dem Patienten und einem engagierten zahnärztlichen Team erarbeitet werden – die UPT ist ein unverzichtbarer und entscheiden- der Erfolgsfaktor für die gesamte Parodontitistherapie. \ Kontrolle der Risikofaktoren Konsensbasierte Empfehlung (4.17): Interventionen zur Kontrolle von Risikofaktoren sollen in die unterstützende Parodontaltherapie (UPT) eingebunden werden. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Konsensbasierte Empfehlung (4.18): Interventionen zur Raucherentwöhnung sollen bei Patienten in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) implementiert werden. Konsensstärke: starker Konsens Konsensbasierte Empfehlung (4.19): Die Diabeteskontrolle sollte bei Patienten in unterstützender Parodontaltherapie (UPT) gefördert werden. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Stellungnahme (4.20): Wir wissen nicht , ob körperliche Aktivität, Ernährungsberatung oder Änderung des Lebensstils mit dem Ziel der Gewichtsreduktion im Rahmen der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) von Relevanz sind. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Tabelle 5, Quelle: Leitlinie [DG PARO/DGZMK, 2020] Empfehlungs- grad ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 54 | ZAHNMEDIZIN

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