Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 9
zm 111, Nr. 9, 1.5.2021, (839) besseren Plaque-Index unterhalb des gesetzten Schwellenwerts von 20 Prozent (Abbildung 4). Nun kann die Indikation der weiterführenden parodontalchirurgischen Therapie zur Reduktion der parodontalen Rest- taschen gestellt werden. Nach durchgeführter Parodontalchi- rurgie zeigen sich keine Sondierungs- tiefen ab 6 mm mehr. Die Mund- hygiene hat sich weiter verbessert und der Entzündungsindex hat sich bei 19 Prozent eingestellt. Als Nicht- raucher sollte sein Entzündungsindex unter 23 Prozent liegen [Ramseier et al., 2015]. Da der Patient die klinischen Bedingungen der parodontalen Stabi- lität jetzt erfüllt, kann das vom Algo- rithmus vorgeschlagene UPT-Intervall von sechs Monaten ausgewählt wer- den (Abbildung 5). In diesem Beispiel wird deutlich, wie die grafische Darstellung der drei horizontalen Balken im UPT-Profil von oben nach unten interpretiert werden kann: Der Beurteilung der Mundhygiene wird immer Priorität gegeben. Danach werden die Rest- taschen und wiederum danach wird der BOP-Prozentsatz beurteilt. Mit der gemeinsamen Betrachtung aller drei Befunde kann die parodontale Stabi- liät optimal beurteilt werden. AUSWIRKUNGEN DES EINHALTENS DER UPT-TERMINE Mithilfe der klinisch erfassten Daten kann bei jedem UPT-Termin das In- tervall bestätigt oder neu festgelegt werden. Neuer wissenschaftlicher Evidenz zufolge kann mit einem kürzeren Intervall die parodontale Stabilität weiter verbessert werden [Ramseier et al., 2019]. Patienten, die regelmäßig früher als dem vor- geschlagenen Intervall zufolge zum UPT-Termin erschienen, zeigten im Vergleich zu Patienten, die zu spät zur UPT erschienen, eine parodontale Stabilisierung sowie weniger Zahn- verlust über 20 Jahre Beobachtungs- zeit (Abbildung 6). In diesem Sinne sollte die UPT nicht nur als „Erhal- tungstherapie“ verstanden werden. Die Bezeichnung „unterstützende pa- rodontale Therapie“ ist daher äußerst zutreffend, denn diese kann mithilfe der therapeutschen Maßnahmen in der UPT-Sitzung – das richtige Inter- vall vorausgesetzt – die parodontale Gesundheit tatsächlich verbessern. SCHNELLER ZUM ERGEBNIS: DIREKTERFASSUNG DER NOT- WENDIGEN KLINISCHEN DATEN Wenn für die komplette Erfassung der klinischen Daten keine Zeit vor- handen ist oder letztere routine- mäßig bereits in einer anderen Dentalsoftware eingetragen worden sind, können nach dem Klicken auf die Schaltfläche „Direkt“ die für die Bestimmung des UPT-Intervalls relevanten Befunde alternativ im ent- sprechenden Formular erfasst werden (Abbildung 7). Die im Formular einzutragenden Werte sind die Anzahl der Zähne und die Anzahl der Stellen mit Son- dierungstiefen von 4 mm, 5 mm und ≥ 6 mm. Weiter werden dort erfasst: die Anzahl der Stellen mit Furkations- befall Grad 2 oder 3 sowie prozentual die Indizes für Plaque-Index (PI%) und Bluten auf Sondieren (BOP%). Das in der Auswertung empfohlene Intervall oder ein selbst gewähltes Intervall kann letztendlich eigens im Formular eingetragen werden. PERSONALISIERTER BERICHT Das Onlineformular bietet die Mög- lichkeit, nach jeder Datenerfassung auch einen personalisierten Bericht für die Patientenberatung zu gene- rieren. Sofern für den personalisierten Bericht zusätzliche Abbildungen hinzugefügt werden sollten, kann dies individuell eingestellt werden (Abbildung 8). Soll der personalisierte Bericht auf einem Mobilgerät abgerufen werden, kann über den generierten QR-Code direkt zugegriffen werden. Persön- liche Daten der Patienten oder der Zahnarztpraxen werden durch www. perio-tools.com nicht erfasst oder an Dritte weitergegeben. ZUSAMMENFASSUNG Neuen Erkenntnissen zufolge sollte sich die Wahl des UPT-Intervalls nicht allein auf den Grad der parodontalen Entzündung stützen, sondern auch auf die Anwesenheit der Stellen mit erhöhten Sondierungswerten ab 4 mm. Das mit dem hier vorgestell- ten Onlineformular berechnete UPT- Intervall sollte nicht überschritten werden. Solange der Entzündungs- index über dem entsprechenden Schwellenwert liegt, wird das Inter- vall kürzer gehalten. Erst wenn dieser Schwellenwert unterschritten wird, kann das Intervall wieder bis zum vorgeschlagenen (Algorithmus-basier- ten) Wert erweitert werden. Keine Online-Registrierung der Daten Die im hier vorgestellten Onlinetool eingetragenen Daten werden unter www.perio-tools.com nicht registriert. In Analogie zum bereits bestehenden Online-Parodontalstatus ( www.paro dontalstatus.ch) und zur Online- Parodontal-Risikobeurteilung (www. perio-tools.com/pra) können die mit dem hier vorgestellten Tool erfassten Daten auch nicht als Datensätze auf der Festplatte gesichert werden. Empfohlen wird daher, den auf dem Formular vorhandenen Button „Drucken“ anzuklicken und das For- mular direkt auszudrucken oder als PDF-Datei auf der Festplatte abzu- speichern. \ Das Onlineformular zum Berechnen der UPT-Intervalle ist verfügbar unter: www.perio-tools.com/upt PD DR. MED. DENT. CHRISTOPH A. RAMSEIER, MAS Universität Bern, zmk Bern, Klinik für Parodontologie Freiburgstr. 7, CH-3010 Bern christoph.ramseier@zmk.unibe.ch Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 73
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